„Beim Bauen muss man schauen, um sich nicht zu verhauen.“ Das wusste schon der badische Priester und Barockdichter Abraham a Sancta Clara. Ansonsten „kommt man in des Elends Klauen“. Die drohen der Stadt nun zwar nicht, obwohl die Bauverwaltung im vergangenen Jahr nicht nachgeschaut hat, obwohl das mit der Sanierung des Rathauses beauftragte Büro GMS Architekten über Monate keine aktualisierten Kostenberechnungen vorgelegt hatte. Bürgermeister Georg Riedmann selbst wertete das Versäumnis der rechtzeitigen Kontrolle damals als ein „Top-Desaster“.

Die Pflicht zur Kontrolle

Der Gemeinderat zeigte sich bestürzt, als im Dezember vorgerechnet wurde, wie sehr die Sanierungskosten von den veranschlagten Zahlen abwichen: um rund 20 Prozent. Statt der geplanten 7,2 Millionen Euro standen plötzlich 8,7 Millionen Euro im Raum, 1,5 Millionen zusätzlich. Die Räte sparten nicht mit Kritik. Rolf Haas (FDP) sah sich bewusst getäuscht von der Verwaltung. Arnold Hohlstein (Freie Wähler) unterstellte der Stadt Blauäugigkeit, betrachtete aber das Architekturbüro als Hauptschuldigen. Umweltgruppe und SPD sahen die Verwaltung in der Pflicht zum genauen und rechtzeitigen Hinschauen. Und CDU-Chefin Kerstin Mock zeigte sich besorgt, welche weiteren Kosten noch auf die Stadt zukommen.

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Das Gros der Rechnungen liegt nun vor

Genau beziffern lassen die sich immer noch nicht, da für einige Bauleistungen noch keine Endabrechnungen vorliegen. Die aktuelle Kostenprognose liebt bei 8,71 Millionen Euro, im Herbst hatte sie noch bei 8,74 Millionen gelegen. Abgerechnet sind bereits 8,5 Millionen. Ein Großteil der Schlussrechnungen liege inzwischen vor. „Und was da ist, haben wir auch schon geprüft“, erklärte Dietmar Kathan vom Büro GMS Architekten.

Architekt Dietmar Kathan hat die bisher eingegangenen Rechnungen für die Rathaussanierung unterdessen alle geprüft.
Architekt Dietmar Kathan hat die bisher eingegangenen Rechnungen für die Rathaussanierung unterdessen alle geprüft. | Bild: Jörg Büsche

Kostenentwicklung klar im Blick

Bauamtsleiterin Monika Gehweiler zeigte, wie genau die städtische Bauverwaltung inzwischen hinschaut. Mit welchen Instrumenten sie die Kostenentwicklung von Bauprojekten verfolgt. Gehweiler veranschaulichte das mithilfe einer Excel-Tabelle mit 19 Spalten. Rot stehe für Mehrkosten gegenüber den Prognosen. Gelb markiert seien alle Gewerke, die bereits schlussgerechnet sind. Und mit Grün seien Kosten hinterlegt, die geringer ausfallen als in der Prognose veranschlagt. Teurer als gedacht kommen zum Beispiel Gerüst und Rohbau, aber auch Zimmer- und Spenglerarbeiten. Gleiches gilt für Fliesen und Estrich, aber auch etliche weitere Bauleistungen.

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Genaue Prognosen kaum möglich

Rolf Haas sah sich immer noch nicht hinreichend informiert. „Zu viele weiße Flecken, für mich ist das wie der Blick in die Glaskugel.“ Bei ihm sorge die vorgelegte Kostenübersicht für noch mehr Verwirrung. Er wünschte sich zielgenauere Prognosen. Die aber, so erklärte Bürgermeister Georg Riedmann, seien aufgrund der oftmals rasanten Kostenentwicklungen im Bauwesen kaum möglich. „In der Excel-Tabelle steckt viel Arbeit“, merkte Uwe Achilles an, „dafür herrscht nun aber Klarheit und Wahrheit.“ Eine Klarheit, die von der Verwaltung rechtzeitig bei den Architekten einzufordern sei, betonte Riedmann. „Die Kostenübersicht kann die Kostensteigerungen im Bau aber nicht verhindern.“

Wenn die Stadt das Bischofschloss verkauft, muss sie dafür eingestrichene Fördermittel zurückzahlen.
Wenn die Stadt das Bischofschloss verkauft, muss sie dafür eingestrichene Fördermittel zurückzahlen. | Bild: Jörg Büsche

Mehr Transparenz gefordert

Arnold Holstein (Freie Wähler) forderte: „Wir wollen künftig schneller informiert werden.“ Rascher Informationsfluss sei das A und O, erklärte Erich Wild (CDU). Jede Änderung auf der Baustelle, sei dem Auftraggeber, im Falle des Rathauses dem Gemeinderat, unverzüglich vorzulegen. UWG-Sprecher Joachim Mutschler hatte zuvor nachgefragt, wie sich vermeiden lasse, dass entstehende Mehrkosten erst bei der Rechnungsstellung erkennbar werden. Gehweiler sprach von mehr Kommunikation mit Handwerkern und Architekten, aber auch von mehr Kontrolle.