Unter dem Motto „Kunterbunt und tierisch gut“ haben die Damen von der katholischen Frauengemeinschaft in diesem Jahr die Segel ihrer Arche Noah gehisst. Und so sind am Freitag- und Samstagabend wahre Tierscharen in Bewegung geraten, um im Hafen in der komplett ausverkauften Mittleren Kaplanei auf große Fahrt zu gehen.
Ein Mann allein unter Frauen
„Wir haben uns schon um halb fünf auf den Weg gemacht, weil wir uns einen guten Platz sichern wollten“, verrieten Leopardin Sabine Schöttke und Streifenhörnchen Eva Legler. In der Marktstraße seien sie einem Hund begegnet, der gerade vom Einkaufen kam und ein Paket Klopapier unter dem Arm trug. Etwas verwundert ob dieser frühen Abendstunde, wollte dieser sich nun doch auch langsam zum Boarding bei der Frauenfasnet begeben. Und so geschah es, dass sich ein Mann allein unter Frauen wagte und Pfarrer Uli Hund als Noah höchstselbst auf die Kommandobrücke trat. Im kurzen Kaftan und mit nur geringfügig kürzerer Verspätung. „Wenn ich nicht pünktlich da bin, hat das immer einen Grund“, gab er Rätsel auf.

Wer ist die Galionsfigur auf hoher See?
Und damit auf Deck auch wirklich der Bär tanzen konnte, durfte als Zweiter im Nicht-Frauen-Bund lediglich Organist Johannes Tress mit an Bord. Die Arche Noah konnte also ablegen und Kapitän Uli Hund musste feststellen, dass es deutlich leichter war, alle ins Narrenschiff zu holen als sonntags auf die Kirchenbänke. Nur fraglich, ob sich auch vom Rathaus eine taugliche Schiffsmannschaft anheuern ließe.
„Lotse Schiele ging von Board, aber der Stadtkämmerer Lissner reist mit leichtem Gepäck“, überlegte Uli Hund. Fehlt nur noch die Galionsfigur. Wind und Wellen muss sie ausgesetzt sein in harter See, den Überblick muss sie behalten. Und wer hat da einen besseren Panoramablick über Markdorf und die Welt als Bürgermeister Georg Riedmann? „Kein schöner Stadt auf diesem Raum“, frohlockte Noah alias Uli Hund angesichts solcher Aussichten. Manche Denker hätten sich viele Stunden der Verschönerung dieses Stadt-Raums verschrieben und „taten flu-hu-chen vor lauter Su-hu-chen den Markenkern“.
Drei Paradiesvögel auf dem Schiff

Begleitet wurde das Schiff von den drei schrägen Paradiesvögeln Hilde, Helene und Henriette alias Patsy Schneckenbühl, Elvira Späth und Manuela Engel. Und so ging die Fahrt vorbei an mittlerweile touristisch relevanten Blickfängen wie dem gelben Haus in der Hauptstraße und den Fragen: „Was darf? Was nicht? Was muss? Was kann?“ Navigiert wurde auch zwischen kommunalen Kapriolen, sich im Alltag ergebenden Frauenproblemen vor dem Kleiderschrank und winselnden Ehegatten mit Männerschnupfen.

Frivoler Frauentratsch über Problemzonen
Frivolem Frauentratsch über Problem- und andere Zonen indes ließ das Einkaufstütengeschwader buchstäblich freien Lauf. Bei Brigitte Bauders Schilderungen einer schmerzlichen Blasenentzündung und der Frage, wie der Mittelstrahl ist, wenn frau zuvor zwei Liter Tee getrunken hat, konnte man sich durchaus vor Lachen in die Hose machen.


Nicht in der Hose verortet, aber in ähnlicher Körper, nämlich dem Hennefiddle, war der Gesprächsstoff der gackernden fünf Hühner auf der Stange. Kommunikation ganz ohne Ei-Phone eben.
Vier Stunden auf hoher See unterwegs
Nach vier Stunden auf hoher See, nach gewaltigem Wellengang und stürmischem Applaus, sollte die Arche nach langer Odyssee endlich am Rathaus vor Anker gehen, um des Schiffes Last zu löschen. Im Schlepptau hatte Noah ein Mitbringsel an Georg Riedmann, um den Stadtweiher neu zu beleben: gleich drei Wassernixen, die ein „streunender Hund“ am Strand von Bari an Land gezogen hatte.
Aber weil den drei Nixen Daniela Weiss, Patrizia Wagner und Martina Skopinski in diesem trüben Tümpel furchtbar fad war, wollten sie ihrem tumben Tauchen etwas entgegensetzen – und gleichzeitig die leere Stadtkasse füllen. Das Bischofsschloss komplett verglasen und als Aquarium fluten, davon träumten sie. Welch Attraktion! „Und Georg wäre der Aqua-Boss vom Unterwasserschloss!“

„Therapieschwimmen für Kommunalpolitiker“
Zur Innenstadtbelebung schwebten den Meerjungfrauen wechselnde Mitmach-Angebote für die Gemeinderats-Mitglieder vor, etwa: „Nicht immer gegen den Strom: Therapieschwimmen für Kommunalpolitiker“. Auch für den neuen „nixigen“ Brunnen vor dem Rathaus hatten sie bereits ein Marketing-Konzept: jeden Sonntag nach der Kirche zusammen mit dem „streunenden Hund“ zu Klängen der Händel‘schen Wassermusik Aqua-Akrobatik darbieten.
Egal, ob im Traum, im richtigen Markdorfer Leben oder im Alten Testament: Die Crew der katholischen Frauen ist einmal mehr zu Bestform aufgelaufen und mit der Arche Noah ausgelaufen in mal seichte Untiefen, in mal tiefe Gewässer oder stürmische Wogen auf einer kunterbunten Fahrt wider den tierischen Ernst. Warum heißt der eigentlich so?