„Wir haben deutlich mehr zu tun“, teilt Cathrin Leichtle, Tiermedizinische Fachangestellte in der Kleintierpraxis von Dr. Manfred Schumacher in Markdorf, auf Anfrage des SÜDKURIER mit. Die Zahl von Hunden, Katzen und sogenannten Heimtieren wie Zwergkaninchen und Meerschweinchen haben mit der Corona-Pandemie zugenommen – und parallel dazu die Arbeit. Als bekannt wurde, dass sich auch Haustiere mit dem Sars-Virus anstecken können – dies sind Hunde, Katzen und Frettchen -, habe es häufig Nachfragen gegeben, weil die Halter unsicher gewesen seien.

Besonders Frettchen seien hochansteckend, so Tierarzt Manfred Schumacher. Sie sind mit Nerzen verwandt, die in den Zuchtbetrieben massenhaft angesteckt waren und getötet werden mussten. „Bei uns spielen Frettchen aber keine Rolle“, sagt Schumacher. Auch die Tierärzte wussten anfangs noch nicht, wie sich das Virus gegenüber Tieren verhält. Mittlerweile hätten sich die Tierhalter aber gut informiert und die besorgten Anfragen hatten nachgelassen, berichtet Cathrin Leichtle.

Oh je, vor den Coronaviren schließt die Katze einfach die Augen...
Oh je, vor den Coronaviren schließt die Katze einfach die Augen... | Bild: Christiane Keutner

Noch keinen Corona-Fall bei Tieren in der Markdorfer Praxis

In der Markdorfer Praxis gab es bisher noch keinen Corona-Fall. Da die Tests mit den Nasenstäbchen bei Vierbeinern nicht praktikabel sind, wird ihnen bei Verdachtsmomenten Blut abgenommen, eventuelle Erreger im Labor bestimmt. Den vermehrten Andrang der vierbeinigen Patienten kann die Praxis gut auffangen. „Wir sind zum Glück relativ gut besetzt“, sagt Fachangestellte Cathrin Leichtle.

Dass insbesondere die Hundehalter mit ganz anderen Problemen zu kämpfen haben, bekommen die Mitarbeiter hautnah mit. Viele im Umgang mit Tieren Unerfahrene haben sich einen vierbeinigen Freund zugelegt. Die Empfehlung, eine Hundeschule zu besuchen, konnte während der strikten Abstandsregeln nicht umgesetzt werden. Und auch die Sozialisierung von Terrier und Co. war kaum möglich, weil man den Kontakt zu anderen Hundehaltern gemieden hatte.

Viele Anfragen zur Haltung von Hühnern

Während des ersten Lockdowns hatte Angelika Bernhardt-Welte, Tierärztin in Bermatingen-Ahausen, unheimlich viele Anfragen. Allerdings weniger wegen Hunden und Katzen und deren eventueller Gefährdung durch den Virus: Die Leute wollten sich ein paar Hühner im Garten zulegen. Zum einen, weil sie einen Nutzen bezüglich der Eier sahen, zum anderen konnten sie mit den Kindern einen Hühnerstall bauen und sie so tagelang beschäftigen. Da kamen Fragen auf, wie viel Platz drei bis vier Hühner brauchten und wie groß der Stall sein müsse.

Während der strengen Auflagen in der Pandemie haben sich einige Menschen ein Huhn zugelegt.
Während der strengen Auflagen in der Pandemie haben sich einige Menschen ein Huhn zugelegt. | Bild: Christiane Keutner

„Hühner gehören aber zu den Nutztieren. Man muss die Haltung beim Veterinäramt anzeigen und bei der Tierseuchenkasse melden. Es ist kein typisches Haustier für jedermann, es gibt spezielle Gesetze zur Haltung“, erklärt Angelika Bernhardt-Welte. „Plötzlich hatten wir quasi ein neues Tier, das ansonsten nicht in einer Kleintierarztpraxis vorkommt, sondern in Großbetrieben vom Geflügelgesundheitsdienst betreut werden und wir als Tierärzte haben damit nicht soviel Erfahrung.“ Da sie selbst Hühner hält, konnte sie aus ihren eigenen Erkenntnissen heraus beratend zur Seite stehen – ein glücklicher Zufall.

Zahl der Hundehalter nimmt zu

Aber auch die Zahl der Menschen, die sich einen Hund zugelegt hatten, nahm zu und sie nehme kontinuierlich weiter zu. Darunter viele, die zuvor noch nie einen Vierbeiner hatten und entsprechend unerfahren im Umgang mit ihnen waren. Da musste die Tierärztin unheimlich viel Zeit in die Beratung stecken. Neben Hund und Katz waren außerdem große, sogenannte Endmaß-Ponys gefragt und der Markt leer gefegt. Das hatte sie in Fachzeitschriften gelesen.

Kontakte waren den Hunden immer erlaubt, die Ansteckungsgefahr unter den Vierbeinern ist eher gering.
Kontakte waren den Hunden immer erlaubt, die Ansteckungsgefahr unter den Vierbeinern ist eher gering. | Bild: Christiane Keutner

Nicht nur das: Leute, die bereits ein Haustier hielten und sich während Corona-Hoch-Zeiten in Isolation begeben hatten, hatten plötzlich völlig banale Gründe, beim Tierarzt vorbeizuschauen, gekoppelt mit einem ausgeprägten Redebedarf. „Sie waren einfach froh, einen Grund zu haben, rauszugehen. Ich habe stundenlang reden müssen“, erinnert sich die Tierärztin und verweist auf Themen wie Einsamkeit und psychische Probleme, die die Halter über den Umweg Haustier mindern wollten und schmunzelt im Gedanken an die Wünsche wie „Könnten Sie sich mal die Krallen anschauen?“. In diesem Jahr habe sich das jedoch massiv gebessert.

Bernhardt-Welte: Hunde stecken sich nicht so schnell an

Während Angelika Bernhardt-Welte schon von einem Löwen in einem Zoo in New York gehört hatte, der sich mit Corona infiziert, und von einem Landwirt, der seinen Schweinebestand angesteckt habe, sowie von Nerzen, die von den Betreuern angesteckt wurden, hatte sie noch kein infiziertes Tier in der Praxis.

Fritzle ist frei von Coronaviren.
Fritzle ist frei von Coronaviren. | Bild: Christiane Keutner

Fragen von den Hunde- und Katzenhaltern während des letzten Lockdowns blieben nicht aus. „Mein positiv getestetes Kind kuschelt mit dem Hund. Muss ich ihn wegsperren?“ hieß es beispielsweise. Dazu die Fachfrau: „Hunde stecken sich nicht schnell an. Falls doch, könnte es eventuell zu einer gravierenden Herzbeutelentzündung kommen. Ich habe aber trotzdem nie dazu geraten, das Tier zu isolieren.“