Es ist das pure Chaos: Familien mit Kindern rennen über die Straße. Mal schauen sie nach links oder rechts, mal geht es einfach ab durch die Mitte. Autofahrern bleibt oft gar nichts anderes übrig, als abrupt abzubremsen. Manch einer drückt genervt die Hupe, andere schreien aus dem Fenster.
Als wäre das nicht genug, gibt es auch noch Fahrradfahrer, die sich vor den Spaziergängern in Acht nehmen müssen, wenn sie über die Straße geeilt kommen – und dann erst einmal den Fahrradweg überqueren. Es sind gefährliche Szenen, die sich rund um die Einfahrt zum Fähreparkplatz und -parkhaus in Meersburg abspielen.
Am Wochenende oder in der touristischen Saison gibt es ein weiteres Manko an besagter Stelle: Stau. Autos und Linienbusse in Richtung Uhldingen, zur Fähre oder zum Parkplatz/Parkhaus stauen sich teilweise von der Meersburger Kirche bis nach unten. Der Grund dafür laut Siegfried Balke: „Das Parkhaus hat nur eine Einfahrt. Es dauert seine Zeit, bis die Autofahrer nach und nach hineingefahren sind.“

Der 82-Jährige beobachtet die Entwicklungen rund um das Nadelöhr seit vielen Jahrzehnten. Früher wohnte er selbst in Meersburg, heute lebt er im benachbarten Uhldingen-Mühlhofen. „Bevor das Parkhaus gebaut wurde, gab es an dieser Stelle nicht solche Probleme“, erinnert sich Balke. „Autofahrer sind einfach auf den Platz gefahren, haben einen freien Parkplatz gesucht und sind im Zweifel wieder rausgefahren.“
Die Probleme rund um den Parkplatz sind auch der Stadt Meersburg bekannt. „Die Problematik an der Gesamtsituation wird durch das hohe Verkehrsaufkommen am Knotenpunkt Bundesstraße/Landesstraße/Fährbetriebe an besonderen Tagen der Saison maßgeblich beeinflusst“, bestätigt Stadtbaumeister Martin Bleicher. Er betont jedoch: Das sei bereits vor dem Bau des Parkhauses so gewesen.
Ist die einzige Einfahrt am Parkhaus das Problem?
Für Siegfried Balke dagegen liegt das Problem am Parkhaus. Es sei aus seiner Sicht unverständlich, dass ein Parkhaus dieser Größe mit nur einer Einfahrt gebaut wurde. „Selbst das kleine Parkhaus Im Weinberg nebenan hat zwei Einfahrten“, sagt der Senior. Zum Vergleich: Im Parkhaus Fähre gibt es 370 Stellplätze, im Parkhaus Im Weinberg etwas mehr als 100.

Warum also hat das deutlich größere Parkhaus nur eine Einfahrt? Stadtbaumeister Bleicher begründet: „Moderne Parkhäuser haben eine Zufahrt und eine schnelle Abfertigungsanlage. Das Parkhaus ist in seiner Zuwegung bewusst auf eine Zufahrt geplant, um Unfallgefahren innerhalb des Parkhauses zu verhindern.“
Stadt möchte Abbiegespur zum Parkplatz installieren
Eine zweite Einfahrt an der Stirnseite sei prinzipiell zwar möglich, jedoch nicht geplant. Stattdessen möchte die Stadt eine 40 Meter lange Abbiegespur zum Serpentinenparkplatz und den Parkhäusern am See schaffen. Die Spur soll Rückstau auf der Straße verhindern.
Laut Siegfried Balke würde das Problem dadurch jedoch nicht behoben. „Dann gibt es eben ein paar Meter weniger Stau“, vermutet er und ergänzt: „Es bringt doch nichts, den Stauraum zu vergrößern. Man muss die Frequenz in das Parkhaus erhöhen.“ Die Stadtverwaltung widerspricht: Laut Martin Bleicher verschiebe sich das Problem durch eine Erhöhung der Frequenz nur innerhalb des Parkhauses.
Fußgänger queren die Straße an falscher Stelle
Ein weiteres Problem am Fähreparkplatz ist laut Siegfried Balke die Fußgängerverkehrsführung. Eigentlich sollten Besucher die Unterführung nutzen, um zur Fähre oder in die Innenstadt zu gelangen. Stattdessen übersehen viele Passanten die Beschilderung zur Unterführung und biegen direkt nach links in Richtung Innenstadt ab.
Kurzerhand landen sie dann an der Einfahrt zum Parkplatz, an der es weder Zebrastreifen noch Ampelanlage gibt. „Für Fußgänger ist die Verkehrsführung unlogisch. Das fängt schon mit der Beschilderung an“, sagt Balke und verweist auf ein kleines Schild, das in Richtung Unterführung zeigt. „Den meisten fällt das Schild vermutlich gar nicht auf.“

Ähnlich sieht die Situation auf der anderen Straßenseite aus. Hier sorgen Bäume und Sonnenschirme dafür, dass die Schilder nur schlecht zu sehen sind. Auch aus Sicht der Meersburger Bauverwaltung ist eine neue Beschilderung für Fußgänger auf dem Parkplatz notwendig. Sie soll im Rahmen der Neugestaltung der Zufahrtsbereiche installiert werden.
Grundsätzlich sieht Autofahrer Siegfried Balke den Fehler jedoch nicht in der Beschilderung, sondern in der Lage der Unterführung. Dem 82-Jährigen zufolge sei sie auf Höhe der Parkplatzeinfahrt besser aufgehoben. „Man würde sich Verkehrschaos sparen, wenn die Fußgänger den Weg durch die Unterführung nutzen würden“, sagt er.
Unterführung bleibt an Ort und Stelle
Die Unterführung befindet sich seit 1978 an der aktuellen Stelle. Nach Angaben von Stadtbaumeister Martin Bleicher sei der von Balke vorgeschlagene Standort wegen „notwendiger Rampenlängen und Überwindung der Höhendifferenzen“ nicht geeignet. Die Unterführung wird also bleiben, wo sie ist; die Parkplatzeinfahrt umstrukturiert. Wann die Maßnahme beginnt, ist aktuell jedoch noch unklar.