Die Übernachtungszahlen in der Stadt sind 2022 nach den Pandemie-Jahren wieder gestiegen. Diese Nachrichten brachte die neue Leiterin von Meersburg Tourismus, Tanja Mülhaupt, dem Gemeinderat mit. Auf Antrag der Freien Wählervereinigung (FWV) lieferte sie Zahlen und Fakten und beantwortete die Frage nach neuen Konzepten.
Langsam wieder auf Vor-Pandemie-Niveau
Im Vergleich zu 2019 seien die Übernachtungen um 0,66 Prozent gestiegen, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sei um 0,1 Prozent leicht auf 3,4 Nächte gesunken. Aber es seien 4,14 Prozent mehr Gäste angekommen. Die meisten Urlauber kämen aus Deutschland, vorwiegend aus Baden-Württemberg und Bayern. Die internationalen Gäste machten elf Prozent aus und kämen vorwiegend aus der benachbarten Schweiz, zog Mülhaupt Bilanz.
Hotels im Sommer so gut wie ausgebucht
Mit Blick auf den geplanten Hotelneubau auf dem Hämmerle-Areal beleuchtete Tanja Mülhaupt besonders die Auslastung der Hotels. Diese seien insbesondere in den Sommermonaten gut belegt, von Juni bis August jeweils über 70 Prozent belegt und damit so gut wie ausgebucht. „Da Doppelzimmer auch als Einzelzimmer vermietet werden, wird keine 100-prozentige Auslastung erreicht“, erklärte die Touristikfachfrau, da dann nur das Einzelbett gezählt werde. Ihrer Meinung nach vertrage die Stadt weitere Hotelbetten in einem neuen Hotel.
Therme, Wein und Genuss in den Vordergrund rücken
Erklärtes Ziel sei es, die Saison durch Einführung neuer Angebote zu verlängern. Die Themen Therme, Wein und Genuss sollen dazu stärker in den Mittelpunkt gerückt werden, erklärte Mülhaupt. Gespräche mit den Kultur- und Freizeiteinrichtungen seien geplant, ebenso wie neue Veranstaltungen.
Das Thema Wein müsse besser vermarktet werden, denn Meersburg sei der einzige Weinort am baden-württembergischem Bodensee, der mit dem Qualitätssiegel Weinort Weinsüden ausgezeichnet sei. Auch die Präsenz in den sozialen Medien wolle man ausbauen. Die Abteilungen von Meersburg Tourismus sollen neu organisiert, die Mitarbeiterinnen spezialisiert werden.
Gästeinformation im Sommer ohne Mittagspause
Außerdem wolle man neue Öffnungszeiten für die Gästeinformation, zumindest in den Sommermonaten wolle man auch über die Mittagszeit geöffnet haben. Langfristig gesehen wünscht sich die neue Leiterin eine Umgestaltung des Servicebereichs mit einem moderneren, helleren Erscheinungsbild.
Der Gemeinderat verfolgte den Vortrag mit Interesse. Markus Waibel (FWV) erklärte, dass seine Fraktion den Antrag gestellt habe, um Belegungszahlen für die Entscheidung über den geplanten Hotelneubau zu erhalten. Die Planer hätten Vorschläge mit unterschiedlichen Bettenzahlen konzipiert. „Wir müssen nach den Dimensionen gucken, damit bestehende Hotels nicht sterben“, sagte Waibel.
Erneute Debatte um Echt-Bodensee-Card gefordert
Er regte zudem an, erneut über die Einführung der Echt-Bodensee-Card (EBC) zu diskutieren. „Wir sind die einzige Gemeinde am See ohne.“ In puncto Digitalisierung stimmte er mit Mülhaupts Bestreben überein. Die geringe Zahl der Follower auf Instagram stehe nicht im Verhältnis zur Wahl Meersburg zu einer der schönsten Kleinstädte. Bürgermeister Robert Scherer unterstrich diese Notwendigkeit: „Wir dürfen die Riesenreichweite der sozialen Medien nicht unterschätzen.“
Eintrittsgeld für Tagestouristen
Michael Dörr (FDP) hatte einen ganzen Katalog an Vorschlägen parat. Angesichts der Massen an Tagestouristen, welche mit dem Schiff kämen, schlug er eine Art Eintrittsgeld oder Quartiersabgabe für die Altstadt vor. Zudem regte er eine kombinierte Eintrittskarte für die städtischen Sehenswürdigkeiten an, damit insbesondere Familien finanziell nicht so stark belastet werden. „Die Auszeichnung Weinstadt könnte als Zusatz auf den Ortsschildern verzeichnet werden“, meinte er außerdem. Weiterhin verstehe er den Wunsch nach einer Modernisierung der Gästeinformation, aber ein Informationszentrum in der Unterstadt hielte er ebenso für sinnvoll.
Zwei Wochen Weihnachtsmarkt in der Unterstadt?
Zum Stichwort Saisonverlängerung schlug er einen zwei bis dreiwöchigen Weihnachtsmarkt eventuell auch in der Unterstadt vor. Mülhaupt hatte eingangs berichtet, dass der Weihnachtsmarkt dieses Jahr wieder zwei Tage dauern solle, aber aufgrund feuerwehrrechtlicher Bestimmungen nicht mehr auf dem Marktplatz veranstaltet werden könne. Die Tourismuschefin nahm die zahlreichen Ideen aus dem Gemeinderat auf.