Moment mal, das ist doch... ? Genau, kein Geringerer als Donald Duck schwingt im Häs die Karbatsche und fegt Narrenvater Dagobert mit buntem „Juhu!“ den Zylinder vom Kopf. Dahinter freut sich Oma Erpel im Trachtenoutfit samt Haube über die Szene. Das Bild gehört Thomas Pross, der es der Stadtbücherei für die Zeit der aktuell laufenden Ausstellung „Disney – 100 Jahre voller Wunder!“ zur Verfügung stellt.

Der Überlinger Architekt, der von 2006 bis 2022 Narrenvater war, erzählt, er habe das Bild geschenkt bekommen. Er wohnt in der Fischerhäuservorstadt, nahe bei der Stadtbücherei und kommt jeden Tag an dem Ausstellungs-Plakat vorbei. Da dachte er sich, „das Bild passt perfekt“ und bot es als Leihgabe an.
Heidi Hössle, stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei, freut sich, die Wanderausstellung anlässlich 100 Jahre Disney nun um ein signiertes Bild eines namhaften Comic-Zeichners erweitern zu können.

Welche Verbindungen hinter dem Werk stecken
Wie es zu der Zeichnung kam, kann der Beschenkte nur mutmaßen. Der Kontakt zu dem lizensierten Disney-Zeichner Jan Gulbransson kam über Marco Keiner zustande. Der gebürtige Überlinger ist seit 2008 Direktor der Umweltdivision der Vereinten Nationen in Genf, passionierter Hänsele und Sammler von allem, was mit der Überlinger Fastnacht zu tun hat. Sein Sohn lebt in München, wo auch Jan Gulbransson zuhause ist. Die beiden kennen sich und so kam es wohl zu dem Auftrag, die Überlinger Tradition mit den Comic-Stars aus Entenhausen in Szene zu setzen.
Zeichner ist Enkel des Simplicissimus-Zeichners
Bei wem es klingelt, wenn er den Namen Gulbransson liest, liegt richtig: Tatsächlich ist der Künstler und Disney-Zeichner ein Enkel des legendären norwegischen Malers, Grafikers und Karikaturisten Olaf Gulbransson, der vor allem als Zeichner der in München erscheinenden Satirezeitschrift Simplicissimus internationale Berühmtheit erlangte.

Alt-Narrenvater beeindruckt von der Detailtreue der Zeichnung
Jan Gulbransson besuchte in München die Kunstakademie und arbeitet seit Anfang der 1970er-Jahre als Comic-Zeichner. Für Disney hat er zahlreiche Geschichten gezeichnet, darunter die Reihe „Die Ducks in Deutschland“. Der Sammelband ist als Ansichtsexemplar Teil der Ausstellung im ersten Stock der Bibliothek. Gulbransson wurde 2005 mit einem eigenen Band in die Disney „Hall of Fame“ aufgenommen. Thomas Pross ist beeindruckt wie detailgetreu der Zeichner die Überlinger Fasnachts-Kostüme sowie die Tracht auf Donald, Dagobert und Oma Erpel übertragen und die Szene komponiert hat.
Auf das von Donald nicht ganz vorschriftsmäßig getragene Häs angesprochen – er hat die Kappe aufgedeckt, räumt Pross ein, kleine Abstriche müsse man halt machen. Schließlich sei die Hänselekappe mit dem Rüssel nur schwer mit einem Entenschnabel kombinierbar.

Narrenrat Dagobert trägt sogar einen Orden
Auch die Figur des Narrenvaters beziehungsweise Dagoberts findet er sehr gelungen. „Da ist sogar der Narrenorden“, sagt Pross anerkennend. In seiner 16-jährigen Amtszeit sei ihm der Zylinder zwar nie vom Kopf geschnellt worden, dabei hält man ja auch ohne Pandemie stets Abstand, aber zu Boden ging er durchaus. „Man bleibt schon mal am Türstock hängen“, schmunzelt Thomas Pross. Da fällt ihm noch eine Episode ein.
Bei der Veranstaltung „Nachts im Museum“ trat er einmal im Kostüm des Narrenvaters mit Weste, Gehrock und hohem Zylinder auf. Als die SÜDKURIER-Reporterin einen kleinen Jungen fragte, was ihm an dem Abend besonders gut gefallen habe, meinte der „Abraham Lincoln!“.