Seit Jahrzehnten ist er einer der bekanntesten Familienbetriebe in Markdorf und in der Region: Der Schneider Baumarkt – und er wird bald Geschichte sein. Er wickle gerade sein Unternehmen ab, sagt Inhaber Josef Schneider. Verkaufen wird Schneider Gebäude und Grundstück an den Markdorfer Unternehmer Albert Weber, dessen Firma nahezu alle großen Grundstücke in der Nachbarschaft bereits besitzt. Die Albert Weber GmbH ist auch direkter Nachbar des Baumarktes. Der Notartermin sei bereits fix, sagt Schneider.
Kinder wollen Firma nicht weiterführen
Schneider verhehlt nicht, dass ihn dieser Schritt schmerzt. „Aber irgendwann geht es halt nicht mehr“, sagt er. Schneider ist 68, also im Rentenalter, und seine erwachsenen Kinder wollen die Firma nicht weiterführen. „Keine gemeinsamen Urlaube, kaum freie Zeit, diesem Beispiel ihrer Eltern wollten sie nicht folgen“, bekennt er freimütig. Für den letzten Anstoß bei diesem Schritt hatte dann ein persönlicher Schicksalsschlag gesorgt, der sich auch auf die Firma auswirkte: Im März 2022 starb seine Ehefrau, die große Teile der Verwaltung gemanagt hatte. „Das hat in unserer Verwaltung eine Lücke gerissen, die wir nicht mehr schließen konnten.“ Damit endet nun eine fast 140-jährige Familiengeschichte – es dürfte Markdorfs ältestes noch existierendes Unternehmen sein, das nun seine Lichter löscht.
Als „Eisen-Schneider“ bekannt wie ein bunter Hund
In Markdorf ist der Unternehmer als „Seppo“ Schneider oder als „Eisen-Schneider“ bekannt wie ein bunter Hund. Den Spitznamen „Eisen-Schneider“ hat man ihm angeheftet, weil die Firma einst mitten in der Innenstadt einen florierenden Eisenhandel betrieben hatte. Seinerzeit bezeichnete der Volksmund das große Areal zwischen Hauptstraße und Mangoldstraße, wo sich heute das Einkaufszentrum Proma befindet, als „vereinigte Hüttenwerke“ – weil auf dem Platz und bis an die Straße die Eisenstangen meterhoch aufgestapelt waren. Diese Zeiten endeten bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts.

Weniger Kunden, keine Fachkräfte
Für das endgültige Aus gebe es neben der fehlenden Nachfolge auch andere Gründe. „Die letzten Jahre waren keine leichte Zeit“, verweist Schneider auf eine stark rückläufige Kundenfrequenz, vor allem seit der Corona-Pandemie. Außerdem werde es immer schwieriger, Fachkräfte zu finden. Mit den verschiedenen Abteilungen und mehr als 40.000 Artikeln sei man gegenüber anderen Baumärkten sehr individuell aufgestellt. „Personell fahren wir deswegen seit Jahren am Limit“, sagt Schneider. Zuletzt seien auch Übernahmeverhandlungen gescheitert.
Die Hagebau-Gruppe, an die der Schneider Baumarkt vertrieblich angedockt ist, habe dabei aber keine Rolle gespielt. „Wir waren immer ein Familienunternehmen und haben über die Generationen hinweg alles gemeinsam aufgebaut“, sagt Schneider.

30 Mitarbeiter plus eine Reihe von Teilzeitkräften hat die Firma. Ihnen musste Schneider nun kündigen. Auch das ein Schritt, der ihn schmerzt. Ihm liege es am Herzen, dass möglichst viele von ihnen wieder in Lohn und Brot kämen, sagt er. Die Weber-Geschäftsführung habe er dafür gewinnen können, dieser Tage im Baumarkt Bewerbungsgespräche mit Schneider-Mitarbeitern zu möglichen Übernahmen zu führen.
Bis zum Jahreswechsel werde alles noch wie gewohnt weiterlaufen. Ab dem 11. Januar und bis zum 31. März werde es dann einen Ausverkauf geben. „Und dann müsste eigentlich alles abgewickelt sein“, sagt Schneider. Nachdenklich blickt der Unternehmer in die Zukunft, im Herzen ist er Markdorfer. „Wenn der Baumarkt nicht mehr da ist, wird das wohl auch Auswirkungen auf die Kundenfrequenz der Innenstadt haben, den Wirtschaftsstandort Markdorf könnte es schon treffen“, vermutet er.