Mit vier Gegenstimmen hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung die Anschaffung eines Elektromobils für die Gärtnerei beschlossen. Aufgrund eines zuvor beantragten Zuschuss für die Förderung von E-Mobilität von 75 Prozent liegen die tatsächlichen Mehrkosten für die Stadt im Vergleich zu einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor bei rund 6000 Euro.
Altes Fahrzeug 16 Jahre lang im Einsatz
Bauamtsleiter Martin Doerries gab einen Überblick über den Zustand des alten Kleinlastenfahrzeug der Firma Daihatsu/Piaggio. Dies ist seit 16 Jahren im Einsatz der Gärtnerei und hat rund 94 000 Kilometer auf dem Tacho. Es weist erhebliche Mängel auf. "Die Haltbarkeit ist erreicht", fasste der Bauamtsleiter zusammen. Stadtgärnerei-Chef Thomas Biller sagte: "Es muss an die Sicherheit der Mitarbeiter gedacht werden." Zudem sei der TÜV fällig, weitere Investitionen in das alte Fahrzeug seien nicht lohnenswert.
Biller, für den "Elektromobilität ein Thema" ist, erläuterte weiter, dass er Erkundigungen bei Händlern aus Salem und Markdorf eingeholt habe, die den Kundendienst für das Elektrofahrzeug erledigen würden. Zudem sei man eine Woche lang ein elektrisch betriebenes Fahrzeug Probe gefahren, dabei habe es keine Auffälligkeiten gegeben.
Boris Mattes (SPD), Markus Waibel (FWV) und Georg Dreher (CDU) stellten Fragen zu Lademöglichkeiten und Leistungsfähigkeit, wobei Dreher auch auf die Insel Mainau Bezug nahm, die seit längerem Erfahrungen mit Elektromobilen habe. Im Gegensatz zur Mainau brauche man ein schmaleres Fahrzeug, so Biller. Doerries sagte, dass das Fahrzeug in den Pausen im Bauhof angedockt und aufgeladen werden könne und verwies auf eine angedachte Fotovoltaikanlage auf dem Bauhofdach.
Christian Herter: Lieber einen Benziner
Christian Herter (UMBO) störte sich an der längeren Lieferzeit eines Elektromobils, da die Gärtnerei dringlichst ein Ersatzfahrzeug brauche. Er schlug vor, vorerst einen schneller lieferbaren Benziner zu erwerben und für die Zukunft nach Alternativen zu suchen. Biller bestätigte, dass die Lieferfrist für ein Elektromobil eines französischen Herstellers im November sei, aber er wolle versuchen, zuvor ein Leihfahrzeug auszuhandeln.
Peter Krause (UMBO) rechnete flugs die bisherige Laufleistung des alten Fahrzeugs in jährliche Benzinkosten um und meinte: "300 Liter Benzin im Jahr ist doch nichts. Damit sparen wir keine Energiekosten, sondern beruhigen nur unser Gewissen." Er würde lieber in ein Fahrzeug investieren, welches eine längere Lebensdauer habe und mehr Kilometer fahren könnte.
Robert Scherer: Stadt muss ein Zeichen setzen
Bürgermeister Robert Scherer antwortete bestimmt: "Die wirtschaftliche Seite müssen wir nicht betrachten. Unsere Aufgabe ist es, als Kommune ein Zeichen zur Energiewende zu setzen." Er führte die hohe Förderung an. Außerdem sei das Fahrzeug täglich in der Stadt unterwegs. Bürger und Gäste würden es danken, wenn sie keinen Benzingeruch abbekommen.
Kostenvergleich
- Konventionell: Der Grundpreis eines dem bisherig vergleichbaren Kleinlastenfahrzeug der Firma Piaggio liegt bei rund rund 13 700 Euro. Zuzüglich Mehrwertsteuer, Nebenkosten, Rundumleuchte und Anhängerkupplung entstünden für ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor Kosten von rund 17 000 Euro.
- Elektrisch: Für ein gleichwertiges elektrisch betriebenes Fahrzeug liegen der Verwaltung mehrere Angebote vor. Das annehmbarste Angebot für ein Fahrzeug mit einer 7,2kW/h-Lithium-Batterie beläuft sich auf eine Summe von rund 38 000 Euro. Aufgrund des Landeszuschusses in Höhe von 75 Prozent entstehen rund 6000 Euro Mehrkosten für die Stadt. Auch die Ladeinfrastruktur kann mit 60 Prozent bezuschusst werden.