SAP in Markdorf stellt sich in der Standortleitung neu auf und bringt ein junges Führungsduo an den Start: Seit Dezember vergangenen Jahres leiten Andrea Giessmann (43) und Sebastian Grießmeyer (34) als gleichberechtigte Doppelspitze den Standort des IT-Konzerns im Gewerbegebiet Riedwiesen. Giessmann und Grießmeyer folgen auf Michael Mayer und Jochen Rominger, die Ende 2024 in den Vorruhestand wechselten.
Potenzial für 300 Mitarbeiter
Während andernorts in Markdorf Unternehmen wie Alpla oder Textron Motors, beide in der Daimlerstraße, Mitarbeiter freistellen oder es wie bei Conti Temic Unsicherheiten über die Zukunft gibt, brummen die Geschäfte bei SAP in Markdorf. Der Standort, der konzernintern als Research & Development Center (deutsch: Forschungs- und Entwicklungscenter) firmiert und sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, beschäftigt aktuell rund 260 Mitarbeiter. „Wir haben sicherlich ein Potenzial von 300 Mitarbeitern hier vor Ort und suchen auch laufend Software-Entwickler“, gibt Giessmann einen Einblick in die laufenden Geschäfte.
Enge Zusammenarbeit mit Hochschulen in der Region
Abseits der großen Metropolen, in die es viele Hochschulabsolventen zieht, müsse man in der Kleinstadt im Bodensee-Hinterland eigene Wege zur Fachkräfte-Rekrutierung gehen, berichtet die promovierte Wirtschaftsinformatikerin Giessmann. „Dabei hat sich unser Konzept der Zusammenarbeit mit den umliegenden Hochschulen sehr bewährt.“ SAP in Markdorf arbeitet mit der Dualen Hochschule (DHBW) Ravensburg zusammen und stellt jährlich rund zehn Studierende ein. Auch zur Zeppelin Universität in Friedrichshafen gibt es enge Kontakte. Und nicht zuletzt sind die SAP-Manager auch im örtlichen Markdorfer Wirtschaftskreis aktiv.
„Wir müssen mit unserem Alleinstellungsmerkmal punkten“, ergänzt Grießmeyer: „Wir können alle Vorzüge eines großen Konzerns bieten, zugleich befinden wir uns hier in einer der schönsten Regionen Deutschlands und wir haben mit der Nachhaltigkeit ein attraktives Thema für Nachwuchskräfte.“
Produktrisiko- und Gefahrgutmanagement seien unter anderem Schwerpunktthemen bei SAP in Markdorf. „Wir liefern unseren Kunden Informationen darüber, wie sie sicher mit ihren Gütern umgehen und diese prüfen. Wir unterstützen sie dadurch, ihre Prozesse zu optimieren und rechtskonform zu gestalten“, sagt Grießmeyer, der Technologiemanagement an der Universität Stuttgart studiert hat. Mit ihren unterschiedlichen Studiengängen und auch ihren unterschiedlichen Aufgaben im Unternehmen abseits der nun hinzugekommenen Standortleitung würden Giessmann und er sich gut ergänzen, sagt Grießmeyer.

Prinzip der gleichberechtigten Führung
Er ist seit drei Jahren bei SAP in Markdorf, sie seit zehn: Sie kennen die Belegschaft, mit vielen Mitarbeitern sind sie gemeinsam groß geworden im Unternehmen. Den Standort wollen sie „partizipativ“ leiten. Das heißt: „Wir gehen es gemeinsam an und jeder, der möchte, ist eingeladen, sich einzubringen“, umschreibt Grießmeyer die Führungsphilosophie. Möglich mache dies eine „familiäre Standortkultur“. „Bei uns“, ergänzt Giessmann, „duzen sich alle Mitarbeiter und auch wir werden geduzt. Wir bieten Feste für die Kinder der Mitarbeiter an, wir haben Gesundheitstage und Sportgruppen“. Gut und erfolgreich arbeiten, davon sind beide überzeugt, könne man nur in einer Atmosphäre, in der man sich auch wohlfühle.
Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
Auf der Arbeitsebene sei aktuell vor allem das Thema Künstliche Intelligenz (KI) sehr spannend: Wie bindet man KI in die Softwarefunktionen ein, wie lässt sich die KI nutzen? „Mittlerweile entwickeln wir auch Software mit eingebetteter KI“, sagt Grießmeyer. Gehe es etwa um die Dokumentation von Lieferketten, könne den Datenaustausch inzwischen die KI unterstützen. Der Vorteil: Seitenlange pdf-Dokumente müssen die Experten nicht mehr manuell auslesen und auswerten, sondern die KI erstellt bereits Vorlagen. „Die KI liest nun die Daten aus und strukturiert sie“, sagt Grießmeyer. Dies sei „wie ein weiterer Spieler am Tisch“, ergänzt Giessmann. Am Ende, so Grießmeyer, profitieren alle: „Denn die Experten bei uns und bei unseren Kunden können sich dadurch auf das Wesentliche konzentrieren.“
Natürlich brauche es bei der KI immer auch die entsprechende Kontrolle, gänzlich vogelfrei könne und dürfe man sie nicht einsetzen, sagt Standortsprecherin Bettina Wunderle: „Wir haben konzernweit eigene Ethik-Richtlinien für den Umgang mit KI erarbeitet und beraten inzwischen auch Behörden und Gesetzgeber.“