Piraten, Polizisten, Prinzessinnen – sie alle haben schon lange gewartet. Da endlich kommen sie. Vorneweg die Narrenbolizei mit lautem Schellengeklingel, damit beinahe die Narrenkapelle übertönend. Aber nur beinah – am Ende sind Trommeln, Blech und Flöten doch noch lauter. „Narri!“, schallt‘s. „Narri!“ ruft‘s zurück – zum Teil auch „Narro!“

Hänseler zeigen ihr Können Video: Jörg Büsche

Die Narren sind los auf dem Schulhof der Jakob-Gretser-Grundschule, losgezogen schon am frühen Morgen nach dem Treffen vor der Krone. Dort kommen sie stets zusammen am „Schmotzigen Dunschdig“, dem fettigen Donnerstag vor dem großen Fasnetswochenende. Und die morgendliche Mission am Schmotzigen ist in jedem Jahr die Schülerbefreiung. Aber nicht nur die, die Buben und Mädchen in den Kindergärten sollen gleichfalls angesteckt werden mit Ausgelassenheit und Narretei.

Christoph Blaschke munitioniert Berti Müller mit Bonbons auf.
Christoph Blaschke munitioniert Berti Müller mit Bonbons auf. | Bild: Jörg Büsche

Geteilte Narretei ist doppelte Narretei

Darum teilen sich die Markdorfer Narren. Die einen ziehen zum Alten Schulhaus, zum Pestalozzikindergarten, zur Pestalozzischule und zur Jakob-Gretser-Grundschule. Die anderen wandern gen Süden, um dort die Storchennest-Kindergartenkinder zu erfreuen. Beim Bildungszentrum ging es in diesem Jahr schon wieder nicht vorbei. Dieses Mal, weil die Schule eine Baustelle ist, eingezäunt und unter Pandemiebedingungen ohnehin kaum zugänglich im Inneren, nicht einmal für Narren.

Erich Benzing, Brauchtumsbeauftragter der Historischen Narrenzunft Markdorf: „Das ist natürlich sehr, sehr schade, dass wir in ...
Erich Benzing, Brauchtumsbeauftragter der Historischen Narrenzunft Markdorf: „Das ist natürlich sehr, sehr schade, dass wir in diesem Jahr die Schüler am Bildungszentrum nicht befreien konnten. Wir brauchen den Kontakt zu den jungen Menschen, damit die Tradition nicht in Vergessenheit gerät.“ | Bild: Jörg Büsche
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Bonbons für die ganz Kleinen

Narrenbüttel, Narrenbolizei, Kaujohle und Hänseler stehen vor den hellblauen Fensterläden des Kindergartens im Alten Schulhaus. Von innen wird ihnen gewunken. Als die Fenster sich öffnen, fliegen Bonbons hinein. Kinder lachen, Kinder strahlen, Kinder machen große Augen, weil hier und dort einer der Vermummten im mit abertausend Filzläppchen besetzten Hänselerhäs mit seiner Karbatsche schnellt.

Gemeinsam singen und schunkeln Video: Jörg Büsche

Der Zug zieht weiter, treppab, hin zur Gruppe, die auf der Rückseite des Gebäudes an den Untergeschossfenstern auf die Narren wartet. „Schunkel hin, schunkel her“ kann dann immerhin gemeinsam der Narrenmarsch gesungen werden. Das verbindet.

Auf dem Außengelände an der Jakob-Gretser-Grundschule herrschte buntes und fröhliches Treiben.
Auf dem Außengelände an der Jakob-Gretser-Grundschule herrschte buntes und fröhliches Treiben. | Bild: Jörg Büsche

Kein Einlass, kein Kinderball und trotzdem Spaß

„Dass wir nicht zu euch rein dürfen“, bedauert Hänselermajor Uwe Schulz, Anführer der Schülerbefreier im Norden der Stadt immer wieder, vor den Kindergartenkindern und später auch vor den Schülern an der Pestalozzischule. Aber es hilft nichts: Auch in diesem Jahr regiert die Pandemie das Narrengeschehen und bei der Zunft weiß man das auch und alle halten sich dran.

Die Narrenkapelle spielt für die Kinder des Pestalozzikindergartens.
Die Narrenkapelle spielt für die Kinder des Pestalozzikindergartens. | Bild: Jörg Büsche
Auch Lehrerinnen können durchaus närrisch sein – hier diejenigen der Pestalozzischule.
Auch Lehrerinnen können durchaus närrisch sein – hier diejenigen der Pestalozzischule. | Bild: Jörg Büsche

Zum Bedauern hat Uwe Schulz bei den Schülern der Gretser-Grundschule besonders viel Gelegenheit: gleich vier Mal hintereinander. Denn die Klassenstufen dürfen sich nicht geschlossen, nicht gemeinsam befreien lassen, sondern Jahrgang für Jahrgang. „Das ist schon mal besser als in der letzten Fasnet“, sagt Schulz dennoch. Denn da fiel die Begegnung mit den Narren ja völlig flach.

Einen Steinwurf entfernt von der Gretser-Schule stand schon die nächste Befreiung an: Närrischer Empfang für die Zunft an der ...
Einen Steinwurf entfernt von der Gretser-Schule stand schon die nächste Befreiung an: Närrischer Empfang für die Zunft an der Pestalozzischule. | Bild: Jörg Büsche
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Insofern sei die Befreiung mit Maske und pandemiegebotenem Abstand ja immerhin schon ein gewisser Fortschritt. „Wir hoffen aber, dass wir nächstes Jahr wieder zu euch ins Schulgebäude dürfen, damit wir alle zusammen feiern können“, musste der Hänselermajor wieder und wieder wiederholen – vor den Grundschulschülergruppen, vor den Förderschülern und auch vor den Kindergartenkindern.

„Wir schauen darauf, dass bei der Schülerbefreiung möglichst viele Gruppen und Figuren vertreten sind, damit die Kinder die ganze ...
„Wir schauen darauf, dass bei der Schülerbefreiung möglichst viele Gruppen und Figuren vertreten sind, damit die Kinder die ganze Zunftpalette kennenlernen können“, sagt Dirk Schemberger vom Vermessungstrupp. | Bild: Jörg Büsche

Sie alle aber lud Uwe Schulz ein: „Nachher, wenn ihr nach Hause gehen dürft, dürft ihr auf dem Marktplatz zum Stand der Narrenzunft zu kommen.“ Dort gebe es eine Tüte mit Süßigkeiten. Auch zum Trost dafür, dass der sonst übliche Kinderball in der Stadthalle wegen Corona auch in diesem Jahr ausfallen muss.

Bild 8: Schülerbefreiung an der frischen Luft – so feierten die Narren in Markdorf
Bild: Jörg Büsche

Die Narrenkapelle und ihre Fans

Im Sonnenlicht betrachtet – und die Sonne schien reichlich zur Schülerbefreiung –, hatten die Schüler und Kindergartenkinder ihren Spaß und den reichlich. Nachgerade närrisch ausgelassen ging es bei den Pestalozzischulschülern zu.

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Mit ihren lauten Zugaberufen entlockten die der Narrenabteilung der Stadtkapelle weitere Stücke, zu denen Schüler wie Lehrer und die Narren sowieso tanzten. Über den Grundschulschulhof wanden sich Polonaisen. Und Jubel brandete jedes Mal auf, wenn Hänselermajor Uwe Schulz auf den Narrenzunftstand auf dem Wochenmarkt und die Süßigkeiten dort hinwies.

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