Es war im Sommer 2018. Lewis von Alberti ist auf dem Weg zu seinem Abitur, weiß aber schon ganz genau, was er später einmal machen möchte. Er will Filme machen. Fasziniert von ihnen war er schon lange. „Ich finde es einfach unglaublich, wie man mit Bildern Emotionen auslösen, Gedanken verbildlichen und Geschichten erzählen kann“, erklärt er heute. „Wenn man damit dann auch noch Leute unterhalten kann, ist das doch perfekt.“

Dabei betont er ausdrücklich, dass er eigentlich nie das Handwerk des Filmemachens gelernt oder gar studiert hat. „Für mich war immer wichtig, Sachen auszuprobieren und einfach zu machen“, sagt er. „Ich habe 2018 angefangen, Musik, die ich gehört habe, zu visualisieren.“ Dabei ging es keineswegs um Musikvideos, sondern eher darum, seine Gedanken und Gefühle darzustellen. Sein Talent hat sich herumgesprochen, so dass er 2019 seinen ersten Auftrag erhielt: „Ich habe für einen Modeladen in Ravensburg einen Werbefilm für einen Brautpullover gedreht“, sagt er.

„Wir wollten so etwas einfach mal machen“

Nach dem Abitur jobbte er passenderweise im Cineplex in Friedrichshafen. Dort lernte er Omram Bhagchandani kennen. „Wir haben uns sofort unglaublich gut verstanden“, erinnert er sich. „Heute machen wir ganz viel Projekte gemeinsam.“ Der Markdorfer ist Kameramann und sein Ravensburger Freund Regisseur – und gemeinsam produzieren sie die Filme.

Das erste Projekt realisierten sie 2020 mit „A Brothers Tale“. Die Neuerzählung der Geschichte von Kain und Abel auf einem Bauernhof sei ein Versuchsprojekt gewesen, so Lewis von Alberti. „Wir wollten so etwas einfach mal machen.“ Gedreht wurde in Ravensburg und Umgebung mit ganz wenig Budget. Doch die Resonanz war sehr gut. „Danach wussten wir beide, dass wie das gefunden haben, was wir unser ganzes Leben machen wollen“, erzählt der 24-Jährige.

Hollywood-Luft schnuppern in der Wüste

Ende 2020 startete Lewis von Alberti einen Job in der Personalgewinnung bei einer Markdorfer Firma. Dort konnte er sein Wissen einbringen und lernte „unglaublich viel im Bereich Management und Vertrieb“, sagt er selbst und fügt augenzwinkernd hinzu: „Um einen Film zu machen, musst Du heute schon fast mehr ein Kaufmann sein als Filmemacher.“ Während dieses Jobs hat er mit „Lucid“ seinen zweiten Kurzfilm gedreht.

Kameramann und Produzent Lewis von Alberti (Mitte) aus Markdorf im Gespräch mit der Crew bei seinem aktuellen Projekt, dem Kurzfilm ...
Kameramann und Produzent Lewis von Alberti (Mitte) aus Markdorf im Gespräch mit der Crew bei seinem aktuellen Projekt, dem Kurzfilm „Matriarch“. | Bild: MARKUS HANER

Dann bekam Lewis von Alberti 2022 seine große Chance. Über den Regisseur Robert Schwentke erhielt er ein Praktikumsplatz in der Regie-Assistenz beim Kinofilm „Seneca“, der mehrere Monate lang in Marokko gedreht wurde. Dort spielten Hollywood-Größen wie John Malkovich, Geraldine Chaplin, Mary-Louise Parker und Julian Sands mit. „Ich wurde ins eiskalte Wasser geschmissen“, erzählt er. „Es war definitiv eine absolute Überdosis Eindruck.“ Er habe die Schauspieler mitten in der Sahara betreut, die professionelle Struktur eines Film-Sets sowie die Organisation kennengelernt. „Es war der Wahnsinn“, berichtet er. „Vor allem, als Seneca dann auch noch auf der Berlinale lief.“

Spontane Idee auf einer Autofahrt

Im selben Jahr machte sich Lewis von Alberti selbstständig. Sein Film „Lucid“ ging viral und heimste erste Preise ein. Mit vielen kleineren Projekten verdiente er Geld und baute sich ein Portfolio und eine Webseite auf – und drehte mit einem Freund in Innsbruck einen weiteren Film, „Pizza“, der noch nicht ganz fertiggestellt ist. Während dieser Zeit entstanden bereits weitere Ideen. „Auf einer gemeinsamen Fahrt nach Stuttgart hatten wir die Idee zu unserem aktuellen Filmprojekt ‚Matriarch‘“, sagt der Markdorfer, der zwischenzeitlich in Berlin lebt. „Wir wollten einen richtig großen, hochprofessionellen Film machen.“

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Dreharbeiten am Häfler Flughafen

Eigentlich sollte bereits im Frühjahr 2023 gedreht werden. Doch der Dreh verschob sich immer wieder. Dabei nutzt Lewis von Alberti die Zeit, um das Budget zu vergrößern – und wie, denn am Ende hatte das Team einen fünfstelligen Betrag zur Verfügung. Die beiden Schauspielerinnen des Mutter-Tochter-Dramas wurden von der Häfler Theathergruppe Bodenseeplayers Friedrichshafen akquiriert. Im Hintergrund wuchs das Team bis auf etwa 50 Personen an.

Kameramann und Produzent Lewis von Alberti aus Markdorf bei der Arbeit bei seinem aktuellen Projekt, dem Kurzfilm „Matriarch“.
Kameramann und Produzent Lewis von Alberti aus Markdorf bei der Arbeit bei seinem aktuellen Projekt, dem Kurzfilm „Matriarch“. | Bild: MARKUS HANER

Die Filmsets wurden aufwendig aufgebaut. Im Schloss Achberg an der bayrischen Grenze wurde eine Intensivstation aufgebaut und sechs Tage lang gedreht. Außerdem war die Crew einen Tag in Albstadt und einen Tag am Flughafen Friedrichshafen im Einsatz. Dort waren allein 50 Komparsen im Einsatz. „Dieser Film war meine Filmschule“, sagt der 24-Jährige über das Projekt. „Es war sehr lehrreich und nachhaltig.“ Nun steht die Postproduktion auf dem Programm. Ende des Jahres soll er erscheinen – und dann auch auf Filmfestivals laufen.

„Hollywood ist für mich noch kein Ziel“

Wenn Lewis von Alberti von seinen Projekten erzählt, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Er lebt das Erlebte förmlich noch einmal. „Es gibt einfach kein besseres Medium als der Film, die Leute zu berühren“, erklärt er. „Ich möchte Storys erzählen und die Menschen unterhalten und inspirieren.“ Zu seinen Zukunftsplänen sagt er: „Hollywood ist für mich noch kein Ziel.“ Dabei liegt die Betonung ganz klar auf dem Wörtchen „noch“. Noch fehle die Erfahrung. Später sei das aber definitiv der Traum von Lewis von Alberti.