Er mag Herausforderungen und hat sie mit der Stelle als Rektor der Jakob-Gretser-Schule auch gefunden. „Ganz so viel Herausforderung hätte es dann doch nicht gebraucht“, sagt Andreas Geiger schmunzelnd. Im Sommer waren alle bisherigen Pläne zum Umbau der Schule und dem damit einhergehenden neuen pädagogischen Konzept der Ganztagsschule durch den Gemeinderat gekippt worden.

Lösungen mussten her, das Ganztagsangebot musste angepasst werden. „Neben der Abschaffung von zwei Pausen hin zu einer längeren Pause von 30 Minuten war eine große Änderung dieses Schuljahr wie angekündigt die Verlegung des Unterrichtsbeginns auf 8 Uhr statt 7.50 Uhr“, berichtet der Rektor.
Betreuung von 7 bis 8 Uhr
Der Regelunterricht beginnt also für alle Schüler um 8 Uhr, die Betreuung im Rahmen der verlässlichen Grundschule findet von 7 bis 8 Uhr statt. „Die Umstellung des Zeitplans ist gut angelaufen und ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten“, berichtet Elternbeiratsvorsitzender Heiko Frick. „Die großen und kleinen Schüler können nun gemeinsam zur Schule laufen, das gibt noch mal einen ganz anderen Zusammenhalt“, weiß er aus Gesprächen mit Eltern und Kindern.

Hinter nur zehn Minuten Änderung am Schulbeginn verbirgt sich jedoch ein riesiger organisatorischer Aufwand und Veränderungen bis in den Nachmittag. „Aufgrund des Zwei-Schicht-Betriebs beim Mittagessen sind wir auf Anlieferungszeiten und weitere Vorgaben angewiesen“, erklärt Andreas Geiger. So isst die Ganztagsklasse bereits um 11.30 Uhr, während die anderen Klassen gegen 12.20 Uhr ihr Mittagessen bekommen.
„Mit Unterstützung des städtischen Personals klappt sowohl die Zeit des Mittagessens, als auch die anschließende Betreuung sehr gut“, freut sich Rektor Andreas Geiger. Doch auch hier werden bereits wieder erste Veränderungen vorgenommen. Schließlich betritt man mit dem Ganztagsbetrieb Neuland und müsse immer wieder reflektieren und agieren. „Bisher war die Betreuung in der Mittagspause in Bereiche eingeteilt, zum Beispiel Mensa, Rondell, Spielwiese.
Feste Gruppen für Betreuer
Nun sollen den Betreuern feste Gruppen zugeteilt werden, sodass die Kinder möglichst gleichbleibende Bezugspersonen haben“, erläutert Geiger die Idee. Zudem könnten die Jugendbegleiter so ganz individuell mit Blick auf die Gruppe schauen, ob Freispiel oder angeleitetes Programm benötigt wird. „Wir versuchen, von den Kindern und ihren Bedürfnissen auszugehen. Es wird organisatorisch sicher nicht so einfach, aber wir wollen diese Idee ausprobieren“, so der Schulleiter.

Neu im Schuljahr 2019/2020 ist auch der Übergang zur Ganztagsschule. So gibt es das erste Mal eine Ganztagsklasse und eine Mischklasse mit Regelkindern und Ganztagskindern. Eva-Maria Weiss, Lehrerin der 1c mit 26 Schülern, freut sich, dass das reine Ganztagskonzept so gut angenommen wurde. „Ich schätze an diesem Konzept, dass ich sehr frei in der Strukturierung und Rhythmisierung meines Unterrichtes bin“, erklärt die Pädagogin. Der Unterricht lässt sich gut an die Klasse anpassen, statt Hausaufgaben gibt es mehr Übungsphasen während des Unterrichts.
Drei Stunden mehr pro Woche
Drei Stunden mehr Unterricht haben die Ganztagsschüler auf die Woche gesehen, unterrichtet wird von 8 Uhr bis 11.30 Uhr und von 13.30 bis 15 Uhr. „Dafür genießen sie ihre lange Mittagspause, das finden die Kleinen schön“, sagt Eva-Maria Weiss. Auch Sabine Herzog, Lehrerin der Mischklasse, ist bisher positiv angetan. Sie schätzt es, öfter in kleinen Gruppen und dadurch individueller arbeiten zu können. „Vier Stunden am Vormittag haben wir alle gemeinsam Unterricht. Mal arbeite ich dann noch mit den acht Regelkindern in der fünften Stunde, mal mit den 16 Ganztagskindern am Nachmittag“, erklärt sie.
Das Raumproblem ist jedoch immer noch nicht gelöst. Vorerst wurden die Klassenzimmer der beiden Klassen im Erdgeschoss nahe Bücherei und Musiksaal angesiedelt. „Hier besteht zumindest die Möglichkeit, die Klassenzimmer zu öffnen und einen Lernraum zu gestalten“, beschreibt Andreas Geiger. Offiziell ist neben den Gangflächen der Ruheraum der einzige für den Ganztag ausgewiesene Raum. Andreas Geiger ist in Bezug auf das pädagogische Konzept wichtig, die Betroffenen immer mit einzubeziehen.
Arbeitsgruppe tagt regelmäßig
Und so tagte die Arbeitsgruppe, um Positives und Negatives zu reflektieren und nächste Schritte anzuvisieren. Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern des Schulträgers, der Schulleitung, zwei Lehrkräften und Vertretern der Eltern. Heiko Frick kann vonseiten der Eltern von vielen positiven Rückmeldungen berichten und ist begeistert, wie sich Schüler und Lehrer in das Konzept einfügen: „Wir müssen alle erst mal hineinwachsen in diesen von Herrn Geiger benannten Rohdiamanten Ganztagsschule und die Kanten herausfinden, die es noch zu schleifen gilt.“
Für Geiger sind wichtige Schritte die Überarbeitung der Betreuungsform in der Mittagspause und die Planung und Anmeldungen für das Schuljahr 2020/2021. „Zum 1.3.2020 sollten die Schulanmeldezahlen stehen und damit auch die Ganztagsabfrage“, erklärt er.
Sorge bereiten ihm dabei die Gedanken von Landesregierung und Kultusministerium, mehr Geld in die Betreuung zu investieren. „Wir setzen gerade auf den Ganztag, wenn nun die Betreuung gestärkt wird, läuft es wieder in eine andere Richtung. Je nach Entwicklung könnten unsere Anmeldungen für den Ganztag also jährlich schwanken“, meint er. Seine Herausforderung bliebe ihm so jedenfalls erhalten.