Wimmeln in den Weinreben, Schnapsbrennen in der familieneigenen Brennerei oder Abfüllen der Destillate: Arbeit gibt es für Ralf Löhle genug. Besonders im Sommerhalbjahr stehen auf dem Obst- und Winzerhof seiner Familie in Meersburg viele Aufgaben an. Denn dann ist Erntezeit.
Kirschen, Weintrauben, Äpfel, Birnen und einige weitere Früchte werden bis in den Herbst hinein von den Plantagen in den Lagerraum geschafft, wo sie auf die Weiterverarbeitung warten. „Es gibt ganz schön viel zu tun“, erzählt Löhle. Neben seinen Eltern und weiteren Familienmitgliedern packen bei der Ernte auch einige Saisonarbeiter fleißig mit an. Löhle betont: „Alleine würden wir das kaum gestemmt bekommen.“

Ralf Löhle: „Mein Beruf ist abwechslungsreich“
Auch wenn die Arbeitstage oft lang sind, möchte der 35-Jährige seinen Job nicht eintauschen. Viel zu gerne ist er Winzer, Obstbauer, Brenner und Veranstalter. Gerade die Vielzahl an Aufgaben ist es, die Ralf Löhle gefällt. „Mein Beruf ist abwechslungsreich“, sagt er. „Ich könnte nicht den ganzen Tag im Büro sitzen und immer das Gleiche machen.“
Besonders viel Freude hat Löhle an der Brennerei. „Gerade, wenn es draußen kalt ist, ist es in der Brennerei einfach schön: warm und gemütlich“, sagt er und schmunzelt. Genau diese Erinnerung ist es, die den 35-Jährigen vor einigen Jahren dazu gebracht hat, eine Ausbildung zum Brenner zu beginnen.

Schon im Kindesalter verbrachte Ralf Löhle die kalten Wintertage gemeinsam mit seiner Schwester in der alten Brennerei. „Wir haben unserem Opa beim Brennen zugeschaut und die Wärme genossen“, blickt er zurück. Im Sommer vertrieb sich Löhle die Zeit auf den Feldern und zwischen den Reben. „Ich war von Klein auf überall dabei“, erinnert sich der 35-Jährige.

Und auch, wenn Löhle während seiner Schulzeit kurz mit dem Gedanken haderte, eine Ausbildung zum Zimmermann zu beginnen, blieb er letztlich dem Beruf des Winzers und Brenners treu. „Brennen ist bei uns Familientradition. Das fortzuführen, was mein Uropa, mein Opa und mein Vater auch schon gemacht haben, macht mich stolz“, sagt er heute.
In einer Flasche Obstbrand steckt ein Jahr Arbeit
Neben zahlreichen verschiedenen Obstbränden stellt Ralf Löhle seit einigen Jahren auch einen eigenen Gin her. Letzterer sei in der Erzeugung „deutlich“ weniger zeitaufwendig als ein Obsterzeugnis. „Vom Ansetzen bis zum fertigen Gin dauert es nicht lange“, sagt er. Nur etwa drei Tage dauert es laut Löhle, um aus 50 Litern Alkohol circa 90 Flaschen Gin zu brennen.

Bis der 35-Jährige dagegen einen fertigen Obstbrand in der Hand hält, vergeht ein komplettes Jahr: Die Früchte reifen auf den Feldern und Plantagen. Dann werden sie geerntet und gelagert. Anschließend geht es ans Einmaischen und Gären. Erst nach der Vergärung wird gebrannt. „Nach dem Brennen ist der Schnaps noch nicht fertig. Dann muss er erst mit Wasser verdünnt werden, sodass er maximal etwa 40 Prozent Alkoholgehalt hat“, erklärt Löhle. In gekühltem Zustand wird das Destillat dann in einzelne Flaschen abgefüllt.

Die eigentliche Saison der Brenner beginnt im Herbst. „Wir brennen einmal im Jahr mehrere Wochen lang. Dann heißt es wieder abwarten, bis zur nächsten Ernte“, erklärt Löhle. Für den Meersburger sei der Aufwand, der hinter dem Schnaps steckt groß – doch am Ende lohne sich die Arbeit. „Wenn ich das Ergebnis sehe, weiß ich wieder, warum ich das alles mache“, sagt er.

Vertrieb über eigenen Hofladen und Onlineshop
Die fertigen Destillate vertreibt die Familie über einen eigenen Hofladen und einen Onlineshop. Letzteren habe Ralf Löhle erst während der Corona-Pandemie eingerichtet. „Wir konnten keine Veranstaltungen machen und haben eine Alternative gesucht“, begründet er diese Entscheidung. Seine Bilanz: Bisher sei der Onlineshop „gut angekommen“.
Der 35-Jährige freut sich aber auch, dass Verkostungen und weitere Veranstaltungen auf dem Hof nun wieder stattfinden können. „Es macht mir Spaß, den Menschen etwas über mein Handwerk zu erzählen und ich freue mich, wenn der Schnaps den Kunden gut schmeckt“, sagt Löhle. Auch er selbst trinke gerne einmal einen Obstbrand. „Aber ich trinke nur so viel, dass ich selbst nicht mein bester Kunde bin“, betont er und lacht.