Dass im Juli und August der Campingplatz Wirthshof und die Ferienwohnungen in und um Markdorf ausgebucht beziehungsweise sehr gut belegt sind, ist Normalität. Die starken Sommermonate ziehen die Touristen seit Jahren in die Region, doch aufgrund der Corona-Krise ist die Nachfrage derzeit besonders hoch.
Anbieter von Ferienwohnungen haben hohen Verwaltungsaufwand
Für Kerstin Mock vom Markdorfer Stüblehof und Monika Steffelin vom Obsthof Steffelin in Ittendorf bedeutet dies auch einen höheren Verwaltungsaufwand.

Die Anfragen per Telefon und E-Mail sind gestiegen. „Das hat seit unserer Öffnung Mitte Mai extrem zugenommen“, sagt Monika Steffelin. Die zehn Ferienwohnungen auf dem Hof sind – wie immer um diese Zeit – voll belegt.
Camping-Stellplätze für eine Nacht besonders beliebt
Hinzu kommen drei bis fünf Stellplätze für Campingurlauber, die kurzfristig eine Nacht über das Angebot „Landvergnügen“ buchen. Die Urlauber bekommen den Stellplatz kostenlos zur Verfügung gestellt und konsumieren im Gegenzug bei Steffelins, indem sie im Hofladen einkaufen oder frühstücken. „Eine Win-Win-Situation“, so Steffelin.

Auf dem Hof herrscht gute Stimmung bei den Gästen
Während die Kleinfamilie im Camper mit LB-Kennzeichen gerade den Hof verlässt, rollt bereits der nächste VW Bus mit Münchner Kennzeichen an, ein Pärchen steig aus. Jeannette und Rüdiger Reemtsema sitzen derweil im Frühstücksraum. Das Ehepaar aus dem Raum Aschaffenburg hat mit ihrem VW Bulli eine Nacht auf dem Obsthof verbracht, nun geht es weiter. Allgäu oder Schwarzwald – da sind sich die beiden noch nicht sicher.

Eigentlich hatte das Ehepaar für August eine Kreuzfahrt in Norwegen gebucht – diese wurde auf Juni 2021 verschoben. Jetzt erkunden sie Deutschland – nach Sylt nun den Süden. „Es gefällt uns hier sehr gut“, sagt Rüdiger Reemtsema. Am See direkt seien sie nicht gewesen, sondern durch den Wald nach Hagnau gewandert. „Da waren nicht viele Leute unterwegs“, sagt Jeannette Reemtsema.
Lockdown war für Steffelins eine große Herausforderung
Monika und Christoph Steffelin freuen sich, dass es ihren Gästen gut geht und es ihnen in der Region gefällt. Das sei das Wichtigste, nachdem während des Lockdowns so viele Fragen, Unsicherheiten und Herausforderungen vor der Familie lagen.
„Das war schon eine Belastung mit den ganzen Stornierungen und wir wussten ja auch gar nicht, wie und ob es weitergeht“, erinnert sich Steffelin. So seien beispielsweise die ganzen Busreisen mit Gruppen, die bei ihnen einkehren, weggefallen.
Die Familie hat mit den Hofladen und dem Obstbau weitere Standbeine und bietet gemeinsam mit der Tourismusgemeinschaft Gehrenberg-Bodensee verschiedene Aktionen wie Brot backen für Kinder, Degustation mit Gin oder eine Fahrt mit dem „Obstkistle“ an.
Besenwirtschaft ist bis auf Weiteres geschlossen
Die Besenwirtschaft haben die Steffelins bis auf Weiteres geschlossen, diese können sie aufgrund der Corona-Verordnung derzeit nicht mehr betreiben. Ruhiger wird es in den kommenden Wochen aber dennoch nicht – die Apfelernte steht an.
Stüblehof: Alle Ferienwohnungen bis Ende September belegt
Auch auf dem Stüblehof ist einiges los. Hier hat die Familie Mock ein neues Wohnhaus gebaut. „Das war schon länger geplant und hat nichts mit der Corona-Krise zu tun“, sagt Kerstin Mock und lacht. „Die Stimmung ist gut, die Gäste dankbar, dass sie bei uns Urlaub machen dürfen“, so Mock. Davon profitiere auch die Stadt, die Touristen gehen dort einkaufen oder essen.
Schon jetzt Buchungen für den Sommer 2021
Die sieben Ferienwohnungen auf dem Stüblehof sind bis Ende September belegt, zum ersten Mal hat die Landwirtin einen entsprechenden Hinweis auf der Startseite ihrer Homepage hinterlegt – die Anfragen seien einfach zu viel geworden, der Arbeitsaufwand enorm gewesen. Bereits jetzt hat Kerstin Mock Buchungen für den Sommer 2021, darunter auch von Personen, die in diesem Jahr leer ausgingen und nun schon frühzeitig vorplanen.

Eigentlich war auf dem Stüblehof alles bereit gewesen für den Start in die Saison – am 22. März sollte es losgehen, doch es kam anders. „Das war eine Vollbremsung und sehr unangenehm“, sagt Kerstin Mock. Sie hat die Zwangspause genutzt und war viel in der Natur unterwegs. Hat neue Ecken entdeckt und das getan, was normalerweise die Urlauber tun: Die schöne Region genießen.
Bis Anfang November seien die Belegzahlen gut, so Mock, die optimistisch bleibt. Aber die fehlenden zwei Monate hole man nicht mehr rein – denn mehr Betten als es gibt, kann man nicht vermieten.
David Dilpert: Wenn Touristen und Geschäftsleute wegbleiben
Auch David Dilpert, der in Markdorf und Umgebung 12 Ferienwohnungen an Touristen und Geschäftsleute vermietet, muss mit den Folgen der Corona-Pandemie arbeiten. Zwar konnte Dilpert während des Lockdowns theoretisch weiterhin Geschäftsreisende beherbergen, doch auch hier war der Umsatz erstmal komplett eingebrochen.

Inwieweit dieser Bereich wieder an Fahrt aufnehmen wird, ist derzeit noch völlig unklar. „Aber ich gebe die Hoffnung natürlich nicht auf“, so Dilpert, der erst Anfang des Jahres in der Hauptstraße ein Business-Appartement eröffnet hat.
„Die Ungewissheit war das Schlimmste“, sagt der Jungunternehmer. Seine Ferienwohnungen sind mittlerweile wieder voll belegt, allerdings sieht er ein ganz großes Defizit für Markdorf.
Für Kurzreisende fehlt in Markdorf ein Angebot
Für Kurzreisende, wie Wanderer, Fahrradfahrer oder Pilger, die nur eine bis drei Nächte bleiben wollen, gebe es kein Angebot. „Hier fehlt ein kleines bezahlbares Hotel“, sagt Dilpert, der auf der Suche nach entsprechenden Objekten ist.