Für manche Markdorfer Geschäfte scheint sich vergleichsweise schnell ein Nachmieter zu finden. Andere Immobilien, zum Beispiel das Postgebäude, stehen seit Jahren leer. Im Proma geben zum Jahresende das Schuhgeschäft Reno und die Bäckerei Kloos auf.
Es gebe zwar jemanden, der großes Interesse habe, aber bevor der Vertrag nicht unterzeichnet sei, wolle er keine Aussagen machen, ist von Nico Schneider, im Proma für das Mietermanagement zuständig, zu hören. Positiv sind ein neuer Bäcker im Markdorfer Bahnhof und die Eröffnung des Fitnessstudios Sporty Soul an Stelle des Musikgeschäfts Audio Electric.
Vielschichtige Gründe für Leerstände
Trotzdem bezeichnet Lucie Fieber, Geschäftsführerin Markdorf Marketing, die aktuelle Lage insgesamt als schwierig. So mancher Eigentümer fürchte, dass schnell wieder geschlossen werden könnte, wenn die Eröffnung zu schnell vonstattengehe. „Insgesamt haben die Leerstände in der Stadt zugenommen“, stellt Fieber fest.
Dabei seien die Gründe, warum Eigentümer und potenzielle Geschäftsinhaber aktuell nicht so leicht zusammenkommen, vielschichtig. Da sei zum einen die Energiekrise samt der damit verbundenen Verunsicherung. „Wenn drei- oder viermal höhere Nebenkosten am Ende höher sind als die Miete, ist die Zurückhaltung nachvollziehbar“, sagt Lucie Fieber. Einige Vermieter würden auch die teilweise notwendige energetische Sanierung ihrer Immobilie fürchten. Dies fange schon damit an, dass aktuell Handwerker nur sehr schwer zu bekommen seien.
Gute Konzepte funktionieren nach wie vor
Nichtsdestotrotz gebe es immer wieder Leute, die sich für ein Geschäft in Markdorf interessieren. „Hier möchte ich allen potenziellen Gründern unbedingt empfehlen, sich im Vorfeld beraten zu lassen“, sagt Lucie Fieber und nennt die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer als Ansprechpartner.
Selbstverständlich gebe es nach wie vor tolle Konzepte, die in einer attraktiven Einkaufsstadt wie Markdorf funktionieren würden. „Aber wir haben häufig auf der einen Seite den Gründer, der 50 Quadratmeter für eine eher günstige Miete sucht, und den Vermieter, der ebenfalls seine Vorstellungen hat“, schildert die Geschäftsführerin. Das sei nicht immer leicht zusammen zu bekommen.
Die Leerstände sind auch für die anderen Geschäftsinhaber kein schöner Anblick. „Alle wären froh, wenn sich wieder attraktive Geschäfte ansiedeln würden, denn das wirkt sich auch positiv auf die eigene Kundenfrequenz aus“, weiß Fieber. Je interessanter und vielfältiger das Angebot, desto besser für alle Beteiligten. Schön wäre vor allem, Betriebe anzuziehen, die es so in Markdorf noch nicht gebe.

Nicht derselbe Umsatz wie 2019
Insgesamt stellt Lucie Fieber aktuell ein sehr differenziertes Kaufverhalten in Markdorf fest. Man könne beispielsweise nicht mehr sagen, welcher Wochentag besonders umsatzstark sei. „Aktuell machen die Geschäfte jedenfalls nicht den Umsatz, den sie 2019 zu dieser Jahreszeit gemacht haben“, weiß die Marketingfachfrau. Gemeinsam mit Händlern und Gastwirten würde das Stadtmarketing aber an Konzepten arbeiten, um der ungewissen Zukunft zu begegnen.