Bunt ragten sie während der Sommerferien wie Kamine über das Geländer vor der Geschäftsstelle von Markdorf Marketing. Markdorf-Marketing-Geschäftsführerin Lucie Fieber erzählt, Ziel dieser Aktion mit den neun bunten Schloten sei es gewesen, mit den Menschen in einen Austausch zu kommen, Meinungen zu hören, Stimmen und Stimmungen aufzunehmen. "Es sollte daraus ein gemeinsamer Prozess entstehen, um herauszuarbeiten, was Markdorf noch lebenswerter machen könnte", sagt Fieber. "Im Prinzip ging es darum zu definieren, was in Markdorf bereits gut ist und wo man nachjustieren muss." Es ginge darum, Stärken zu stärken und Schwächen auszubessern.
167 Beiträge von Bürgern gingen ein

Insgesamt 167 Beiträge von Bürgern sind eingegangen. "Ich bin positiv überrascht, dass sich so viele Menschen daran beteiligt haben, manche haben sich dabei richtig Mühe gemacht", sagt Fieber. Beim Auswerten habe sich deutlich gezeigt, dass die Bereiche Wirtschaft, Tourismus, Handel und Verkehr im Fokus stehen. Einen vergleichsweise hohen Stellenwert nimmt das Thema Fahrrad und Abstellmöglichkeiten an zentralen Stellen ein. Auch neue, attraktive Sitzgelegenheiten und gemütliche Plätze in der Innenstadt stehen auf der Wunschliste der Markdorfer.
Verkehr ist ein großes Thema
Darüber hinaus zeigt sich an den Auswertungen, dass Verkehr und Parkplatzsituation im Stadtkern zentrale Themen sind: Stadtgrabenproblematik, Verkehrsberuhigung, Einbahnstraßen, Fußgängerzone und Stadthotel sind unter anderem die Themen, die für die Markdorfer zum Gesicht ihrer Stadt beitragen. Des Weiteren geht der Wunsch der Bürger in Richtung eines größeren und vielfältigeren Gastronomieangebots mit Außenbereich – und nach keiner weiteren Dönerbude.
Auch Jugendliche machten bei der Umfrage mit
Dann sind da noch die kuriosen Beiträge, wie etwa: "Ein Snipes-Shop fehlt!" Lucie Fieber lacht: "Da musste ich mich erst mal erkundigen, was das überhaupt ist." Vermutlich kennen hauptsächlich Familien mit Teenagern die Kette, in der Schuhe und Klamotten verkauft werden. "Aber ich finde das echt klasse, dass sich auch viele Jugendlichen an der Umfrage beteiligten", sagt Fieber. Das sei an den Beiträgen ganz deutlich zu sehen.
Fieber: "Können nicht alles ändern, aber Impulse weitergeben"
Nächster Schritt wird sein, auf die Anregungen einzugehen und sie konkret anzusprechen. "Kommunalpolitische Dinge können wir natürlich nicht verändern, aber wir können Impulse weitergeben." Auch könne dem Wunsch etwa nach einem größeren Gastronomieangebot oder der Änderung der Öffnungszeiten im Einzelhandel nicht entsprochen werden. "Das liegt immer im persönlichen Ermessen. Da kann keiner dazu gezwungen werden." Auch auf die missliche Situation beim Bahnübergang oder bei der Ampelanlage am Stadtgraben habe man keinen unmittelbaren Einfluss.
Wunsch nach aktiver Bürgerbeteiligung spürbar

Wie Lucie Fieber sagt, sei der dringliche Wunsch nach einer aktiven Bürgerbeteiligung sichtbar geworden. "Die Erwartungshaltung der Bürger wird immer höher und dem müssen wir gerecht werden", spannt Fieber den Bogen zum Struktur- und Gesellschaftswandel. Dieses Anspruchsdenken erfordere Veränderungen. Was früher gut gewesen sei, reiche heute oftmals nicht mehr aus. Internet-Handel und das rasante Fortschreiten der Technik berührten alle und veränderten alles. Freie Parkplätze lockten die Menschen nicht mehr in die Stadt zum Einkaufen, wenn keine Aufenthaltsqualität gegeben sei.
Bürgerwerkstatt im Frühjahr 2019 geplant
Wie geht es jetzt weiter? "Es reicht nicht, diese Forderungen und Anregungen einfach weiterzugeben", sagt Lucie Fieber. Es müsse daraus ein Miteinander, ein dynamischer Prozess entstehen. Unter der Moderation von Professor Alexander Doderer soll im Frühjahr in der Stadthalle mit einer Bürgerwerkstatt der nächste Schritt in Richtung lebenswertes Markdorf getan werden.
War die Säulen-Idee ein spielerischer Ansatz, soll nun laut Lucie Fieber Konkretes erarbeitet werden. "Wir müssen Verantwortliche suchen, damit es weiter geht. Und wir müssen Initiativen gründen und Strukturen schaffen, damit wir alle miteinander etwas verändern können."
Die Auswertung
Diese neun Bereiche wurde ausgewertet: Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft, Bildung und Erziehung, Stadtgesellschaft, Kunst und Kultur, Sport und Freizeit, Natur, Stadtkern und Handel. Mehrheitlich sprachen sich die Bürger aus für: Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und Aufwertung der Fußgängerzone, den Verkehr am Stadtgraben und im Stadtzentrum besser zu lösen, mehr Gastronomie mit Außenbereichen, Fahrradabstellmöglichkeiten und Ausweitung des Radnetzes, Belebung durch ein Stadthotel. Die Bürgerbefragung entstand aus einer gemeinsamen Ideenfindung der SÜDKURIER-Mitarbeiter Helmar Grupp und Helga Stützenberger mit Lucie Fieber im Frühjahr anlässlich eines Redaktionsgespräches zum Thema Markdorfer Markenkern.