Als Helga Weißkopf im Dezember gegenüber dem SÜDKURIER ihr Aus beim Tierschutzverein Markdorf erklärte, war ihr vor allem eines wichtig: dass weiterhin für die Tiere gesorgt wird. Die engagierte Igelpflegerin kümmert sich nach wie vor um ihre kleinen Schützlinge – mit neuem Elan und einem eigenen Verein im Rücken.
Nach nicht einmal einem Monat neuer Verein
„Am 27. Januar hatten wir unsere Gründungsversammlung“, sagt Helga Weißkopf. „Das ging alles irgendwie ganz schnell.“ Ihre Mitgliedschaft beim Tierschutzverein hatte sie zum 31. Dezember 2024 beendet – zunächst ohne klaren Plan, wie es weitergehen sollte. Doch ihr Mann Christian hatte eine Idee: „Wieso gründest du nicht deinen eigenen Verein?“
Für einen eingetragenen Verein sind mindestens sieben Mitglieder erforderlich – zu viele für den Moment. Doch Weißkopf fand heraus, dass auch ein nicht eingetragener Verein möglich ist, wenn sich mindestens zwei Personen zusammenschließen. Gemeinsam mit ihrem Mann und zwei weiteren Unterstützerinnen gründete sie daher die Igelnothilfe Bodenseekreis.
Die Gründungsphase beschreibt sie als „ziemlich aufregend“ – aber auch belastend. Zwischen Satzung, Anwaltsterminen und der Anerkennung der Gemeinnützigkeit sei kaum Zeit zum Verschnaufen geblieben. Und dennoch musste sie sich weiter um die Tiere kümmern. Ende Januar folgte dann die Erleichterung: Alles war in trockenen Tüchern, die Igelnothilfe Bodenseekreis war offiziell gegründet.

Wieso ist ein Verein so wichtig?
Helga Weißkopf arbeitet ehrenamtlich und ist auf Spenden und Partner angewiesen. Allein um Spendenquittungen ausstellen zu können, sei der Vereinsstatus notwendig gewesen, sagt sie. Unterstützung kommt von lokalen Unternehmen – und vor allem von zwei engen Wegbegleiterinnen: Dagmar Bäder und Sandra Spöring-Wulf. Die beiden sind von Anfang an an ihrer Seite, wenn es um die Rettung und Pflege von Igeln geht.
Zusammenarbeit mit Tierschutzverein Markdorf in weiter Ferne
An Weißkopfs Haltung zum Tierschutzverein Markdorf hat sich nicht geändert. Bereits im Dezember erklärt sie, dass eine weitere Kooperation nicht ausgeschlossen sei. Jedoch schließt sie eine persönliche Zusammenarbeit nach wie vor aus. „Was einmal gesagt wurde, kann man nicht zurücknehmen“, bekräftigt sie. Gleichzeitig betont sie die Bereitschaft zu pragmatischer Kooperation: „Wenn jemand mit einem Tier kommt und wir wissen, dass sich eine andere Stelle besser auskennt, dann verweisen wir natürlich dorthin.“
Wie läuft der Verein bisher?
„Bis jetzt läuft alles super – jetzt brauchen wir nur noch mehr Mitglieder“, sagt Weißkopf. Ihr Ziel ist es, Menschen für den richtigen Umgang mit Igeln zu sensibilisieren. Schon jetzt werde sie regelmäßig kontaktiert – etwa, wenn jemand einen Igel findet oder beim Bau eines Igelhauses Hilfe braucht. Ein wichtiger Schritt war die Unterstützung durch die Gemeinde Bermatingen, die der Igelnothilfe einen Raum zur Verfügung stellte. Dort konnten bereits im vergangenen Winter zahlreiche Igel sicher überwintern – 47 von 50 überlebten, berichtet Weißkopf.
20 Jahre Erfahrung imt Igeln
Die Vereinsgründung habe ihr neue Kraft gegeben, sagt sie. „Bei uns dreht sich jetzt noch mehr ums Tier.“ Über 20 Jahre Erfahrung bringt sie in die Pflege mit ein – und bildet sich regelmäßig fort. Selbst einfache Laboruntersuchungen wie Kotproben kann sie in wenigen Stunden durchführen. „Das kann über Leben und Tod entscheiden“, betont sie. Weil sie keine Tierärztin ist, arbeitet sie eng mit Tierarztpraxen zusammen.
In der Regel bleiben die Tiere rund einen Monat bei ihr, bevor sie wieder ausgewildert werden. Dafür führt sie genau Buch. „Igel sind reviertreu. Deshalb entlassen wir sie immer dort, wo wir sie gefunden haben.“