„Mit Leuten zusammenkommen, Menschen treffen, die man Wochen oder Monate nicht gesehen hat“: Das nennt Heinz Schwenninger als Gründe, warum er Jahr für Jahr den Markdorfer Elisabethenmarkt besucht. „Was zum Essen“, gern eine Bratwurst, kommt dabei obendrein in die Waagschale.

Plaudern und Genießen, in diesem Falle mit einer knackigen Bratwurst, das mag Heinz Schwenninger auf dem Elisabethenmarkt.
Plaudern und Genießen, in diesem Falle mit einer knackigen Bratwurst, das mag Heinz Schwenninger auf dem Elisabethenmarkt. | Bild: Jörg Büsche
Birgit Kneule besucht den Markt in jedem Jahr.
Birgit Kneule besucht den Markt in jedem Jahr. | Bild: Jörg Büsche

Ein Muss ist der Besuch des Traditionsjahrmarkts auch für Birgit Kneule. Sie ist mit ihren Kindern da. „Das gehört einfach dazu“, erklärt die junge Mutter: „Ich komme in jedem Jahr und schaue mir die Stände und ihre Angebote an.“ Bedauerlich findet sie, dass es wieder keinen Rummel für die Kinder gebe.

Vorgeschmack auf Weihnachten

Immerhin gibt es aber Spielsachen. Liebevoll gearbeitete Holzeisenbahnen, Puppen, Figuren, bunte Enten zum Ziehen. Genau das Richtige, um den Allerkleinsten eine Freude zu machen unterm Weihnachtsbaum.

Lässt Kinderaugen aufleuchten: Das Spielzeugangebot für die Kleinsten an einem der Jahrmarktstände.
Lässt Kinderaugen aufleuchten: Das Spielzeugangebot für die Kleinsten an einem der Jahrmarktstände. | Bild: Jörg Büsche
Jetzt darf es ruhig noch kälter werden: Pelziges für frierende Hände und Füße wurde auch angeboten.
Jetzt darf es ruhig noch kälter werden: Pelziges für frierende Hände und Füße wurde auch angeboten. | Bild: Jörg Büsche

Und sollte es in diesem Jahr weiße Weihnachten geben, so findet sich auf den Ständen links und rechts von den Spielsachen genügend Wärmendes. Womit nicht unbedingt der „Glühwein to go“ gemeint ist oder die Maronen wenige Schritte weiter. Eher schon die Felle und Hand- und Hausschuhe oder Mützen beziehungsweise Socken, die den Marktbesuchern hier in Augenhöhe entgegenbaumeln und dort in Griffweite ausgebreitet daliegen.

Eine historische Markdorfer Tradition: Urkundlich erwähnt wird der Elisabethenmarkt bereits im 15. Jahrhundert.
Eine historische Markdorfer Tradition: Urkundlich erwähnt wird der Elisabethenmarkt bereits im 15. Jahrhundert. | Bild: Jörg Büsche
Karl Honnen ist Fan des Elisabethenmarkts und fragt sich, was im Stadtgraben noch möglich wäre, würde die geplante Shared-Space-Zone ...
Karl Honnen ist Fan des Elisabethenmarkts und fragt sich, was im Stadtgraben noch möglich wäre, würde die geplante Shared-Space-Zone sich nicht nur auf einen kleinen Bereich erstrecken. | Bild: Jörg Büsche

Viel Ausgefallenes im Angebot

Karl Honnen hat es das Feinmechaniker-Werkzeug angetan. Die Pinzetten, mit denen sich kleinste Dinge greifen lassen – all die winzig kleinen Zangen und Instrumente, die auf dem Behandlungsstuhl des Zahnarztes schrecken, doch beim Jahrmarktsbesuch die Neugier wecken. Asef Arshad, Präzisionsinstrumente-Händler aus Rottweil, erklärt geduldig, womit erst die Ecken der Zehnnägel, dann der Rest abgekniffen werden kann. Werkzeuge für Pediküre und Maniküre nämlich seien bei ihm am meisten gefragt, sagt er.

