Die heliumgefüllten Folienluftballons im Bürgersaal des Markdorfer Rathauses zeigen es mit goldenen Ziffern. Und die beiden Zopfbrot-Paare auf den Sitzungstischen sagen es auch. Hier wird ein Jubiläum gefeiert: Die Fünfen und Nullen, gleich ob unter der Saaldecke schwebend oder aus Teig gebacken, stehen für die nun 50 Jahre währende Städtepartnerschaft von Markdorf und Ensisheim.
Auf den Tag genau vor fünf Jahrzehnten, so erinnerte Bürgermeister Georg Riedmann am Samstagvormittag beim Empfang im Rathaus, hatte es ebenfalls einen Empfang gegeben. Doch fand der vormittags im Ensisheimer Rathaus statt, für die Gäste aus der deutschen Partnergemeinde, bevor am Nachmittag die Partnerschaftsurkunde von Bürgermeister Pierre Rapp und seinem Markdorfer Amtskollegen Gerhard Thiede unterzeichnet wurde – nachdem sie bereits wenige Wochen zuvor in Markdorf unterzeichnet worden war.

„Nun beginnt der zweite Akt der Hochzeit“, wandte sich Ensisheims Bürgermeister Michel Habig am Samstag an die Festgesellschaft im Bürgersaal. Im Rathaus eingefunden hatten sich außer zahlreichen amtierenden Stadträten auch viele Ehemalige. Gekommen waren auch Sportler, Künstler, Mitglieder des DRK und der Feuerwehr. Also Menschen aus jenen Vereinen und Organisationen, die die Partnerschaft zwischen der Linzgau- und der Elsassgemeinde durch ihre regelmäßigen Begegnungen und ihren Austausch mit Leben erfüllen.
Von einer goldenen Hochzeit hatte zuvor auch Riedmann gesprochen. Und nach dem Rezept für eine so lange währende, gleichwohl glückliche Ehe fragend vermutete er im Scherzton: „Es muss wohl an der räumlichen Distanz liegen.“ Man begegne sich nur zu schönen Anlässen, bei Feiern, bei Festen. Besonderes Gewicht habe darüber hinaus die Begegnung der Jugend. Das verbinde und trage dazu bei, dass sich die Netze noch enger verknüpfen. Vor allem aber trage es zur Völkerverständigung bei.
Gemeinsame Ausstellung von Künstlern
Dass es zum Dialog nicht unbedingt vieler Worte braucht, das hatten die Empfangsteilnehmer schon auf ihrem Weg in den Sitzungssaal sehen können. Den an den Wänden der Rathausflure hängen derzeit Bilder von Malerinnen und Malern des Club des artistes d‘Ensisheim sowie des Markdorfer Künstlerkreises. Zum Beispiel die Sonnenblumen von Edith-Anna Beck aus Markdorf und fast unmittelbar daneben jene, die Jean-Michel Schmitt aus Ensisheim gemalt hat. „Mir ist der Austausch mit unseren Markdorfer Malerfreunden wichtig“, erklärt Jean-Paul Schwey, seit 2005 Mitglied des Club des artistes d‘Ensisheim.
Man tauscht sich indes nicht nur über schönen Schein und Sonnenblumen aus. Stéphane Mehrenberger von den Sapeurs Pompiers d‘Ensisheim, der Freiwilligen Feuerwehr, berichtet: „Beide Wehren haben ein Problem mit der Nachwuchssuche.“ Arbeitszeiten und ehrenamtlichen Dienst unter einen Hut zu bringen sei nicht einfach.
Auch Probleme, auch das gemeinsame Nachdenken über deren Lösung gehört wohl zur „Normalität“, die sich CDU-Fraktionschefin Kerstin Mock für die deutsch-französische Städtepartnerschaft wünscht. „Die Begegnung im Alltag ist wichtig.“ Vor allem das führe zu noch mehr Verständnis und zum „Abbau von Barrieren“. Mock wie auch SPD-Fraktionschef Uwe Achilles in seinen Ausführungen bauen da auf die Jugend – um Deutschland und Frankreich, um Europa enger zusammenwachsen zu lassen.