Abgerechnet wird erst nach dem Fest, erklärt Brigitte Waldenmaier. Die Vorsitzende der Stadtkapelle steht am Stadtfest-Sonntag im Küchenbereich des „Klausengartens“. So heißt die Hütte der Markdorfer Stadtmusik. „Wir hatten es immer ziemlich voll“, blickt Waldenmaier auf Freitagabend und Samstag zurück.
„Glück hatten die Vereine, die ihren Gästen ein Dach über dem Kopf bieten konnten.“ In der Nachbarhütte, beim Hepbacher Narren- und Brauchtumsverein, war das nicht der Fall. Nach dem Dauerregen wurden dort die Tische und Bänke am Samstag recht bald aufeinandergestapelt. „Vielleicht hält das Wetter ja doch noch“, hofft die Stadtkapellen-Vorsitzende für ihre Nachbarn.

Vielleicht hat Brigitte Waldenmaier noch im Ohr, was Pfarrer Tibor Nagy zu Beginn des ökumenischen Festgottesdienstes sagte: „Endlich hat der Regen aufgehört.“ Ganz sicher im Ohr hat sie noch das Solo von Stadtkapellen-Flötistin Yvonne Rist. „Es war einfach hinreißend – ich war richtig gerührt.“ Statt von der Rathausbühne aus begleitete die Stadtkapelle den von Pfarrer Nagy und Pfarrer Ulrich Hund geleiteten Gottesdienst in der St.-Nikolaus-Kirche.
Bereits am Samstagabend prostete Marina Kuhlburger Pfarrer Hund zu. Dies mit einem Crémant d‘Alsace, von dem sich auch der Geistliche noch ein Glas gönnte, bevor er sich zur Abendmesse aufmachte. Den Schaumwein aus dem Elsass haben die Gäste aus der französischen Partnerstadt Ensisheim mitgebracht.
Austauschschülerin gesucht
Kuhlburger war schon öfter in Markdorf. „Seit gut fünf, sechs Jahren komme ich regelmäßig – natürlich auch jetzt, da wir das 50-jährige Jubiläum unserer Jumelage feiern.“ Als Schülerin habe sie auch beim ersten Schüleraustausch zwischen Ensisheim und Markdorf teilgenommen. „Ich glaube, das war 1976. Ich kann mich noch gut an meine Gastfamilie erinnern, die waren toll.“ Und gerne würde sie heute etwa von ihrer damaligen Austauschpartnerin hören.
Gemeinsam feiern, gemeinsam gestalten
50 Jahre Städtepartnerschaft haben Flammkuchen, Gugelhupf und Elsässer Wein beim Stadtfest zur Selbstverständlichkeit werden lassen. Aus der vermeintlichen „Erbfeindschaft“, an die Pfarrer Hund in seinem Predigtanteil noch erinnerte, ist längst Freundschaft geworden. Und dass das auch so bleibe, darum bat Brigitte Kuhlburger, die stellvertretende Bürgermeister von Ensisheim, beim Fürbittengebet.
Zuvor forderte Pfarrer Hund die Gottesdienstbesucher noch auf: „Lasst uns aufeinander zugehen – lasst uns in unserer Stadt damit anfangen, unsere Lebenswirklichkeit gemeinsam zu gestalten.“ Ein Beispiel für solches gemeinsames Gestalten ist das Stadtfest. Das richten die Vereine aus, damit sich Menschen begegnen. Damit sie gemeinsam feiern sowie die angebotenen Speisen und Getränke genießen, wodurch die Vereine schließlich ihre Kassen auffüllen.
Die Tischtennisabteilung des SCM verkaufte bei ihrer Tombola auf der Marktstraße Lose. „3500 Lose mit 1000 Gewinnen – das ist doch eine sehr gute Quote“, erklärte Melissa Schillinger. Der Hauptpreis, ein Fahrrad, sei allerdings schon weg, verriet Joachim Kilchert, der gemeinsam mit Anton Carli trotz Dauerregens unverdrossen zum Loskauf aufrief. Überraschend gut, so berichtete Melissa Schillinger, kam der zu gewinnende Kuchen an: „Die Leute freuen sich riesig.“

Kein Los musste kaufen, wer den Rüblikuchen von Gabriele Gasteier probieren wollte. Sie verkaufte ihn im „Trachtenstüble“ der Trachtengruppe, außerdem Eierlikör-, Käsesahne- und Erdbeertorte sowie etliche weitere Kuchen. „Die haben wir alle selbst gebacken“, erklärte Trachten-Frau Schilliger. Und die Kenner kommen immer wieder.
„Wir kommen bei jedem Wetter“
Kleinen Könnern konnte zuschauen, wer die Kaujohle-Hütte in der Marktstraße besuchte. Dort bot Hardy Frick Kindern einen Schnellkurs im Brandmalen an. Während Lukas, 9 Jahre, eine Star-Wars-Figur brannte, versucht sich Livia, 4 Jahre, mit erstaunlichem Erfolg an einem springenden Pferd. Die Eltern zeigten sich ganz begeistert.

Nicht gerade begeistert, doch immerhin ganz zufrieden schaute Bettina Herman auf den Besuch der Kaujohle-Laube zurück. Nur das Wetter gefiel ihr so gar nicht. „Regen hat es ja immer mal gegeben, aber nicht drei Tage am Stück.“ Das sagte sie allerdings bereits am Samstag mit Aussicht auf einen Regensonntag, der dann doch nicht so schlimm wurde.

Konstantin Nürnberger, Silvana Metzger und Jil Fischer wäre das egal gewesen. Die drei jungen Leute „kommen bei jedem Wetter“, sagte Nürnberger. Beim Stadtfest treffen sie sich mit ihren Freunden.