Meersburg – „Die Narrenzunft hat keine Kosten und Mühen gespart, um euch die irrste Reihe an Schwätzern zu liefern.“ Wenn Narrenpolizist Thomas Bergmoser das alljährliche Wiezubergschwätz eröffnet, dann ist klar, dass gleich einige Männer Klartext sprechen werden. Beim 71. Wiezubergschwätz hat die Narrenzunft Schnabelgiere neun Redner für sich sichern können – und einen Spezialgast: den wiedergewählten Meersburger Bürgermeister Robert Scherer.
Ihm wird als Bürgermeister und „König von Meersburg“ eine silbern glitzernde Kunststoffkrone aufs Haupt gesetzt. Doch ohne Forderungen vom Narrenpolizisten kommt der „König“ nicht davon: „Die Therme noch dieses Jahr fertig erstellen, ein tariffreier Tag für die Meersburger im Sommer“ – um nur einige der Forderungen zu nennen.
Als erster Redner betrat Tobi Weigert die Wiezuber-Bütte. Er schlüpfte in die Rolle des „Genderbeauftragten“, wie der Schriftzug auf seinem Hemd verrät. „Liebe Närrinnen und Narren“, begrüßte Weigert das ausschließlich männliche Publikum im Ratskeller und streifte unter anderem „Zigeunerschnitzel“ und die Miss-Germany-Wahl.
Debütant Philipp Bittner landete nicht ganz freiwillig im Wiezuber. Er sinnierte über „drei tolle Events“ des vergangenen Jahres: die Gemeinderatswahlen, die Kreistagswahl und die Europawahl. „Insgesamt bin ich froh, dass wir in Meersburg noch keine AfD-Liste haben.“ Im Kreistag habe man aber sieben Sitze an die Partei verloren. Und sarkastisch äußerte er sich zur Wahlbeteiligung von 40 Prozent bei der Bürgermeisterwahl: „Das haben wir gut gemacht.“
Der „dienstälteste Debütant“ beim Wiezubergschwätz, Felix Aurick, sprach in der Weinbütte über die „Zweitwohnsitz-Spitzeltrupps“, die über zugemachte Rollläden als Indiz potenzielle Zweitwohnsitz-Betrüger aufdecken. „Meine Frau ist beim Guggelhupf und ich bin hier“, versichert Bittner dem im Raum anwesenden Bürgermeister Scherer. Er wolle nicht auf die schwarze Liste gesetzt werden. Zur politischen Lage nach der Bundestagswahl sagt Bittner: „Die Hütte brennt, die Gläser klingen, lass uns die Bude löschen – aber von innen.“
Leo Brugger landete unerwartet auf der Rednerliste. Er gab Einblicke in das Leben als Rentner: „Als Rentner tust du so viel nix, dass du für Nix anderes Zeit hast.“ Heiko Herp liefert eine Reihe an Witzen über die im Ratskeller berüchtigten Hagnauer. Eigentlich dürfe er solche Witze aber gar nicht machen: „Der Zunftmeister meinte, ich darf die indigenen Völker nicht diskriminieren.“
Nils Schweikhardt, neu in den Meersburger Gemeinderat gewählt, erzählte im Schweinchenkostüm Anekdoten aus seiner bisherigen Amtszeit – unter anderem über den großen Fernseher im Sitzungsaal und die Büffetierung bei Sitzungen: Nachsitzungen seien hier nicht so schlimm, wie Nachsitzen in der Schule. „Da gibt es sogar Bier.“
In seiner Rede wolle er „nicht zu sehr über die Stadtverwaltung herziehen“, erklärte Boris Mattes. Dafür gebe es zu wenig Zeit. Stattdessen widmete er sich der Bundespolitik, die ihn ankotze. „Jeder Sechste ist entweder ein Volltrottel oder ein Arschloch“, so Mattes über den Ausgang der Bundestagswahlen. Auch in Meersburg landete die AfD auf dem zweiten Platz.