Der Bürgerdialog zur künftigen Stadtentwicklung startet jetzt: Die Stadtverwaltung lädt am Samstag, 23. März, um 14 Uhr zur öffentlichen Auftaktveranstaltung in die Stadthalle ein. Dort sollen nun erstmals seit dem Bürgerentscheid übers Bischofsschloss am 16. Dezember die Markdorfer in die nun nötig gewordene Neuplanung für die Innenstadt eingebunden werden.

Stadt beauftragt zwei Experten
Die Stadt selbst hat dazu, neben weiteren externen Kräften wie dem Stuttgarter Büro Baldauf oder dem Sanierungsberater Roland Beck, zwei Experten für Bürgerbeteiligung mit ins Boot geholt: Professor Frank Brettschneider von der Uni Hohenheim und Wolfgang Himmel, Geschäftsführer der Konstanzer Agentur translake. Beide werden am 23. März in der Stadthalle ebenfalls zugegen sein und ihre Rollen und ihre Vorstellungen darlegen.

Thematischer Start mit Rathaus und Bischofsschloss
Thematisch soll die Bürgerbeteiligung mit dem Komplex Rathaus, Rathausareal, Bischofsschloss starten. Zu diesem Themenkomplex und zur Frage, wie ein "wertschätzender und ernsthafter Dialogprozess mit den Bürgern" (Zitat Stadtverwaltung) begonnen werden könnte, hatten sich die Stadträte, Vertreter der Verwaltung, Bürgermeister Georg Riedmann mit Himmel und Brettschneider auf einer Klausurtagung am 19. Januar in Kressbronn ausgetauscht. Ein Ergebnis dieses Austauschs ist die Bürgerdialog-Veranstaltung am Samstag übernächster Woche.

Himmel: Trauerphase scheint vorbei zu sein
Weitere Ergebnisse sollen sich aus der Veranstaltung und den Vorschlägen der Experten ergeben. Solche haben Himmel und seine Mitarbeiter – in der Stadthalle wird auch Tina Hekeler, Stadtplanerin bei translake, sprechen – gemeinsam mit der Rathausspitze bereits angedacht. "Ich denke, dass bei Verwaltung und Gemeinderat die Trauerphase vorbei ist und der Wunsch besteht, nach vorne zu schauen und gemeinsam mit den Bürgern Lösungen zu entwickeln", antwortet Himmel auf die Frage, ob und wie sehr der Bürgerentscheid noch nachwirke. Vor allem unter den Stadträten gebe es den "großen Wunsch", dass man die Bürger besser an den Planungen der Stadt beteilige, sagt Himmel.

Die Rollen müssen klar verteilt sein
Für ihn der richtige Weg, denn aus seiner Erfahrung wisse er: "Gut gemachte Bürgerbeteiligung macht Projekte besser, akzeptierter, günstiger und schneller." Voraussetzung sei aber, dass die Rollen klar verteilt und vor allem allen Seiten bekannt seien. Das heißt im Klartext: Der Gemeinderat kann Empfehlungen aus der Bürgerschaft einholen, aber er ist nicht verpflichtet, diese Empfehlungen dann auch umzusetzen. "Den Bürgern muss klar sein, dass der Gemeinderat letztendlich entscheidet", betont Himmel.

Gemeinderat muss seine Entscheidungen begründen
Damit diese Rollenverteilung von den Bürgern auch akzeptiert wird, ist aber eines ebenfalls unabdingbar: Wenn er Empfehlungen aus der Bürgerschaft ablehne, müsse der Gemeinderat dies öffentlich und stichhaltig begründen. Mit einem kommentarlosen "Nein" lässt sich der Bürger nicht mehr abfinden.

Zwei mögliche Wege zur Bürgerbeteiligung
Zwei mögliche Verfahren als Basis für eine künftige Bürgerbeteiligung nennt Himmel. Erstens könne man eine so genannte "Spurgruppe" gründen. Sechs bis acht maximal heterogene Personen (Älter/Jung, Neubürger/Eingesessene, Rathausmitarbeiter/Anwohner) könnten mit den Vorschlägen, die sie erarbeiten, die Spur legen. "30 Perspektiven lassen sich aus solch einer Gruppe durchaus ableiten", sagt Himmel.
Zweitens könne man von einer Gruppe Bürger, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden, ein "Bürgergutachten" erstellen lassen und darauf aufbauen.
Die Auftaktveranstaltung zum Bürgerdialog am 23. März in der Stadthalle
Die Veranstaltung: Die Stadt Markdorf lädt am Samstag, 23. März, von 14 Uhr bis 17 Uhr zu einer öffentlichen Auftaktveranstaltung zum geplanten Bürgerdialog über die künftige Stadtentwicklung ein. Die Veranstaltung findet in der Stadthalle Markdorf statt, alle interessierten Bürger, die sich aktiv in die Mitgestaltung der Stadtentwicklung einbringen möchten, sind laut Stadtverwaltung eingeladen. In dieser Auftaktveranstaltung möchte die Verwaltung Meinungen und Sichtweisen der Bürger einholen, heißt es.
Darum geht es: Zunächst soll es im Bürgerdialog und am 23. März um die weitere Innenstadtentwicklung mit den Bereichen Rathaus, Rathausareal und Bischofsschloss gehen. Diskutiert werden sollen aber auch weitere strategisch wichtige Themen der künftigen Stadtentwicklung. Zwei solcher Themen werden vom Rathaus bereits benannt: Geplant sei die Erarbeitung eines städtebaulichen Rahmenplans und die Fortentwicklung des Konzeptes für das Standortmarketing Markdorf Marketing.
Die Referenten: Wolfgang Himmel, Geschäftsführer der Konstanzer Beratungsagentur für Bürgerbeteiligung translake GmbH, und Tina Hekeler, Stadtplanerin bei translake, haben gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Auftaktveranstaltung organisiert und werden durch den Nachmittag führen. Professor Frank Brettschneider, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim, der die Stadt zur Bürgerkommunikation berät, wird zu Beginn des Nachmittages über die Untersuchungsergebnisse zum Bürgerentscheid am 16. Dezember berichten. Seinerzeit hatten Studierende die Wähler nach dem Urnengang befragt.
So soll es weitergehen: Die Ergebnisse der Veranstaltung wird der Gemeinderat diskutieren. Weitere Angebote sollen folgen, darunter am Freitag, 10. Mai, um 17 Uhr ein Spaziergang mit Vertretern der Verwaltung zum Bereich Rathausareal. Der Dialogbeginn für den städtebaulichen Rahmenplan und zum Standortmarketing sei im Herbst vorgesehen, heißt es.