Die Meersburg auf der Titelseite des neuesten Micky-Maus-Heftes – kann der Bürgermeister damit etwas anfangen, ist Robert Scherer selber Comicfan?

Ich war‘s, tatsächlich. Ich habe früher Micky Maus gelesen und ich hatte alle Werner-Bücher und habe auch die Filme gesehen. Und Asterix. Aber Micky Maus ist Kindheit! Ich habe vorher schon von meiner Schwester die Rückmeldung bekommen: das Kind im Manne!

Das Heft ist am 5. Juli erschienen, wann haben Sie davon erfahren?

Am Freitag hat mir ein Gemeinderat per WhatsApp Bilder zugesendet und das Deckblatt. Da habe ich sofort gesagt, ist das nicht toll: die Meersburg, das Mühlrad.

Durch eine WhatsApp-Nachricht eines Gemeinderates erfuhr Rathauschef Scherer am Erscheinungstag des Heftes, dass die Helden seiner ...
Durch eine WhatsApp-Nachricht eines Gemeinderates erfuhr Rathauschef Scherer am Erscheinungstag des Heftes, dass die Helden seiner Kindheit in Meersburg Abenteuer erleben. | Bild: Baur, Martin

Die Story erscheint nicht nur in Deutschland, der Schweiz und in Österreich, sondern soll auch noch in Dänemark, Schweden und Norwegen veröffentlicht werden. Haben Sie im Rathaus schon auf diese gratis Werbung angestoßen?

Nein, angestoßen nicht, aber ich habe Meersburg Tourismus angestoßen, was draus machen. Aber zu Hause haben wir am Wochenende wirklich drauf angestoßen, weil es einfach was zum Schmunzeln ist – ohne dass ich das Heft da schon hatte. Und beim Winzerfest am Wochenende bin ich auch angesprochen worden. Ich habe im Internet recherchiert, wie viele Menschen das lesen. Das Heft hat in Deutschland eine Auflage von 55.000 Exemplaren und eine Reichweite von 620.000 Lesern. Das ist ein Potenzial, das muss man erst mal erreichen. Da steckt für uns – zumindest kurzfristig – ein kleines Marketinginstrument dahinter, das unserer Region ziemlich guttun kann. Das ist Werbung, die keiner auf dem Schirm hatte.

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Was haben die Winzerfest-Besucher gesagt?

Es hatte natürlich schon die Runde gemacht. Ich wurde überall angesprochen: Ham se schon gesehen? Ham se schon gesehen? Dann habe ich geantwortet: gesehen schon, aber mir fehlt das Heft.

Hier bei uns in der Region sind alle Hefte ausverkauft.

Anscheinend. Mir hat es eine Bürgerin in Markdorf besorgt.

Meersburg hat in seiner Geschichte viele Prominente gesehen, die hier lebten oder vorbeikamen. Von Annette von Droste-Hülshoff bis zum Prince of Wales, später kurz König Edward VIII. – und nun Donald Duck. Ist er die Krönung?

Also, die Krönung würde ich jetzt nicht sagen, wenn man von Edward VIII. ausgeht, aber auf der launigen Ebene ist es vielleicht schon die Krönung. Damit hätte niemand gerechnet von uns. Da muss man eigentlich noch vielen herzlichen Dank an Walt Disney und den deutschen Verlag Egmont Ehapa sagen, dass die auch sowas aufnehmen. Tolle Sache!

Auch wenn man es ihm nicht ansieht, Donald feiert dieses Jahr seinen 90. Geburtstag. Wird so nicht das Klischee verfestigt, Meersburg sei ein Urlaubsort für Senioren? Hätten Sie sich nicht lieber gewünscht, dass seine jugendlichen Neffen Tick, Trick und Track hier als Pfadfinder des Fähnleins Fieselschweif unterwegs sind?

Ganz und gar nicht. Im Gegenteil! Zum einen zeigt Donald natürlich, wie jung man auch noch mit 90 sein kann und auch so fit und fidel, und gleichzeitig spricht das ja eine neue Klientel an Kunden, an Gästen an. Die Jugendlichen, die jung gebliebenen, Ich glaube sogar, dass das eine ganz tolle Werbung für Meersburg ist und für die Region. Da werden Kinder angesprochen, die dann sagen, ich will mal in die Burg, ich möchte da ans Wasser.

Lehrreicher Comic: Sogar der Bodensee und seine Geografie werden im aktuellen Heft der Micky Maus erklärt.
Lehrreicher Comic: Sogar der Bodensee und seine Geografie werden im aktuellen Heft der Micky Maus erklärt. | Bild: Baur, Martin

Es wird ja sogar eine Karte des ganzen Bodensees abgebildet.

Mit Erläuterungen. Ich habe die Geschichte heute in der Mittagspause gelesen, zur Vorbereitung auf unser Gespräch. Ich bin auf dem Schlossplatz gesessen und sagte zu mir, wenn mich jetzt die Leute so sehen, da sitzt ein Mann Mitte 50 und liest ein Micky-Maus-Heft, da denken die sich auch ihren Teil. Tatsächlich hat mich der Kaffeebesitzer neben dem Rathaus gefragt, für was ich das Heftchen lese (lacht) – dem habe ich gesagt, ich bereite mich gerade auf ein Presseinterview vor. Und natürlich habe ich ihm dann noch die Hintergründe erzählt.

Donald und Dussel übernachten ebenso wie ihre düstere Widersacherin auf einem großen Campingplatz. Den hat Meersburg ja nicht, aber Hagnau einen umso schöneren. Muss das nicht schmerzen?

Wir haben doch einen ganz kleinen privaten Platz bei der Haltnau. Aber wenn es so wäre, dass es Hagnau ist, ja – wir Kollegen sind da nicht neidisch aufeinander.

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Im Heft wird ein sehr großer Campingplatz gezeigt. Meinen Sie nicht, dass so mancher Meersburger froh ist, dass eine Hexe von zweifelhaftem Ruf, der als arbeitsscheu geltende Donald Duck und sein Vetter Dussel Duck, bekannt als der größte Chaot von Entenhausen, sich schnellstmöglich nach Hagnau verabschieden, zum so gerne gehänselten Nachbarn?

(Er lacht): Wenn man jetzt die Ernsthaftigkeit hinter der Frage sieht, ist der Weg der drei dann wohl kein Fehler. Wenn man aber den Spaßfaktor nimmt, was daraus hätte entstehen können, wenn sie hier übernachtet hätten, wäre es natürlich schön, sie wären in Meersburg geblieben. Allein wichtig ist aber doch: Es ist schön, dass sie in Meersburg waren, und dass alle Leserinnen und Leser erkennen, dass es unsere Stadt ist mit der Burg als Wahrzeichen. Und dann sind sie ja relativ schnell weiter nach Bregenz.