Ein Farbklecks weckt Emotionen: Unsere Berichterstattung über das knallgelb angepinselte Haus in der Hauptstraße 22 schlägt in den Online-Foren hohe Wellen und sorgt für Leserzuschriften. Spekuliert wird viel: Wem das Haus gehören mag, was der Eigentümer damit bezweckt, wieso es schon seit etlichen Zeiten leer steht und auch, wer es denn so wild angestrichen haben könnte.
Der SÜDKURIER hat nachgeforscht und liefert Antworten. Die Antwort zu den Besitzverhältnissen klärt zugleich auch alle restlichen Fragen: Das Haus gehört dem Ravensburger Bauträger Betz und Weber, der es vor Jahren gemeinsam mit dem Haus Biberacherhofstraße 2 gekauft hatte, um auf den Grundstücken ein Mehrfamilienhaus zu bauen. Die Biberacherhofstraße 2 wurde 2019 abgerissen, zuletzt war darin der italienische Lebensmittelmarkt der Mancinos. Der Neubau steht inzwischen als Rohbau, aber die Arbeiten ruhen aktuell wieder.
Den Malerpinsel schwang eine Markdorfer Partei
Das Haus Hauptstraße 22 mit der bunten Fassade wiederum ist nur noch ein Torso: Der rückwärtige Bereich ist bereits teilweise abgerissen, es ist auch größtenteils entkernt. Aber: Es darf derzeit nicht weiter abgerissen werden. Denn das Baurechtsamt hat einen Abbruchstopp verfügt, nachdem sich offenbar gezeigt hatte, dass das benachbarte Haus Hauptstraße 24 dann einsturzgefährdet wäre.
Die Standsicherheit des Hauses, so ist man in der Behörde der Auffassung, sei ohnehin nicht mehr gewährleistet, seit das Haus Biberacherhofstraße 2 abgerissen wurde. Deshalb ließ das Baurechtsamt auch die Arbeiten am Neubau stoppen. Kurz gefasst, streiten sich aktuell noch Bauträger, Hauseigentümer Nr. 24 und das Amt um Verantwortlichkeiten und wer welche Maßnahmen ergreifen und die Kosten dafür übernehmen muss. Deshalb steht die bunte Ruine immer noch.
Bleibt die Frage, wer sie so farbenfroh angemalt hat. Kein Scherz: Es war der Markdorfer FDP-Ortsverband. Dem habe man die Fassade verpachtet, sagt Bauträger-Geschäftsführer Hans-Peter Betz. Und die Liberalen haben schon mal in ihren Parteifarben Gelb und Lila vorgesorgt. Ab dem Herbst wollen sie die Fassade dann für den Wahlkampf für die Kommunalwahlen im nächsten Jahr nutzen. Die FDP selbst hat sich gegenüber dem SÜDKURIER bislang noch nicht dazu geäußert.