Ein paar kalte Füße musste der eine oder andere riskieren, wenn er in die 60er-Jahre-Ausstellung im Dosch-Haus wollte, weil streng darüber gewacht wurde, dass sich nur wenige und geimpfte Besucher gleichzeitig in der Wohnung aufhalten. Doch dann wurde es ihnen warm – auch ums Herz, denn die von Richard Gratwohl und Antje Herfurth initiierte und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Schau rührte bei vielen an Erinnerungen von Kindheit, Jugend und jungem Erwachsensein. An eine Zeit des Umbruchs, des neuen Wohlstands nach entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegsjahren, nach Aufbruch und Technisierung vieler Handarbeit, die oft mühsam und zeitraubend war.
„Die Ausstellung hat sich rumgesprochen und wird gut angenommen. Sie trifft den Ton der Zeit auch bei den Jungen, bei denen Retro angesagt ist“, berichtet Antje Herfurth von einem begeisterten jungen Mädchen, das ihr empfohlen hatte, die Ausstellung über die sozialen Medien zu verbreiten mit den Worten „dann bist Du total hip“. Eine Kölnerin geriet fast aus dem Häuschen, als sie die 4711-Reklame im Schaufenster entdeckte und sofort die Glocken des Parfümeriehauses der Domstadt in den Ohren hatte.
Die für damals futuristisch anmutende Spülmaschine ist der Hingucker. Sie gefällt auch Ingrid Langemann besonders, „und die wunderbaren Tütenlampen“, während es Uwe Achilles der Fernseher angetan hat. Geräte wie die Brotschneidemaschine kennt er auch noch von früher und der gelernte Goldschmiedemeister weiß um die Geschichte vieler (Design)-Gegenstände. „Uns erzählen die Leute dann etwas über die Dinge, wie die Industriekauffrau, die in der Firma war, die Höhensonnen hergestellt hatte“, sagt Antje Herfurth. Gerne schreiben die Besucher etwas ins Poesiealbum und kleben noch ein Glanzbildchen mit hinein.
Die Ausstellung wird verlängert, zu Silvester und Fasnacht etwas umdekoriert und ist an den Wochenenden und donnerstags geöffnet. So kann in Markdorf doch noch eine gewisse Stimmung zu abgesagten Feierlichkeiten aufkommen.