Elani Belawa (Name von der Redaktion geändert) ist im Teenageralter, als sie aus ihrer Heimat in Afrika flüchtet und in Deutschland als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling eine neue Heimat findet. Über ihre Flucht möchte die heute 24-jährige Frau nicht sprechen, sie möchte vergessen und nicht an diese Zeit in ihrem Leben erinnert werden. Was zählt, ist die Gegenwart und in dieser ist sie einigen Monaten alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter.
Christin Jungblut vom Leitungsteam des Markdorfer Mehrgenerationenhauses (MGH) ist es wichtig, dass Elani Belawa Unterstützung bekommt. Als Elani schwanger ist, sucht sie vor rund einem Jahr den Kontakt zum MGH-Team, denn sie befindet sich zu diesem Zeitpunkt mitten in der Ausbildung zur Bürokauffrau. „Das Wichtigste war, dass sie ihre Ausbildung trotz Schwangerschaft fortführen und beenden kann“, so Jungblut. Elani Belawa wollte eine berufliche Perspektive in Deutschland, sie schließt die Realschule ab und kann ihre Ausbildung von drei auf zwei Jahre verkürzen. „Ich wusste, dass ich das schaffen kann“, so Belawa.
Elani Belawa braucht ein Auto, um pünktlich am Arbeitsplatz zu sein
Es treten erste Schwierigkeiten auf; Elani Belawa muss für Beruf und Schule mobil sein, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im Bodenseekreis eine Herausforderung. „Ich kam oft zu spät, weil Bus und/oder Bahn nicht pünktlich waren“, erzählt die 24-Jährige. Ihr war schnell klar, dass sie einen Führerschein und ein Auto braucht. „Das war eine der ersten Amtshandlungen meinerseits, Elani mit einem Darlehen aus dem Familien-in-Not-Topf zu unterstützen“, sagt Christin Jungblut.
Im Mai dieses Jahres kommt das Baby auf die Welt, im Juni stehen bereits die Abschlussprüfungen auch. Auch hier ist das MGH-Team zur Stelle und organisiert Hilfe über sein ausgezeichnetes Netzwerk mit unterschiedlichen sozialen Einrichtungen in der Region. Es geht um die erste Ausstattung, die über Möbelkreisel und Kleiderkammer zustande kommt, bis zum Finden einer Tagesmutter und der Begleitung durch den Alltag. Erschwerend kommt die Corona-Pandemie hinzu, Elani Belawa macht sich Sorgen um den Aufenthalt im Krankenhaus und ob sie den Prüfungsanforderungen gewachsen ist. „Ich habe viel zuhause alleine gelernt und war einsam“, so Belawa. Mit dem Vater des Kindes hat sie wenig Kontakt, er übernimmt allerdings den Unterhalt.
Der jungen Mutter fehlt der familiäre Rückhalt
„Ihr fehlt der familiäre Rückhalt“, erklärt Christin Jungblut, die im Mehrgenerationenhaus die Gruppe der Alleinerziehenden leitet. Hier können sich die Frauen austauschen, gegenseitig unterstützen und ein soziales Netzwerk aufbauen. „Wenn man weiß, da ist jemand, den kann ich anrufen und um Hilfe bitten, dann nimmt das etwas Druck aus der schwierigen Situation, in der man sich befindet, raus“, so Jungblut. Der Bedarf an der Gruppe sei groß und da es sich um ein Elternbildungsangebot handelt, darf dieses unter Einhaltung strengster Auflagen derzeit auch weiterhin stattfinden.
Elani Belawa besteht die Prüfung und schließt ihre Ausbildung zur Bürokauffrau erfolgreich ab, allerdings läuft ihr Arbeitsvertrag aus, das Unternehmen übernimmt sie nicht. Die 24-Jährige befindet sich derzeit in Elternzeit. „Es ist uns natürlich ein Anliegen, Elani dann auch wieder dem Arbeitsmarkt zuzuführen“, sagt Christin Jungblut.