Da steht er in seiner Brennerei mit zwei Goldmedaillen um den Hals: Ralf Löhle aus Meersburg. Der 35-jährige Brenner ist 2020 beim Wettbewerb „Badens Best Spirits“ als Vierter der einzige Kleinbrenner vom Bodensee gewesen, der es unter die besten zehn schaffte. Nun hat er jedoch zwei Goldmedaillen erhalten, die noch wertvoller sind. Er hat sie bei der internationalen Edelbrandmeisterschaft „Destillata“ in Wien erhalten.

Normalerweise steht er an fast gleicher Stelle, allerdings zum Brennofen hin, und verarbeitet das, was auf dem Obst- und Winterhof Löhle angebaut wird: von Löhrpflaumen über Wahl‘sche Birnen und verschiedenen Apfelsorten bis hin zu Quitten.

30 Brände und zwei Liköre im Hofladen

Eine weitere Leidenschaft hat er mit dem Brennen von Gin entwickelt. Mittlerweile bietet Ralf Löhle im Hofladen etwa 30 Brände und zwei Liköre an. „Die Goldmedaillen für den Castle Dry Gin und den Brand der Wahl‘schen Birne machen mich schon ein wenig stolz“, sagt er. „Und sie tun gut in einer Zeit wie jetzt.“ Hier spielt er auf einen Brand auf dem Obst- und Winzerhof Löhle vor wenigen Wochen an. „Auch wenn ich aus meiner Wohnung ausziehen musste, bin ich froh, dass ich wenigstens weiterbrennen kann und vor allem, dass der Hofladen nach wie vor geöffnet hat“, sagt der 35-Jährige.

Ralf Löhle bei der Arbeit: Hier beobachtet er die Maische im Brennkessel.
Ralf Löhle bei der Arbeit: Hier beobachtet er die Maische im Brennkessel. | Bild: Reiner Jäckle

Konkurrenz von 104 Betrieben aus sieben Nationen

Bei der „Destillata“ hatten 104 Betriebe aus sieben Nationen Brände eingereicht. Selbst ein Brenner aus Brasilien war dabei. „Die Jury gilt unter den Brennern als eine der härtesten der Welt“, erklärt Ralf Löhle. Die eingereichten edlen Tropfen werden nach den Kriterien Sauberkeit, Aroma, Mundgefühl und Persistenz bewertet. Und dabei kamen zwei Gold-, eine Silber- und sechs Bronzemedaillen heraus.

Auszeichnung als „Destillerie mit höchster Qualität“

„Ich mache bei der Destillata erst seit fünf Jahren mit“, sagt Ralf Löhle. „So viele Medaillen habe ich aber noch nie bekommen.“ Mit den zahlreichen Auszeichnungen hat er es geschafft, als eine „Destillerie mit höchster Qualität“ ausgezeichnet zu werden. Dies erreichten lediglich 19 Teilnehmer.

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„Diese Auszeichnungen zeigen, dass ich auf einem guten Weg bin.“ Dabei spricht Ralf Löhle schon den Prozess vor dem Brennen an, den er als Geheimnis des Erfolgs bezeichnet. Er legt sehr viel Wert auf sehr gute Qualität schon beim Anbau und beim Einmaischen. „Für mich ist das Brennen eine Leidenschaft und Passion“, betont der 35-Jährige, der seit 2019 in seinem eigenen Betrieb tätig ist und sich ganz auf den Obst- und Weinbau konzentriert. „Ich sehe meine Arbeit mehr als Berufung denn als Beruf.“

Anbau und Ernte der Wahl‘schen Birne besonders aufwendig

„Mich freut vor allem die Auszeichnung der Wahl‘schen Birne“, sagt der Meersburger. Deren Anbau und die Ernte seien besonders aufwendig, weil die Frucht recht klein sei. Dafür sei sie allerdings außerordentlich aromatisch. „Wir ernten sie in kleinen Kisten und lassen sie im Kühlraum nachreifen“, erklärt Ralf Löhle. „Danach wird die Wahl‘sche Birne kalt eingemaischt und mit Kaltgärhefe versetzt.“ Anschließend müsse man das Ganze zeitnah brennen.

Seit 2017 tüftelte Ralf Löhle am richtigen Rezept für seinen Gin

Beim Gin ist die Herstellung im Vorfeld zwar nicht ganz so zeitintensiv, dafür war aber der Reifeprozess bis zum heutigen Produkt lange. Den ersten Castle Dry Gin, wie er komplett heißt, brannte er 2017. „Mittlerweile habe ich das Grundrezept endlich gefunden“, sagt der Meersburger schmunzelnd. „Allerdings habe ich jedes Mal versucht, wieder etwas zu verfeinern.“ Ralf Löhle war wichtig, dass ein frischer, fruchtiger Gin für den Sommer entsteht. Mit der Goldmedaille habe er einen Ritterschlag für seine ausdauernde Arbeit erhalten.

Im Moment entwickelt Löhle einen Birnenbrand aus dem Robinienfass

Die Silbermedaille erhielt der 35-Jährige für seinen Quittenbrand. Der Meersburger will sich aber nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Deshalb entwickelt er seine Brände weiter. „Momentan habe ich einen Birnenbrand aus dem Robinienfass“, erzählt Löhle. „Er ist goldbraun und hat ein ganz eigenes Aroma.“ Die Farbe und der Geschmack entstehen durch das Holz. „Hier gilt es, immer wieder den Entwicklungsstand zu kontrollieren und den richtigen Zeitpunkt zu finden“, erklärt Ralf Löhle.

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