Maßbänder werden ausgerollt, Lastwagen durch die Meersburger Innenstadt gelotst, der tiefste Punkt des Schlossplatzes wird mit Schritten und Zollstöcken vermessen. Alles Nötige wird vorbereitet, damit Künstler und Publikum bei den beiden Meersburg Open Airs ideale Bedingungen für ein entspanntes Konzert vorfinden. Am Freitag macht Ben Zucker den Auftakt, am Samstag tritt Max Giesinger auf.
„Es braucht Platz fürs Publikum, aber auch entsprechend Platz für die Künstler auf der Bühne – das müssen wir immer ausloten“, schildert Stefan Bernhard. Der Standort der Bühne stehe daher auch nicht exakt fest, der werde jetzt vor Ort festgelegt und die Bühne dann entsprechend abgestellt und ausgeklappt, führt der technische Leiter von Allgäu Concerts aus.

Für Allgäu Concerts der Auftakt in die Saison
Der Konzertveranstalter aus dem Allgäu ist in diesem Jahr zum ersten Mal federführend für das Schlossplatz Open Air verantwortlich, für Allgäu Concerts sei das Open Air der Auftakt in die Saison; es folgten weitere 22 Großveranstaltungen. „Es ist richtig gut angelaufen, für den ersten Abend haben wir bereits 2500 Tickets verkauft, der zweite ist fast ausverkauft“, freut sich Bernhard. Dann unterbricht er kurz das Gespräch, um einem der Lastwagenfahrer zuzurufen: „Jetzt kannst du fahren, wenn er weg ist!“
Auf dem Schlossplatz wurden seit dem Morgen bereits die Bewirtungsstände aufgebaut. Das Lieferfahrzeug mit den Getränkefässern kann daher vom Schlosseingang wegfahren, dafür rollt zuerst ein weißer Lastwagen, dann ein schwarzer herein. Die Platzierung des weißen Lasters ist entscheidend, denn bei seinem Anhänger handelt es sich um die Trailerbühne, auf der die Konzerte stattfinden werden. Mathias Hof parkt geschickt so nah wie möglich an einem der Bäume auf dem Schlossplatz.
Schräger Schlossplatz stellt Aufbauer vor Herausforderungen
Ein Zweig bereitet den Technikern kurz Kopfzerbrechen, eine kleine Traube bildet sich, blickt kritisch nach oben zu den grünen Blättern. „Das geht um keine 20 Zentimeter“, urteilt schließlich Hof und parkt das weiße Fahrzeug ein kleines Stück um. Dann erst öffnen er und sein Team die Klappen, lösen den Hänger von der Fahrerkabine und stellen die Bühne auf eigene feste Füße. Hof arbeitet bei jedem Stück, das angebaut wird, mit der Wasserwaage. „Das ist schon sehr, sehr schräg hier“, sagt er. Die Bühne solle nachher dennoch gerade stehen. Das sei eigentlich die größte Herausforderung des Schlossplatzes.
Er selbst ist Geschäftsführer von Tonwerk-Veranstaltungstechnik in Untershofen. Wie lange er das schon macht? Er lacht: „Viel zu lange, bestimmt schon 20 Jahre.“ Dann muss er wieder selbst Hand anlegen und gibt seinen Helfern genaue Anweisungen. Die Helfer sind diejenigen, die nach der zweijährigen Zwangspause am schwierigsten zu finden gewesen seien, schildert Stefan Bernhard: „Die sind eben in die Baubranche gewechselt, haben anderswo Arbeit gefunden. Das ist nicht einfach, die jetzt wiederzubekommen.“

Auch die Helfer freuen sich, dass es wieder losgeht
Enrico Amici ist einer von denen, die hier unterstützend aktiv sind. Eben noch hat er Hofs Lastwagen beim Rückwärtsfahren eingewiesen und nun lotst er Gabelstapler über den Platz, die Absperrmaterial an ihren Bestimmungsort bringen. Er ist neu in der Veranstaltungsbranche, im Jahr vor Corona habe er erst damit angefangen. „Ich mache nur noch das, was mir Spaß macht“, schildert er.
Bis vor zehn Jahren sei er Berufssoldat gewesen. Inzwischen sei er Reiseführer und Fitnesstrainer und seit Kurzem eben obendrein im Veranstaltungsbereich gern helfend mit von der Partie. „Es war okay; ich muss davon nicht leben“, sagt er, auf die zwei Jahre Zwangspause angesprochen. „Aber ich bin total froh, dass jetzt alles wieder losgeht. Alles, was ich gerade mache, war schließlich von der Pandemie betroffen.“
Eine Frau mit Kind auf dem Arm hat sich auf den eigentlich abgesperrten und mit Sicherheitspersonal umstellten Platz verirrt und löst dort kurzzeitig Verwirrung aus. Bernhard kommentiert: „Wir versuchen, erst so spät wie möglich komplett alles abzuriegeln und auch so wenig wie möglich zu sperren, damit wir die Händler drumherum nicht von ihren Kunden abschneiden. Aber hier muss man natürlich aufpassen.“ Die Frau solle daher auch den abgesperrten Bereich schnell wieder verlassen. Gerade ein Lastwagenfahrer habe kein großes Sichtfeld und auch wenn ein Gabelstapler samt Ladung rückwärts unterwegs sei, sehe der Fahrer nicht sonderlich viel.

„Achtung!“, ertönt es auch aus Hofs Munde. Er klärt sein Team über die Geräusche auf, die die Bühne macht, wenn sie ausfährt oder sich absenkt, und zeigt einem der Helfer, wie er das Gerüst, das später unter der Bühne verschwinden wird, so zusammensteckt, dass er sich dabei nicht die Finger einklemmt. Aufpassen sei hier angesagt, betont er, und bittet daher auch um entsprechende Vorsicht. Wieder ist ein Stück angebaut und wieder schaut er mit Wasserwaage ganz genau hin.

Gefälle sorgt dafür, dass Besucher die Bühne gut sehen
Ebenjene Schräglage, die beim Aufbau eine Herausforderung darstellt, wie dies auch Stefan Bernhard betont, hat einen positiven Effekt fürs Publikum: „Die Bühne ist am tiefsten Punkt. So hat auch das Publikum weiter hinten freie Sicht.“ Die Aufbauarbeiten liegen dabei gut im Zeitplan, urteilt er außerdem. Bis 10 Uhr am Freitagvormittag sei Zeit, um alles fertigzustellen. Dann findet nämlich die Abnahme der Bühne und anderer Aufbauten statt.