Der Meersburger Mittelaltermarkt bekommt einen neuen Betreiber: Der Verein KTB Ulm soll ihn ab 2020 für zunächst drei Jahren in Kooperation mit der Stadt ausrichten. Das beschloss der Gemeinderat, der sich in geheimer Abstimmung unter vier Anbietern, darunter die bisherigen Organisatoren, mit deutlicher Mehrheit für KTB Ulm entschied. Der Verein organisiert unter anderem seit zehn Jahren das „Ritterturnier und Mittelalterspektakel zu Ulm“, den historischen Weihnachtsmarkt in Neu-Ulm sowie während der Saison monatlich die „belebte Burg“ auf der Meersburg.

KTB Ulm hatte die aufwändigsten Bewerbungsunterlagen vorgelegt, so ein geheftetes Veranstaltungskonzept für ein „Historisches Stadtfest zu Meersburg“. Die KTB Ulm möchte den Markt etwa mit einer „Reenacment-Messe“ im Neuen Schloss mit „historisch korrekten“ Waren für Darsteller geschichtlicher Ereignisse verbinden. Die KTB – ein eingetragener, aber nicht gemeinnütziger Verein, der aus einem Sportverein entstand – habe enge Kontakte in diese Reenactment-Szene, sagten Urhahn und Keil. Ebenso zu einer großen Zahl an ausgebildeten Musikern sowie Museumshandwerkern, die fast alle auch Mitmachaktionen anböten, die gerade für Kinder geeignet seien. Für den Nachwuchs habe man außerdem etwa eine Märchenjurte sowie historische Brettspiele im Programm.

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„Es soll ein Fest für die Meersburger sein“, betonte Urhahn, der hauptberuflich Projektmanager bei Daimler ist. Und: „Wir machen etwas, was uns selber gefällt.“ Auf Nachfragen aus dem Rat, sagten Urhahn und Keil, dass sie gerne regionale Händler und Handwerker einbänden, dass sie über „sehr ausgesuchte Gastro-Stände“, etwa eine Wildschaubraterei, verfügten und dass sie die Cavalieri di Santa Fina aus der Partnerstadt San Gimignano weiter einbinden würden. Es wäre auch kein Problem, in puncto Stadtgeschichte „etwas Neues mit ausgebildeten Schauspielern zu machen.“

Bisher wurde der Mittelaltermarkt von den Betreibern Welker organisiert. Auf dem Bild eine Szene aus diesem Jahr.
Bisher wurde der Mittelaltermarkt von den Betreibern Welker organisiert. Auf dem Bild eine Szene aus diesem Jahr. | Bild: Lorna Komm

Denn die Rechte am Weinzürn-Schauspiel, das bisher aufgeführt wurde, gehören den bisherigen Betreibern Welker. Sie hatten das Stück bei einer Kunsthistorikerin in Auftrag gegeben, wie Inge Welker erklärte. Welker trat als erste Bewerberin vor den Rat und verwies vor allem auf die lange Erfahrung, die ihre Firma mit dem Markt habe sowie auf dessen stetig steigende Besucherzahlen. Diese hatten 2019 mit 13 502 zahlenden Gästen ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Doch mit diesen Argumenten sowie Veränderungsvorschlägen wie „Wettkampf der Bälger“, eine Wissens- und Geschicklichkeitsrallye für Kinder, konnte Welker nur einige Räte überzeugen. In geheimer Abstimmung votierten fünf für Welkers Konzept. Auf KTB Ulm entfielen elf Stimmen, auf die beiden anderen Bewerber keine. Ein Stimmzettel war leer. Julia Naeßl-Doms war als Burgherrin befangen und nahm deshalb weder am Votum noch an der Debatte teil.

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Bei Letzterer standen besonders im Fokus: die weitere Beteiligung der „Ritter“ aus San Gimignano. Das war etlichen Räten wichtig, zuvorderst Martin Brugger (CDU), der deshalb für die bisherigen Marktbetreiber, bei denen das gut geklappt habe, eine Lanze brach. Die Einbindung heimischer Handwerker: Warum es die in den vergangenen Jahren, anders als zu Beginn, nicht mehr gegeben habe, fragte Christian Herter (Umbo). Welker meinte, alle hätten gesagt, es sei ihnen zu viel Aufwand. Einer von ihnen, Malermeister und Stadtrat Markus Waibel (FW), schilderte hingegen, er und seine Kollegen hätten sich nicht willkommen gefühlt und seien nach einigen Jahren gar nicht mehr gefragt worden.

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Die finanzielle Seite: Hier hakte Michael Dörr (FDP) nach. Ihm sei wichtig, dass die Stadt schwarze Zahlen schreibe. Scherer erklärte, die Stadt, die bisher einen Teil vom Eintritt erhielt, wolle darauf künftig zugunsten moderater Eintrittspreise verzichten und stattdessen eine Entschädigungspauschale erheben. Die städtischen Kosten würden dem Veranstalter, wie bereits bisher, komplett in Rechnung gestellt. Explizit gefragt, für welchen Veranstalter sie sei, betonte Tourismuschefin Iris Müller, das entscheide der Rat, verriet dann aber: KTB Ulm. Sie unterstrich: „Wir wollten ein neues Konzept.“