Markdorf soll bis 2035 eine klimaneutrale Stadt sein. Das ist erklärtes Ziel. Nicht nur von Bürgermeister Georg Riedmann, der dieses Ziel bei seiner Vereidigung im vergangenen September angesprochen und jüngst bekräftigt hat. Die Klimaneutralität bis 2035 wird auch von 'Klimaplan Markdorf' gefordert, einer Gruppe engagierter Bürger, die auf die Einhaltung der Pariser Klimaziele pocht. „Das ist überlebenswichtig“, erklärt Mitinitiator Leon Beck.
Jüngst hat sich die Gruppe zu einer Arbeitssitzung getroffen. Ein Ergebnis ist, dass an das angeknüpft wird, was bereits im Herbst begonnen wurde. Da ist „Klimaplan Markdorf“ an den Bürgermeister, an die Verwaltung und an die Fraktionen des Gemeinderats herangetreten, um das Gespräch zu suchen. Doch das damalige Gespräch mit der Verwaltung beziehungsweise den kommunalpolitischen Entscheidern genügt der Gruppe nicht mehr. Sie möchte auch die Bürger erreichen.
Ziel: Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen
„Jeder Einzelne muss seinen Beitrag leisten, damit wir noch die Klimaziele einhalten können“, erklärt Leon Beck. Ohne die notwendige Akzeptanz bei der gesamten Bevölkerung sei das nicht zu schaffen. Solche Akzeptanz hofft „Klimaplan Markdorf“ nun durch eine Bürgerbeteiligung zu erreichen.
Damit sollen möglichst viele Bürger an den für die kommunale Klimaneutralität notwendigen Entscheidungen beteiligt werden. Außerdem sollen die fürs Erreichen der Klimaziele notwendigen Schritte mit den Bedürfnissen der Bürger abgestimmt sein. „Was wir wollen ist ein gesellschaftspolitischer Richtungsentscheid“, so Beck. Der sollte von einer großen Mehrheit getragen werden.

Gruppe möchte von anderen Städten lernen
Der Blick über den See zeigt, dass es geht. Konstanz hat Ende vergangenen Jahres ein umfangreiches Klimaschutzpaket beschlossen. 50 der im Gemeinderat verabschiedeten 61 Maßnahmen sollen schon in diesem Jahr greifen. Die Palette reicht von neuen Digitalisierungsprojekten über klimafreundliche Gemeinschaftsverpflegung in Schulen und Kitas über Verkehr und Parkraummanagement bis hin zu ökologischen Sanierungslösungen für Gebäudeeigentümer. Erarbeitet wurde das Konzept maßgeblich vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu).
Aus Sicht von „Klimaplan Markdorf“ biete der Konstanzer Maßnahmen-Katalog wichtige Anhaltspunkte. Eine Blaupause für Markdorf könne er aber nicht sein, erklärt Leon Beck. Orientierungshilfen kommen aber auch aus anderen Kommunen, so berichtet Stefan Duda, gleichfalls Mitglied der Gruppe. In Friedrichshafen und Ravensburg sei schon einiges auf den Weg gebracht worden. Auch von dort könne man lernen.


Klimaaktivisten möchten endlich den ersten Schritt machen
„Wir wollen einfach anfangen“, erklärt Stefan Duda. Die Zeit dränge. Welche weiteren Schritte zu machen sind, das zeige sich dann unterwegs. Wichtig sei nur, dass die Schritte „in die richtige Richtung gehen“, so Duda. Seine Hoffnung, nicht nur seine, sondern der gesamten Gruppe, ist, dass, wenn Markdorf erst einmal losgelaufen ist, sich weitere Gemeinden an diesem Beispiel orientieren.
Seitens der Stadt gibt es die Zusage, dass das Thema Klimaneutralität noch in diesem Frühjahr auf die Tagesordnung des Gemeinderats kommt, berichtet Beck. Das erspare der Gruppe den mühsamen Weg, ein Bürgerbegehren zu iniziieren. Mit einstimmigen Beschlüssen rechnet die Gruppe aber nicht.
Dafür sei ihnen bei den Gesprächen mit den Fraktionen zu viel Skepsis begegnet. Insbesondere die Freien Wähler und der FDP gaben sich reserviert. Quasi ein Heimspiel war dagegen der Dialog mit der Umweltgruppe. „Auch die SPD hat sich sehr offen gezeigt“, so Leon Beck weiter. Positive Resonanz habe es auch bei einigen CDU-Stadträten gegeben.