So macht Bodensee-Camping Spaß, heißt es auf der Webseite des Camping Wirthshof in Steibensteg. Es folgen Fotos von Wanderern, von Mountainbikefahrern, die durch den Wald radeln. Bilder von Eltern, die mit ihren Kindern auf einer Wiese spielen. Bilder von Caravans, die unter blühenden Obstbäumen aufgestellt sind. In einem Blogbeitrag von Ende Juni begegnen einem aber auch ganz andere Szenerien. Ein schlammbedeckter Campingstuhl, ein Haufen mit Schlappen und Sandalen – und weitere Bilder, die das Chaos aus Möbeln, Geräten und Kinderspielzeug zeigen, das der am Campingplatz entlang fließende Muldenbach in einem Vorzelt verursacht hat, als er am 26. Juni über seine Ufer getreten ist. Schließlich gibt es auch Luftaufnahmen. Mit Caravans und Wohnmobilen, die nicht auf grüner Wiese stehen, sondern in einem Überflutungsgebiet.

200 von 258 Stellplätzen waren betroffen

„Von unseren 258 Stellplätzen waren 200 betroffen“, erklärt Claudius Wirth, Geschäftsführer des Camping Wirthshof. „Wir mussten 958 Buchungen stornieren, für den Juli, den August und für den September.“ Gerade für die Monate, in denen der Wirthshof den Hauptumsatz des Jahres macht.

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Denn selbst, nachdem das Wasser wieder abgelaufen war, blieben die meisten Stellplätze im südlichen Teil der Anlage doch unbenutzbar, weil die Muldenbachfluten eine dicke Kruste aus Sand und Lehm auf dem Rasengelände hinterlassen haben. Sodass das gesamte Grün erst abgetragen, entsorgt, schließlich wieder erneuert werden muss. Und ob das bis zum Beginn der nächsten Saison – um die Osterzeit – rechtzeitig gelingen wird, das stehe noch in den Sternen, erklärt Claudius Wirth. Dass er in diesem Sommer Stammgäste abweisen musste, „das hat richtig weh getan – zum Teil sind das Leute, die jedes Jahr hier ihren Urlaub verbringen.“

Es gibt noch sehr viel fortzuräumen: Der über die Ufer getretene Muldenbach hatte am 26. Juni mitgerissen, was nicht niet- und nagelfest ...
Es gibt noch sehr viel fortzuräumen: Der über die Ufer getretene Muldenbach hatte am 26. Juni mitgerissen, was nicht niet- und nagelfest war. | Bild: Jörg Büsche

Container-Mulden statt Campingzelte

Noch immer begegnen einem deutliche Spuren: Dort, wo der Lageplan des Wirthshof-Campingareals Komfort-Stellplätze, 100 Quadratmeter mit Strom-, mit Wasser- und mit Abwasseranschluss, ausweist, dort, wo die 36 80-Quadratmeter-Stellplätze sowie 23 Plätze für Zelte sind. Etliche Nutzer hatten noch keine Gelegenheit, ihre Caravans abzuholen.

Das zerstörte Mobiliar der Caravan-Vorzelte wird in großen Container-Mulden gesammelt.
Das zerstörte Mobiliar der Caravan-Vorzelte wird in großen Container-Mulden gesammelt. | Bild: Jörg Büsche

Hier und da sind getrockneter Schlamm und Geröll zu großen Haufen zusammengeschoben. Es stehen auch noch einige mächtige Container-Mulden auf dem ehemaligen Rasen – voll mit Campingmöbeln, mit dem von der Flut zerstörten Inventar aus den Vorzelten der Campingplatz-Gäste.

Auch der vom Gehrenberg herabgespülte Schlamm muss noch entsorgt werden.
Auch der vom Gehrenberg herabgespülte Schlamm muss noch entsorgt werden. | Bild: Jörg Büsche

Was der Betrachter indes nicht erkennt auf den ersten Blick: „Auch unsere Frischwasserleitungen haben vermutlich Schaden genommen.“ Unterbrochen ist auch die Stromversorgung. Rund 500 LKW-Ladungen werde es wohl brauchen, um die von Schlamm verkrustete und deshalb für den Campingbetrieb unbrauchbar gewordene Grasnarbe abzufahren. „Damit fangen wir natürlich erst an, wenn die letzten Sommergäste abgereist sind“, sagt Wirth. Der Baustellenverkehrslärm soll ihnen erspart werden.

Der Muldenbach führt noch immer deutlich mehr Wasser als vor dem Starkregenereignis vor drei Monaten.
Der Muldenbach führt noch immer deutlich mehr Wasser als vor dem Starkregenereignis vor drei Monaten. | Bild: Jörg Büsche

Wie reagiert die Versicherung?

„Zum Glück sind wir versichert, auch gegen den während der Sommermonate entstandenen Betriebsausfall“, erklärt Claudius Wirth. Glücklich klingt er aber kein bisschen. Bei einer Schadenssumme von etwa 2,5 bis drei Millionen Euro würden Versicherungsgesellschaften ganz sicher nichts überstürzen, trotz der ausgefallenen Saison. Wirth zeigt sich wenig optimistisch. „Eins zu eins werden wir die Schäden und unsere Einbußen auch nicht ersetzt bekommen.“ Und dennoch erklärt er: „Nein, Mitarbeiter haben wir keine entlassen müssen.“ Nicht zuletzt, weil sie auch unverzichtbare Helfer bei den Aufräumarbeiten gewesen seien.