Erlebte Meersburg das Hotel Wilder Mann in den zurückliegenden Jahren wie in einem Dornröschenschlaf, so pulsierte am Freitag bei der Wiedereröffnung das Leben in dem historischen Ensemble. Geschäftsführer Naim Iseni, seine Familie und Mitarbeiter öffneten die Türen zu dem Hotel, das jahrhundertelang eine der ersten Adressen am Bodensee war – zuletzt unter der Führung von Helene Sulger, die 2017 starb.
Die Erfolge möchte Naim Iseni wiederholen: „Unseren Gästen stehen wir zukünftig ganzjährig zur Verfügung und hoffen, mit herausragendem Service und unserer Gastfreundschaft wieder an die guten Zeiten des Hotels anknüpfen zu können.“
Die guten Zeiten, das waren Gäste aus Hochadel, Politik und Wirtschaft sowie Musik- und Tanzveranstaltungen im eigens gebauten Pavillon, deren Ruf international Gäste anlockte. Die schlechten Zeiten begannen, als das Ende des Hotelbetriebes nahte. Problematisch war die Ertüchtigung des Brandschutzes. Inhaber Patrick Sulger wollte verkaufen, veranschlagte 15 Millionen Euro. Doch ein Käufer fand sich zu diesem Preis nicht. 2018 schloss der Wilde Mann, es wurde Insolvenz angemeldet.

Kernsanierung ab dem Herbst 2021
Fragen dazu, in wessen Besitz sich das Hotel jetzt befindet, welcher Kaufpreis gezahlt wurde und wie viel an Investitionen drinsteckt, beantwortete Iseni nicht. Die Maßnahmen deuten auf eine hohe Gesamtsumme hin. „Hotel und Restaurant wurden seit Herbst 2021 bis jetzt komplett kernsaniert“, teilte Iseni mit. „Im Rahmen der Komplettsanierung wurde das Gebäude von Grund auf saniert, das heißt Arbeiten an der Gebäudesubstanz, Erneuerung der Elektrik, neue Wasserleitungen, Maßnahmen für eine verbesserte Energieeffizienz und die Klimatisierung des Gebäudes.“
Der Wilde Mann ist sowohl Wahrzeichen als auch Denkmal. „Entsprechend war die Aufgabe, das komplett denkmalgeschützte Objekt vor dem weiteren Verfall zu bewahren und substanziell zu erneuern. Gleichzeitig galt es dabei, die historischen Elemente des Hotels vollständig zu erhalten und den Hotelzimmern einen zeitgemäßen Zuschnitt mit moderner Ausstattung zu geben.“ Das Hotel verfügt nun über fünf Einzelzimmer, 34 Doppelzimmer und eine Suite. Man habe mit viel Holz gearbeitet, erläuterte Iseni Besuchern.

Vieles erhalten, manches verschwunden
Gäste werden die Holztreppe wiedererkennen, alte Einbaumöbel in einigen Zimmern, Balken, Mauern und Fenster, die erhalten wurden, oder das Wandgemälde im Rundbau nahe der Bar. Die Treppe bezeichnete Interieurdesignerin Lisa Hafner als „ein Geschenk“. Verschwunden sind die Bilder aus den Gängen, Helene Sulger war eine Kunstliebhaberin gewesen. Hinzugekommen ist der Aufzug. Der Wilde Mann ist ein modernerer Betrieb, der den Gästen alle Annehmlichkeiten bieten soll. Für Letztere sind Parkplätze im Parkhaus im Weinberg reserviert, sagt Iseni. Für Herbst werde eine Hotelzertifizierung durch die Dehoga im Viersterne-Standard angestrebt. Im Restaurant komme deutsch-mediterrane Küche auf die Teller.

Tourismuschef Tobias Stoiber sagte: „Ich bin begeistert ob des Fortschritts und dass das Haus wieder an den Start geht. Es ist ein Gewinn für Meersburg.“ Sara Kajak, die mit ihrem Mann Holger Knebel das Drachenfeuer an der Steigstraße betreibt, erklärte: „Schön, dass das Haus wieder schön ist. Es ist schade um jedes Gebäude, das nicht erhalten werden kann.“ Die sonstigen Besucher, die das Hotel erkundeten, stammten aus Meersburg, der Region oder von weiter her. Die Eltern von Ute Nietfeld aus Deggenhausertal lernten sich vor 50 Jahren hier kennen: „Meine Mutter arbeitete am Büfett. Mein Vater war Eierverkäufer.“
Andere kamen zu Konzerten oder zum Tanzen in das Hotel mit der Terrasse zum See. Naim Iseni verriet, dass häufiger die Frage nach einer Fortsetzung gestellt wurde. „Offensichtlich können sich viele Menschen noch gut an frühere Veranstaltungen im Wilden Mann erinnern. Wir sind gespannt, wie unsere Veranstaltungen angenommen werden.“ Iseni versprach, dass das Tanzlokal und der Rosengarten „in neuem Stil“ wieder aufleben würden.