„Das war jetzt schon der zweite heftige Orkan in kurzer Zeit“, erklärte Jörn Burger, der mit seinen Mitarbeitern in diesen Tagen die schlimmsten Schäden beseitigt – die durch „Sabine“ verursachten Schäden, aber auch jene, die in der Woche zuvor Sturmtief „Petra“ angerichtet hat.

Auf 2500 Festmeter schätzt Burger, was die jüngsten Sturmböen umgeknickt oder gebrochen haben. „Insgesamt sind wir damit noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Die Bilanz hätte seinen Angaben zufolge auch wesentlich schlimmer ausfallen können.
Im gesamten Bodenseekreis sind die Sturmschäden mit rund 25 000 Festmetern zu beziffern. „Wir in Markdorf liegen ziemlich im Durchschnitt. Trotz durchaus vorhandener Höhenlagen an den Gehrenbergflanken, wo die Winde üblicherweise viel Angriffsfläche finden.“
Wie groß die Schäden letztendlich sind, hänge von vielen Faktoren ab, erklärt Burger. Ist der Boden sehr nass, gebe es für die Wurzeln weniger Halt, sodass die Stämme leichter ausgehebelt werden könnten. Eben dies sei im Gehau zu beobachten, dem Waldstück an der Bundesstraße nach Meersburg.
Dort sind aufgestellte Wurzelteller zu sehen. Außerdem aber auch abgebrochene Stämme. Vor allem Nadelbäume haben den Orkanböen nicht standgehalten. Geknickt wurden aber auch einzelne Laubbäume, obwohl deren derzeit leeres Geäst dem Wind weit weniger Angriffsfläche bietet als etwa benadelte Fichten- oder Tannenzweige.

„Der Trauf dort, der hat gehalten“, sagt Stadtförster Burger und zeigt auf den äußeren Saum des Gehau-Waldes. Über die sich biegenden Bäume sei der Wind hingweggefahren. Um dann aber dahinter, im Waldinneren, um so mehr Schaden anzurichten. Circa drei Hektar groß ist die Fläche, die nun im Nordwesten bei Riedern gesperrt worden ist, weil die Schäden erst beseitigt werden müssen. Das wird laut Burger etwa bis Ende März dauern.
Wanderwege müssen warten
Etwas länger müssen Wanderer warten, bis ihnen die sogenannte „Kastanien-Allee“ am Gehrenberghang wieder offen steht. Zuallererst gelte es dort zu räumen, wo asphaltierte Straßen und Wege entlang führen, erklärt der Stadtförster. Erst dann kommen die Waldwege und ganz zum Schluss die Wanderwege.

„Im Wald spaziert ohnehin jeder auf eigenes Risiko“, fügt Burger an. Derzeit jedoch gelte es, noch besser aufzupassen. Aus den Baumkronen könnten abgebrochene Äste fallen. Kopfschüttelnd erzählt der Stadtförster, dass er, kaum hatten sich die schlimmsten Böen gelegt, schon wieder Spaziergängern begegnet sei, die sich durchs Stämme-Mikado des Gehau-Walds kämpften.

Wie der Holzmarkt reagieren wird, weiß Burger noch nicht. Er rechnet mit Preisabschlägen in den kommenden Wochen. Wobei von den geworfenen Stämmen ohnehin in der Regel schon weniger zu gebrauchen sei, durchziehen doch oftmals Risse das Holz. Vor diesem Hintergrund wundert den Markdorfer Stadtförster kaum, dass viele Privatwaldbesitzer resignieren. Werfen ihre Bäume doch kaum noch Ertrag ab. Hinzu komme Ratlosigkeit. Der Klimawandel lasse die Temperaturen ansteigen. Bisher verlässliche Hölzer seien kaum noch sinnvoll anzupflanzen. Andere Bäume zeigten sich anfällig für Schädlinge oder Krankheiten.
Im Gehau beobachtet Burger, dass die durch Stürme leer gefegten Flächen größer und größer werden. Die Folge: Künftige Orkane werden sich noch schlimmer auswirken. Und schon jetzt sei jener Effekt so gut wie verpufft, dass im Gehölz etwa zwei Grad niedrigere Temperaturen herrschen. Das forstliche Binnenklima sei gestört.