Margarit Merk hat gefunden, was sie gesucht hat.
Margarit Merk hat gefunden, was sie gesucht hat. | Bild: Jörg Büsche

Und auch Margarit Merk aus Bermatingen ist eigens fürs die kleinen stählernen Gerätschaften hergekommen. „Man kann alles in die Hand nehmen und ausprobieren“, freut sie sich. „Und das Ausprobieren ist wichtig“, erläutert der Händler aus Rottweil. „Kauft man eine eingepackte Pinzette, weiß man ja nicht ob sie richtig schließt“, meint Asef Arshad.

Das könnte Sie auch interessieren

Die analoge Alternative zum Online-Shopping

Udo Fehr wiederum hat Urlaub. Deshalb hat er auch genug Zeit, sich auf dem Elisabethenmarkt umzuschauen. Das erzählt er, während er eine Kappe anprobiert. Am Stand von Reinhard Schmeh, Hutfachhändler aus Dauching, kann er das. „Im Netz würde das nicht gehen“, erklärt Huthändler Schmeh. Online lässt sich ebenso wenig die Qualität der Ware ertasten, wie der Sitz im Spiegel überprüfen. Was denn auch der Grund sei, weshalb Schmeh seine Kappen, Mützen und Hüte nicht im Internet feilbietet.

Steht ihm gut, die neue Mütze: Udo Fehr ist zufrieden.
Steht ihm gut, die neue Mütze: Udo Fehr ist zufrieden. | Bild: Jörg Büsche
Und Huthändler Reinhard Schmeh mit Udo Fehrs Auswahl natürlich ebenfalls.
Und Huthändler Reinhard Schmeh mit Udo Fehrs Auswahl natürlich ebenfalls. | Bild: Jörg Büsche

„Das gäbe ein viel zu großes Hin-und-her-Geschicke“, winkt Schmeh ab. Lieber ist ihm da der direkte Kontakt zu seinen Kunden, das persönliche Gespräch, zu dem er nach 30 Jahren regelmäßiger Wiederkehr nach Markdorf immer öfter findet.

Der Marktbesuch will kalkuliert sein

Nicht ganz so regelmäßig wie der Hutfachhändler aus Rottweil kommt Thomas Dorer in die Gehrenbergstadt. „Ob sich die weite Anfahrt aus dem Schwarzwald lohnt“, will für ihn gut überlegt und kalkuliert sein. Seine über 70 Ballen und Rollen mit Wachstuch oder Tischdecken-Stoff auszulegen, mache einige Mühe. „Deshalb setze ich auch schon mal ein Jahr aus“, erklärt Dorer.

Tücher in allen Farben und Mustern: Gut beraten, findet sich Birgitte Fichte von Thomas Dorer.
Tücher in allen Farben und Mustern: Gut beraten, findet sich Birgitte Fichte von Thomas Dorer. | Bild: Jörg Büsche

Diesen Herbst ist er da und steht im Stadtgraben, was Brigitte Fichter freut. „Hier finde ich, was ich sonst nirgends bekomme“, erklärt sie. Material und Format seien beim Händler aus dem Schwarzwald durchaus ausgefallener als woanders. Halt passend für die speziellen Bedürfnisse seiner Kunden.

Das Angebot an den Ständen ist so ausgefallen wie unüberschaubar: In diesem Jahr erstreckte sich der Jahrmarkt vom Marktplatz bis in die ...
Das Angebot an den Ständen ist so ausgefallen wie unüberschaubar: In diesem Jahr erstreckte sich der Jahrmarkt vom Marktplatz bis in die Hauptstraße. | Bild: Jörg Büsche

Ob Tuch- und Deckenhändler Dorer, ob Hutverkäufer Schmeh oder Präzisionsinstrumente-Anbieter Asef Arshad: Die allermeisten der befragten Händler zeigten sich am Montagnachmittag zufrieden mit ihren Verkäufen. Aber allein schon, dass der Markt überhaupt stattfinden kann, stimmt sie begeistert. Und diese Begeisterung teilen auch die Besucher an diesem sonnigen Herbsttag.