Trommelwirbel, Bratenduft und festlich bestickte Gewänder – das historische Markttreiben spricht alle Sinne an. Liebevoll dekorierte Stände entführen den Besucher auf dem Schlossplatz und in der Vorburggasse in eine vergangene Welt.
Bei schönsten Herbstwetter strömten die Besucher am Sonntag scharenweise auf den Mittelalteraltermarkt. Sie waren bereit, für ihren Besuch in der Stadt Eintritt zu bezahlen.
Wegen des kommerziellen Hintergrunds ist die Veranstaltung im Gemeinderat aber umstritten und die Zukunft ungewiss.

Zum vierten mal kamen Raimund und Katharina von Plankenstein aus der Schweiz gezielt nach Meersburg. Dem Paar, das seinen Realnamen im Gewand ablegt und deshalb auch nicht in der Zeitung lesen möchte, gefällt das Ambiente in Meersburg. „So eine Kulisse wie in Meersburg gibt es nicht überall“ bestätigen auch Elke und Norbert Herb, die als Fellhändler gewandet über den Markt flanieren.
Zum dritten Mal sind sie aus dem Oberallgäu angereist und verbinden den Marktbesuch mit einem Kurzurlaub. „Hier herrscht ein gewisses Flair, deshalb kommen wir so gerne“, erklären die beiden Besucher.
Zufällig ist Franz Laimbach auf den Mittelaltermarkt gekommen. Er macht mit seiner Partnerin Urlaub in der Burgenstadt. Als Mittelalterfan war er sehr erfreut über das historische Markttreiben.
Gut gefallen hat dem Schweizer die Geschichte des Ertränkens des Bürgermeisters auf dem See. „Das Schauspiel auf dem See ist für mich ein Höhepunkt des Marktes“, sagt er. Solche Schauspiele seien sehr selten auf den Mittelaltermärkten, meint der Kenner der Szene. „Nächstes Jahr kommen wir wieder, aber dann gewandet“, nimmt das Paar sich vor.
Gibt es ein nächstes Mal?
Ob es das historische Schauspiel „Mord auf dem See. Simon Weinzürn der Rebell von Meersburg“ auch in den kommenden Jahren noch geben wird, ist ungewiss. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung im April beschlossen, die Vergabe des Mittelaltermarktes neu auszuschreiben.
Der Markt sei zu sehr auf Kommerz ausgelegt und man habe andere Qualitätsansprüche, wolle ein pädagogisches Konzept und authentische Händler, so lauteten damals die Begründungen, der Stadträte.
Dieser Beschluss trifft die derzeitigen Organisatoren Harald und Inge Welker, als auch die Marktbeschicker hart.

Seit 15 Jahren organisiert das Paar den Mittelaltermarkt.
In Zusammenarbeit mit der Stadt haben sie den Markt immer wieder angepasst, zum Beispiel die veränderten Sicherheitsbedingungen auf den neuesten Stand gebracht. „Wir entsprechen den Wünschen der Stadt und wechseln auch Standbetreiber aus, die diese nicht will“, erklärt Inge Welker.
Dabei haben sie selber ein waches Auge auf die Marktbeschicker, „wer schlecht arbeitet muss gehen“, erklärt Welker ihre Qualitätsansprüche und Verantwortung als Arbeitgeber für die Standbetreiber.
Vor elf Jahren haben Welkers das Schauspiel um den rebellischen Bürgermeister in Auftrag gegeben, es exklusiv von der Historikerin Cornelia Zorn für Meersburg schreiben lassen. „Es ist unser geistiges Eigentum“, erklärt die Organisatorin.
„Das Schauspiel ist ein Publikumsmagnet“, meint auch Jörg Brecht einer der Darsteller des Schauspiels auf dem See. „Die Besucherzahlen steigen von Jahr zu Jahr, letztes Jahr mussten wir fast wegen Überfüllung schließen“, sagte der Akteur. „Dass solche Veranstaltungen mit derart hohen Besucherzahlen reibungslos ablaufen, bedarf es einer hervorragenden Organisation, aber auch das technische Wissen und die moralische Verantwortung für Kollegen, Händler, Darsteller und die lokalen Anbietern“, erklärt Brecht.
Mittelaltermärkte gibt es viele, aber die Qualität sei unterschiedlich, meint Inge Welker und fügt an „die Gäste möchten Spaß und Unterhaltung haben. Für wenig Geld kann man aber keine qualitativ hochwertigen Künstler engagieren.“ So sei der auftretende Feuerschlucker zweimaliger Weltmeister.
Viele der Standbetreiber hätten den Organisatoren gegenüber erklärt, unter einer anderen Organisation nicht aufzuschlagen. „ Wir sind wie eine große Familie“ sagt Brecht.