Im Waldstück an der B 33 Richtung Meersburg ist es ein beinah schon vertrautes Geräusch: Das Heulen der Motorsägen, das dort in diesen Tagen wieder öfter ertönt. Die Mitarbeiter des städtischen Forstamts fällen Bäume. Wieder sind es vor allem Eschen, die umgelegt werden müssen, weil sie absterben. Und weil damit die Gefahr einhergeht, dass ihre toten Äste oder auch ganze Stämme auf Spaziergänger stürzen.

Die kranken Eschen des Gehau-Waldes stellen eine Gefahr für alle Spaziergänger dar.
Die kranken Eschen des Gehau-Waldes stellen eine Gefahr für alle Spaziergänger dar. | Bild: Jörg Büsche

„Durch Schneelast verursachten Astbruch gibt es inzwischen ja wohl keinen mehr“, erklärt Stadtförster Jörn Burger. Die weiße Last aus Eis und gefrorenem Schnee sei dank frühlingshafter Temperaturen inzwischen ja weggeschmolzen. In dieser Hinsicht gebe es kaum noch Risiken.

Förster warnt vor Frühjahrsstürmen

„Öfter mal nach oben schauen“, rät Burger trotzdem. Gerade mit Blick auf die in den nächsten Wochen sich üblicherweise einstellenden Frühjahrsstürme. Sie, aber auch schon schwächere Winde, können morsche Äste brechen. Äste, die dann durchaus nicht immer nach unten fallen, sondern sich oftmals im Geäst verhaken und da dann eine Weile hängen bleiben, bis sie irgendwann doch noch herunterfallen.

Die Forstmitarbeiter Peter Ummenhofer und Bernhard Brutsch beratschlagen, wie sie den zu fällenden Stamm am besten legen.
Die Forstmitarbeiter Peter Ummenhofer und Bernhard Brutsch beratschlagen, wie sie den zu fällenden Stamm am besten legen. | Bild: Jörg Büsche

„Natürlich sehen wir zu, dass wir solche Gefahrenstellen an den Wegen beseitigen“, versichert der Stadtförster. Eine Gewähr aber gebe es nicht. Überdies sollten sich alle Waldbesucher darüber im Klaren sein, dass ihr Freizeitvergnügen auf eigene Gefahr hin geschehe. Die Risiken im Wald seien zwar überschaubar, aber man müsse auch hinschauen, warnt Burger.

Die Gefahren lauern im Unterholz

Weit höhere Risiken tragen die Mitarbeiter von Jörn Burger. Das zeigt ein Besuch im Gehau sehr eindrücklich. Einen Baum, der am Fuß etwa den Umfang von Bernhard Brutschs Brust hat, hat er gefällt. Zu sehen sind nun aber nicht nur die beiden hellen Schnittbereiche an Wurzelstock und Stamm, sondern große Flächen gerissenen Holzes.

Das könnte Sie auch interessieren

Nahe der Rinde sind sie hell geblieben. Zum Kern hin aber haben sie sich dunkler verfärbt, dort, wo der Stamm bereits stärker verfault ist und wo er auch erheblich an Standfestigkeit eingebüßt hat. Und weshalb der Stamm beim Umsinken aufgerissen ist. Für den Verkauf sei der Stamm ohnehin schon verloren. Viel schlimmer als dieser Verlust wiege das hohe Risiko, das von ihm ausgegangen sei.

Forstmitarbeiter Bernhard Brutsch sägt einen zu fällenden Baum an.
Forstmitarbeiter Bernhard Brutsch sägt einen zu fällenden Baum an. | Bild: Jörg Büsche

Wenn Bäume innen krank sind, ist ihr Fällverhalten kaum zu berechnen. Jähe Richtungswechsel sind möglich. Somit stellen sie für die Fällenden ein extrem hohes Risiko dar, weshalb kranke Bäume beim Fällen mit Seilen gesichert werden müssen. „Nach dem Sägen bewege ich mich möglichst schnell aus der Gefahrenzone heraus“, erklärt Bernhard Brutsch. Und um das laut Statistik drittgrößte Unfall-Risiko in der Waldarbeit – nach Fällen und dem Umgang mit der Motorsäge ist es das Stürzen – möglichst gering zu halten, sägen sich die Markdorfer Waldarbeiter an zugewachsenen Stellen vorher ihren „Fluchtweg“ frei, bevor sie sich ans Umlegen eines Stammes machen.

Peter Ummenhofer zeigt, wo die zu fällende Esche bereits im Kern erkrankt ist.
Peter Ummenhofer zeigt, wo die zu fällende Esche bereits im Kern erkrankt ist. | Bild: Jörg Büsche

Kaum Zeit für die Wald-Entwicklung

Seit fünf Jahren hält das Eschentriebsterben die Markdorfer Forstleute nun schon in Atem. Sie haben alle Hände voll damit zu tun, die Wege durch den Stadtwald zu sichern. Dass die Abfolge trocken-heißer Sommer unterdessen weitere Baumarten stark in Mitleidenschaft gezogen hat, verschlimmert die Lage. „Wir sind fast nur noch unterwegs, um das Schlimmste zu verhindern“, klagt Stadtförster Burger. Zur eigentlichen Aufgabe, der forstlichen Entwicklung des Waldes, komme das Forstamt-Team deshalb kaum noch. Und nun sei man schon wieder in Verzug.

Nur im Rindenbereich ist das Holz noch nicht angegriffen.
Nur im Rindenbereich ist das Holz noch nicht angegriffen. | Bild: Jörg Büsche

Der Schnee der vergangenen Wochen habe zum Stillstand der Sägen geführt. Inzwischen beeinträchtigt der nasse Boden den Einsatz der schweren Maschinen, zum Fällen und Herausziehen der Bäume. Eine Folge für Spaziergänger ist, dass sie vor Absperrungsschildern stehen – etwa beim Altschloss oder im Gehau.

Das könnte Sie auch interessieren

Dabei gönnen sich während des Lockdowns so viele Markdorfer wie noch nie die kleine Ausflucht ins Grüne. Sie seien zu Fuß unterwegs, per Rad, aber auch zu Pferd, berichtet Burger. Schon deshalb sei es eigentlich höchste Zeit, die vom Winter angerichteten Schäden an den Wanderwegen auszubessern. Doch die Gefahrenabwehr, das Fällen kranker Bäume habe nun erst einmal Vorrang, erklärt der Stadtförster.

Gefahrenträchtig ist die Arbeit mit krankem Holz. Bernhard Brutsch und Peter Ummenhofer wissen nie, wohin sich der fallende Stamm ...
Gefahrenträchtig ist die Arbeit mit krankem Holz. Bernhard Brutsch und Peter Ummenhofer wissen nie, wohin sich der fallende Stamm wendet. Deshalb müssen sie mit Seilen sichern, was erheblichen Mehraufwand bedeutet. | Bild: Jörg Büsche