Da staunten die Besucher des Rathaussturms nicht schlecht: Bürgermeister Georg Riedmann zeigte sich als begnadeter Sänger. Doch dies war nur auf den ersten Blick so, er trällerte augenscheinlich aus tiefster Inbrunst die Melodie „Ich fang das Licht“ von Karel Gott. Doch schon bald stellte sich heraus, dass die Stimme Dieter Gehweiler, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Musikvereins Riedheim, gehörte und Georg Riedmann nur Lippenbewegungen machte. Die Rathausmitarbeiter waren ebenfalls sehr friedlich gestimmt, sie steckten ihre Energie in Sporteinheiten und traten wie wild in die Pedale der selbst gebastelten Spinning-Räder.
Die Zuschauer mussten nicht lange warten, bis die Vermesser zum Vorschein kamen, aber auch diese wirkten sehr friedlich. Ganz brav schritten sie als Busfahrer verkleidet und mit Bushalteschildern ausgestattet Richtung Rathaus. Zudem präsentierten die Vermesser ihren Gastrobus, den ersten offiziellen Markdorfer Stadtbus.

„Ohne Gastronomie ist jede Stadt trostlos“, erklärte Obervermesser Clemens Scheidweiler. Deswegen sei der erste Markdorfer Stadtbus ins Leben gerufen worden, der künftig jede Gastronomie in der Gehrenbergstadt anfahre. Selbst an das Marketing mittels Fahrplan sowie Würfelspiel für den Stadtbus hatten die Vermesser gedacht. Die Vermesser sähen den Stadtbus als selbstlosen Akt, erklärte Scheidweiler.
Als der Obervermesser dann ganz ohne Kampf Bürgermeister Georg Riedmann erklärte, dass die Stadtverwaltung jetzt entmachtet sei und ab sofort die Narren regieren, war der Bürgermeister total verblüfft. Seine Antwort: „Ähm nein, den Schlüssel müsst ihr euch schon erst holen.“ Darauf gab Clemens Scheidweiler den Befehl zum Angriff: „Also Jungs, der will es nicht anders, holen wir den Schlüssel, aber tut ihm nicht weh.“
Vermesser präsentieren neues Lied
Nach der Übergabe des Rathausschlüssels und der leeren Stadtkasse hatte der Bürgermeister noch eine Überraschung parat. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Vermessungstrupp überreichte er Clemens Scheidweiler einen selbstgebackenen Marmorkuchen. Die Vermesser bedankten sich mit ihrem neuen Lied: „Wir Vermesser sagen Dankeschön.“

Danach wurde der Narrenbaum von den Fuhrleuten zum Marktplatz gebracht, darunter Josef Weber, der mit seinen 85 Jahren der älteste Fuhrmann ist. Noch eine Besonderheit hatte das Narrenbaumsetzen in diesem Jahr: So waren unter den Zimmerleuten zwei Frauen, die mithalfen, die 24 Meter lange prächtige Fichte in die Senkrechte zu stellen.
