Wie kann der Markdorfer Bahnhof wieder zum Leben erweckt werden? Eine Frage, die die Stadt in den vergangenen Jahren umgetrieben hat. Im November 2019 wurde das denkmalgeschützte Gebäude an eine Markdorfer Investorengruppe – die neu gegründete Bahnhof Markdorf GmbH und Co.KG – verkauft.
Bauarbeiten haben begonnen
Nun beginnen die Bauarbeiten, die Fertigstellung ist im zweiten Quartal 2021 geplant. Das Gelände ist gesichert und eingezäunt. „Wir möchten uns bei der Gestaltung der Außenfassade in einem Rahmen bewegen, der wenig am Erscheinungsbild ändert und alte Elemente wieder verstärkt herausarbeiten“, sagt der zuständige Architekt Sascha Daschmann von der Markdorfer daschmann planungsgesellschaft mbh.

Der Prozess wird vom Denkmalschutz begleitet, die Zusammenarbeit laufe laut Daschmann „gut und sehr kooperativ“, genauso wie der Austausch mit der Stadt und dem Baurechtsamt. Unterstützung bekommt der Architekt auch von einem Kollegen, dem Denkmalpfleger und Architekten Bruno Siegelin aus Herdwangen-Schönach, der bereits viel Erfahrung in der Denkmalpflege gesammelt hat.
Außenfassade wird nach historischem Vorbild gestaltet

Zur Bahnlinie wird wieder ein Vordach angebracht, das es früher bereits gegeben hat. Die Steinfassade wird saniert, es werden Fenster nach historischem Vorbild gestaltet und eingebaut und auf das Nebengebäude werden Dachgauben gesetzt.
Das Bahnhofsgebäude entstand um 1900, der erste Zug fuhr am 22. August 1901 in Markdorf ein. Das Gebäude ähnelt denen an den Bahnhöfen in Salem-Neufrach oder in Uhldingen.

Sascha Daschmann freut sich, mit dem Projekt den verwaisten Bereich wieder aufzuwerten. „Es geht um die Themen Reisen, Ankommen, Begegnung. Das ist einspannender Knotenpunkt und es ist schön, wenn man dazu etwas beitragen kann.

Die Bahn bleibt auf rund 90 Quadratmetern mit dem Stellwerk im Erdgeschoss des Hauptgebäudes und wird dieses weiter betreiben.

Für ein geplantes Reisebüro hagelt es Absagen
Dem Wunsch der Stadt nach einem Ticketverkauf zusätzlich zum Automaten oder einem Reisebüro konnte trotz Bemühungen nicht entsprochen werden.

Dazu teilt die Investorengruppe auf SÜDKURIER-Nachfrage mit: „Ein Ticketverkauf, zum Bespiel über ein dort eingemietetes Reisebüro ist gescheitert, da wir von insgesamt drei angefragten etablierten Büros Absagen erhalten haben, weil der DB-Fahrkartenverkauf wirtschaftlich uninteressant geworden ist.“ Die Idee wie in Salem ein Outdoor „Videoreisezentrum“ anzubieten, sei am Bahnhof Markdorf wirtschaftlich nicht sinnvoll zu betreiben.
Landbäckerei Baader übernimmt die Gastronomiefläche
Die Landbäckerei Baader aus Frickingen übernimmt die Gastronomie- und Bäckereifläche im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss mit insgesamt rund 245 Quadratmetern Fläche und einer großen Sonnenterrasse zur Bahnlinie im Süden. Daschmann und Baader haben bereits gemeinsam das Café in Wittenhofen im alten Kornspeicher verwirklicht.

„Das ist ein sehr attraktives Objekt für uns und wir freuen uns, die Nachfragen, die wir aus Markdorf bekommen, dann bedienen zu können“, sagt Geschäftsführer Josef Baader. Es werde ein ganzheitliches Konzept verfolgt und der Gast darf sich darauf freuen, wie das Thema „Eisenbahn“ umgesetzt wird, verrät Sascha Daschmann. „Das wird ein gutes Bindeglied zwischen der Südstadt und der Altstadt werden“, ist sich der Architekt sicher.
Büroräume im 1.OG sind vermietet, im 2. OG sind die Flächen noch frei
Im ersten Obergeschoss sind die Büroräume mit rund 130 Quadratmetern an ein Architekturbüro aus der Region vermietet, für die Flächen im zweiten Obergeschoss mit rund 125 Quadratmetern gibt es einige Interessenten. Fix ist noch nichts. Diese Bereiche dienten früher als Wohnungen, stehen allerdings schon seit vielen Jahren leer.
Das bedeutet für Sascha Daschmann und die Handwerker viel Arbeit. „Der Sanierungsaufwand ist enorm“, erklärt Daschmann. So müssen zum Bespiel die alten Farben und Lacke beprobt werden und alle Materialien, die entkernt und ausgemistet werden, ihrer Verwertung zugefügt werden. In den Wänden zeugen alte Zeitungen von einer langen Geschichte.

Sanierungsarbeiten stehen unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes
Es werden neue Leitungen verlegt, das Dach isoliert, Sanitärräume geschaffen – alles unter den strengen Auflagen des Denkmalschutzes. „Wir bringen hier technisch alles auf den neusten Stand“, so Sascha Daschmann – und das in historischem Gewand.
Wichtig sei dabei, dass die Sanierung fachgerecht durchgeführt wird und die rechtlichen Aspekte mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt ist. Die verschiedenen Gewerke – die möglichst an Handwerksbetriebe aus der Region vergeben worden sind – müssen koordiniert und der Zeitrahmen eingehalten werden.