Markdorf – Das Elfjährige ist in närrischen Kreisen eigentlich ein kleines Jubiläum und ein Grund zum Feiern. Seit 2014 gehört die Gruppe der Markdorfer Fahnenschwinger offiziell zur Historischen Narrenzunft und stellt damit die jüngste Figur im Reigen der hiesigen Zunftfiguren dar. Doch die Fahnenschwinger haben in Markdorf eine längere Tradition, wie Oberfahnenschwinger Tobias Riegger berichtet. Er ist seit 1995 dabei, damals gehörten die Fahnenschwinger noch zum Fanfarenzug, 2006 wurde dann eine eigenständige Gruppe gegründet. 2008 nahmen sie zum ersten Mal am Narrenweckruf teil. „Wir haben dann die Narrenzunft während der Fasnet viel begleitet und waren mit ihr sehr verwachsen, sodass wir uns dann entschieden haben, geschlossen in die Narrenzunft einzusteigen“, sagt Tobias Riegger. Auch wenn man bei der Narrenzunft immer noch das „Nesthäkchen“ sei, wisse die Gruppe, auf welche Wurzeln sie sich berufen könne.
Dass die Stahlhochzeit – wie man eine elfjährige Ehe auch nennt – nicht mit einem besonderen Auftritt, sondern im kleinen Rahmen gefeiert wird, liegt an der derzeit überschaubaren Größe der Gruppe, sie besteht aus acht Mitgliedern. Viele haben Familie, stehen mitten im Berufsleben und es sei nicht immer einfach, zeitlich alles unter einen Hut zu bekommen. „Wir sind ein kleiner Haufen, kennen uns alle schon ewig. Was uns auszeichnet, ist unsere Kameradschaft und der familiäre Charakter“, sagt Riegger.
Auch wenn die Fahnenschwinger das ganze Jahr über trainieren und Auftritte haben, so liegt der Schwerpunkt mit dem Bühnen- und Marschprogramm auf der Fasnet. Hier sind sie mit ihren farbenfrohen Fahnen immer ein Hingucker. Beim FuN-Ball sowie beim Narrenweckruf, beim Narrenbaumsetzen und natürlich beim großen Umzug am Fasnetsunntig in Markdorf präsentiert sich die Fahnenschwingergruppe mit Showeinlagen. Beim Lumpenball sind sie, mit der Garde und dem Jungnarrenrat, in die Organisation eingebunden und übernehmen den Arbeitsdienst. „Wir haben unseren Fokus natürlich in Markdorf, aber wir sind dieses Jahr auch beispielsweise in Rottenburg und Engen bei den Umzügen mitgelaufen“, so der Oberfahnenschwinger. Jüngst war man bei der Maskenvorstellung im Bildungszentrum dabei, denn die Nachwuchsgewinnung ist durchaus ein Thema.
Tobias Riegger, der dieses Jahr seine 30-jährige Mitgliedschaft bei den Fahnenschwingern feiern kann, mag die Vielseitigkeit. Zum einen sei da die Brauchtumspflege, zum anderen kann man sich beim Showprogramm kreativ verwirklichen. Durch die Möglichkeit, an Meisterschaften teilzunehmen, auf die man sich entsprechend vorbereiten muss, bekomme das Ganze noch einen sportlichen Wettkampfcharakter. „Mir macht das einfach Spaß“, sagt Riegger, der viele Lehrgänge und Workshops besucht hat und bei der Leitung der Gruppe von Christian Altstädter und Michaela Waldenmayer unterstützt wird. Zu den Höhepunkten in den vergangenen Jahren zählen die Teilnahme an der Europaparade in Berlin und an der Saint-Patrick‘s-Day-Parade in München.
Zwar ist es um die Fahnenschwinger etwas ruhiger geworden, Tobias Riegger hofft aber, in Zukunft auch außerhalb der Fasnet wieder stärker präsent sein zu können, sei es mit der Teilnahme am Stadtfest, einem Angebot beim Ferienkalender oder mit einem Schnuppertraining. Dieses findet am Dienstag, 11. März, 19 Uhr, in der Stadthalle statt.
Das Fahnenschwingen kann jeder erlernen, ist Tobias Riegger zuversichtlich. Es braucht halt seine Zeit. Es gibt geführte Figuren, Beinfiguren und Würfe. Wer dann das Marschprogramm beherrscht, darf bei den Umzügen mitlaufen, zunächst aber noch ohne Uniform. Was aber laut Riegger ganz wichtig ist: „Man schmeißt die Fahne, man fängt die Fahne.“ Beim Laufen und Schwingen schwingt auch Stolz mit. Stolz, das Markdorfer Stadtwappen zu tragen, das auf der Fahne abgebildet ist. „Damit gehen wir auch pfleglich um“, sagt Tobias Riegger.
Kontakt: Wer Interesse daran hat, bei den Fahnenschwingern mitzuwirken, kann sich per E-Mail an die Gruppe wenden:
fahnenschwinger@narrenzunft-markdorf.de