Das Auge hört mit. Für das Management von Konzerthäusern und Musikindustrie ist dies schon längst eine Binsenweisheit. Dementsprechend gediegen, dementsprechend ansprechend müssen die Musik-Stars und -Ensembles sich inszenieren. Und was für die großen Bühnen gilt, für die Plakate und für die Plattencover, das gilt durchaus auch in Festzelten und Mehrzweckhallen. In denen auch die Musikvereine, die Blaskapellen ein möglichst zünftig-schmuckes Bild abgeben sollen – als optischen Gegenstück zum kernigen Höreindruck.
Erfahrungsgemäß steigen solche Publikumserwartungen sogar noch an, wenn besondere Anlässe ins Spiel kommen. Beim Musikverein Riedheim ist eben dies der Fall. Er feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Für die Herren soll es deshalb neue Westen geben und für die Damen neue Schürzen. Die Musiker brauchen neue Lederhosen für die Musiker, eine Reihe neuer Dirndl für die Musikerinnen sowie neue Blusen und Hemden „in hoher Zahl“. So steht es in der Beratungsvorlage, die Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorstellte.

So wurde bei früheren Jubiläen verfahren
Ob die alten Kleidungsstücke inzwischen fadenscheinig geworden sind, das diskutierte der Markdorfer Gemeinderat freilich nicht. Stattdessen beratschlagte das Gremium über den Betrag, der den Musikern aus Riedheim zur dringlichen Aufbesserung ihrer Trachtenuniform spendiert werden soll. Zur besseren Orientierung skizzierte die Hauptamtsleiterin, wie bei früheren Musikverein-Jubiläen verfahren worden ist.
So sei das 150-Jahr-Jubiläum der Markdorfer Stadtkapelle 2018 mit 20.000 Euro für neue Uniformen bezuschusst worden – und darüber hinaus mit weiteren 10.000 für die Feierlichkeiten. Mit Blick aufs 100-jährige Jubiläum des Musikvereins Ittendorf im Jahr 2021 habe der Rat beschlossen, dass 100-, 150- und 200-jährige Musikvereinsjubiläen seitens der Stadt grundsätzlich mit 10.000 Euro für die Feierlichkeiten sowie einem Zuschuss von maximal 20.000 Euro zur Neubeschaffung von Uniformen beziehungsweise Trachten bezuschusst werden können.
Insofern, so rechnete Regina Holzhofer vor, dürfe sich der Musikverein Riedheim auf einen Gesamtbetrag von 30.000 Euro einstellen – außerdem auf „Unterstützungsleistungen“ von Bauhof und Stadtgärtnerei. Auskommen wird der Musikverein mit den zur Trachten-Aufwertung gewährten 20.000 Euro allerdings nicht. Der im Allgäu ansässige Trachtenmodeausstatter beziffert die notwendigen Kosten auf rund 56.000 Euro.

Kostenvoranschlag kam auf den letzten Drücker
„Wer eine Förderung will, muss auch einen Antrag stellen“, kommentierte Dietmar Bitzenhofer, Fraktionssprecher der Freien Wähler, dass sich der Vereinsvorstand der Riedheimer im vergangenen Frühjahr zwar bei Bürgermeister Georg Riedmann der grundsätzlichen Unterstützungsbereitschaft vergewissert hatte, dann aber bis Dezember gewartet hatte, bis ein konkreter Kostenvorschlag vorgelegt wurde. Was zur Folge hat, dass im Haushalt 2025 kein Zuschuss mehr verankert werden konnte. Nun soll der Musikverein – mit zugesagtem Zuschuss im Jahr 2026 – seine Ausgaben selbst vorfinanzieren.

Thema Vereinsförderungen auf der Agenda
Für CDU-Fraktionssprecherin Kerstin Mock war selbstverständlich: „Wenn andere Vereine einen Zuschuss erhalten, dann soll das auch beim Musikverein Riedheim so sein.“ Und auch Umweltgruppen-Fraktionssprecher Joachim Mutschler signalisierte Zustimmung. Der Musikverein müsse zwar zwischenfinanzieren, betonte Mutschler. Dann erinnerte er aber: „Wichtig ist daran zu denken, was der Musikverein für uns tut.“
Sabine Gebhardt aus der Fraktion SPD und die Grünen drückte ihre Hoffnung aus, „dass die eine oder andere Ausgabenkürzung“ im begonnenen Jahr den Musikverein Riedheim doch noch von seiner finanziellen Last befreien könnte. Ebenso kündigte Bürgermeister Riedmann an, dass sich der Rat möglichst bald des Themas Vereinsförderungen annehmen werde.