„Bis auf Weiteres geschlossen“, heißt es auf der Homepage des Kunstvereins. Seit Mitte März bleibt die Eingangstür der Stadtgalerie in der Ulrichstraße zu. So will es die im Zuge der Covid-19-Krise vom Land erlassene Rechtsverordnung zum Betrieb kultureller Einrichtungen.
Wie geht es weiter?
Abgesagt werden musste auch der von der „Klangwelt Rittersaal“ geplante Klavierabend mit Elisa Ringendahl im März. „Findet nicht statt“, hieß es auf der Website des Theaterstadels beim Veranstaltungskalender mit dem Musik-, dem Kabarett- und dem Kino-Programm der Kleinkunstbühne mit weit in die Region ausstrahlender, ja mitunter überregionaler Bedeutung. Chin Meyer trat ebenso wenig auf wie Selina Ströbele, die nun in Wien lebende Schauspielerin aus Markdorf.
Viele Auftritte sind gestrichen
Kein Musical zum Stadtfest, der Auftakt zu den Sommerkonzerten in der Mauritius-Kapelle und viele weitere Auftritte fielen flach. Und Brigitte Waldenmaier, die Vorsitzende der Stadtkapelle bedauert: „Verzichten mussten wir auf einen unserer jährlichen Höhepunkte, das Frühjahrskonzert.“ Gleiches gilt für die Auftritte bei der Landesgartenschau, beim Schlosskonzert, beim Stadtfest, beim Pfarrfest, beim Uferfest in Wasserburg und beim Sommerfest in Ensisheim – aber auch für Kommunion und andere kirchliche Anlässe.
Ausstellung im Schlosshof
Und trotzdem: Es gibt noch immer ein wenig Kultur in Markdorf. Zum Beispiel im Hof des Bischofsschlosses. Dort werden derzeit Arbeiten von Annette Boos, Waltraud Späth, Oliver Ritter, Reinhold Scherer und Armin Göhringer gezeigt, fünf Künstlern aus der Region.
Zum Teil hatten sie schon Skulpturen von sich in der Stadtgalerie gezeigt. Am Montagabend war die Vernissage. Besucher hatten sich zuvor anmelden müssen, damit die Abstandsvorgaben eingehalten werden konnten. Und wer sich im Hof bewegte, um eine der Arbeiten näher zu betrachten, um sich ein Glas Wein zu holen, der durfte dies nur mit Mund-Nasen-Maske, so die strenge Regel.

„Das Ei des Kolumbus haben auch wir hier nicht“, dämpfte Bürgermeister Georg Riedmann die mögliche Euphorie, auch ausgelöst womöglich durchs überraschend rasche Zustandekommen der Skulpturen-Ausstellung. Die von Stadtmarketing-Leiterin Lucie Fieber projektiert, vom Kunstverein und der Aktionsgemeinschaft hilfreich unterstützt, und von der als Vernissage-Rednerin eingeladenen Kunsthistorikern Andrea Dreher durchaus als beispielhaft herausgestellt wurde. Beispielhaft auch für andere Städte in der näheren Nachbarschaft. Denn üblicherweise, so Drehers Erfahrung, „dauert es deutlich länger, um so eine Ausstellung auf die Beine zu stellen“.
Die Vernissage im Schlosshof, wertet Bürgermeister Riedmann als einen ersten „kleinen Silberstreif am Horizont“. Von der früheren Normalität sei man noch weit entfernt in der Kultur. „In der aktuellen Corona-Krise hat die Kultur keine Hochkonjunktur“, so Riedmann. Insofern hält er die Gefahr langfristiger Schäden für hoch. Die träten ein, wenn Strukturen wegbrechen, Veranstalter und Vereine an ihre Grenzen kommen.
„Neben den kulturellen Akteuren ist die gesamte Werbebranche, Grafiker, Druckereien, Internetdienstleister, Tontechniker, Veranstaltungstechniker und so weiter davon betroffen, wenn Veranstaltungen entfallen. Dazu kommen unsere Gastgeber und die Gastronomiebetriebe, die ebenfalls von einem gut gefüllten Veranstaltungskalender profitieren.“
Hier gelte es unbedingt, die Schäden einzudämmen. Engagement sei nötig: von der Kommune, aber auch von den Bürgern. „Um Strukturen, Vereine und Institutionen zu schützen, werden wir das selbstverständlich mit dem Gemeinderat diskutieren, sobald die Lage und die weiteren Aussichten sich geklärt haben.“ Die neue Ausstellung im Bischofsschlosshof lässt in dieser Hinsicht hoffen. Weitere Projekte seien geplant. Touristik-Fachfrau Sylvia Westermann sieht guten Chancen für die „Kunst im Großraum Altstadt“.
Vernissage und Musikschulengagement
Dass Nikola und Fritz Löffler im Publikum saßen, verstand sich von selber. Begleiteten ihre Tochter Felicia und ihr Sohn Jona die Ausstellungseröffnung doch am Klavier und mit der Geige – dies übrigens im Auftrag der Musikschule als deren erstes öffentliches Konzert gewissermaßen.
Der Auftritt ihrer Kinder war indes nicht der einzige Grund, weshalb die Löfflers im Innenhof saßen. „Das Künstler ihre Arbeiten ausstellen können, ist ungeheuer wichtig“, erklärte Fritz Löffler. Kaum weniger Gewicht habe, dass es fürs Publikum auch wieder etwas zum Betrachten und zum Bestaunen gebe. Wie wichtig die Kultur ist, das vermittelte die am Montagabend bei der Vernissage herrschende Atmosphäre. Sie schmeckte nach Aufbruch, nach Erleichterung, nach Vorfreude. Und das „Endlich wieder …“ prägte manches Gespräch der Vernissage-Gäste.
Musikschulleiter Gerhard Eberl sieht sich unterstützt von den Gemeinden. Da der Musikschulunterricht derzeit nicht in den Schulen stattfinden kann – die sind für alle außerschulischen Veranstaltungen geschlossen – bestehe dringender Raumbedarf, damit der inzwischen erlaubte Präsenzunterricht der Musikschule auch stattfinden kann. „Hier gibt es ringsum viel Entgegenkommen seitens der Gemeinden“, erklärt der Musikschuldirektor.
Unterstützung gebe es auch seitens der Musikvereine. Eben dies ist es, was der Deutsche Kulturrat in einem Positionspapier gefordert hat: Er empfiehlt „Netzwerkstrukturen“ beziehungsweise „Kultur-/Austauschforen“, an denen Kulturämter, Stadtverwaltungen, Lehrkräfte überhaupt die Vertreter aller Kultureinrichtungen beteiligt sind.