Bei einer kleinen Ausstellung, kleiner als in den Vorjahren und auch nur im kleinen Kreis, haben 19 Absolventen des Vorstudium Gestaltung an der Jugendkunstschule Bodenseekreis in Meersburg ihre Zeugnisse erhalten. Normalerweise sind Vertreter des Landkreises als Träger der Schule, Vertreter der Stadtverwaltung sowie Eltern, Freunde und Verwandte bei der Abschlussveranstaltung anwesend.

Die Absolventen des Vorstudiums Gestaltung bekamen ihr Abschlusszeugnis im kleinen Rahmen. Anna Blank (vorn), Leiterin der Kunstschule, ...
Die Absolventen des Vorstudiums Gestaltung bekamen ihr Abschlusszeugnis im kleinen Rahmen. Anna Blank (vorn), Leiterin der Kunstschule, verabschiedete die Studierenden. | Bild: Lorna Komm

Ausstellung zum Abschluss innerhalb von drei Tagen organisiert

„Coronabedingt wussten wir nicht, ob eine offizielle Verabschiedung überhaupt möglich sein würde“, sagt Anna Blank, Leiterin der Jugendkunstschule Bodenseekreis. Viele Schüler hätten ihre Kunstwerke schon nach Hause gebracht, einige hatten bereits andere Pläne und konnten nicht anwesend sein. Innerhalb von nur drei Tagen wurde die Ausstellung arrangiert und wurden Einladungskarten gedruckt. „Einladung zum Maskenball“ stand mit Blick auf die Hygieneregeln auf dem Plakat am Eingang der Schule.

Einladung zum Maskenball: der Titel der Abschluss-Ausstellung des Vorstudiums Gestaltung.
Einladung zum Maskenball: der Titel der Abschluss-Ausstellung des Vorstudiums Gestaltung. | Bild: Lorna Komm

Vorstudium Gestaltung als Etappe der Orientierung und des Findens

„Ihr seid für mich ein besonderer Jahrgang“ verabschiedete Anna Blank die Studierenden. „Nicht nur, weil es für die gesamte Menschheit ein besonderes Jahr ist – sondern auch, weil ihr mein erster Jahrgang seid.“ Blank dankte für die respektvolle Art, mit der sie mitten im Schuljahr als neue Leiterin aufgenommen worden sei. Den Studieren gab sie „für die weitere Reise einen Koffer voll Flexibilität und Kreativität mit“ und wünschte ihnen immer wieder im Leben ein gutes Ankommen. Das Vorstudium Gestaltung sei eine Etappe der Orientierung und des Findens, sagte Blank, aber auch des Ankommens. „Was will ich, wo will ich hin, wie komme ich da hin“: Das seien die Fragen, die sich die Studierenden stellten. Antworten könnten im Vorstudium gefunden werden.

Mit Blumen verabschiedeten die Absolventen sich von Leiterin Anna Blank (links) und Sekretärin Elisabeth Eisele.
Mit Blumen verabschiedeten die Absolventen sich von Leiterin Anna Blank (links) und Sekretärin Elisabeth Eisele. | Bild: Lorna Komm
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Besuch der Biennale in Venedig als Höhepunkt der Studienfahrt

Elf Monate erlernten die jungen Künstler verschiedene Techniken, beschäftigten sich mit Aktmalerei, Design oder Fotografie und erstellten ihre Bewerbungsmappe, welche die Zugangsvoraussetzung für die weiterführenden Kunsthochschulen ist. Dabei konnten sie selten in Gruppen arbeiten. Das Jahr sei geprägt gewesen von Unterrichtsunterbrechungen, Onlineunterricht oder Einzelunterricht in der Schule, zählte Blank die vielen Veränderungen auf. Dennoch sei aber der Höhepunkt, die jährliche Studienfahrt zur Biennale nach Venedig, möglich gewesen.

Arjun Pop: kein duales Studium, weil er coronabedingt keinen Ausbildungsbetrieb fand

Arjun Pop
Arjun Pop | Bild: Lorna Komm

Arjun Pop steht vor dem Pullover, den er beim Malen immer getragen hat und der inzwischen selber aussieht wie ein Kunstwerk. Er konnte nicht vor seinem Lieblingswerk posieren, da er dieses bereits verkauft hat. Ein guter Start für den Meersburger, der in Zukunft in Dornbirn Intermedia, also methodisches Design studieren wird. Er sei erleichtert gewesen, als die Zusage aus Österreich kam. „Die Bewerbungszeit war schon sehr holprig.“ Teilweise habe er auf seine Bewerbungen gar keine Antworten erhalten. Bewerbungen auf duale Studiengänge seien abgewiesen worden, weil er coronabedingt keine Ausbildungsbetriebe finden konnte. Zu den Zeiten, als die Kunstschule geschlossen bleiben musste, habe er schon unter Motivationsschwankungen gelitten, gibt Pop zu. „Es ist schwierig, wenn man den ganzen Tag nur zu Hause sitzt.“ Doch jetzt habe es ja geklappt und er blicke positiv in die Zukunft.

Mark Sauter: Drei Hochschulen bieten ihm einen Studienplatz an

Mark Sauter
Mark Sauter | Bild: Lorna Komm


Mark Sauter steht vor seinen Werken mit dem Titel „Enthüllung“. Der Blick von außen sei ihm wichtig. Ein anderes seiner Werk heißt „Überwachung“. Ihm haben düstere Stimmungen dieses Jahr besser gefallen. „Insbesondere im Winter, als wir nicht in die Schule konnten“, erzählt er. Da sei er durch Corona viel unproduktiver gewesen als sonst. Das Virus habe es ihm schwerer gemacht. Die Inspirationen hätten ihm gefehlt, aber er habe den Bogen dennoch bekommen. Drei Hochschulen hätten ihm einen Studienplatz angeboten, er hat sich für Nürnberg entschieden. „Der Aufbau des Grafikdesign-Studiums dort sagt mir zu, da ich meine eigene Persönlichkeit zum Ausdruck bringen kann.“ Gern würde er später als Grafiker für eine Zeitung arbeiten. In den Karikaturen könne man seine politischen Gedanken ausdrücken und so als Designer auch ein wenig die Welt beeinflussen, sagt er.

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Ava Hösl: Ihr Ziel ist der Studiengang Illustration in Hamburg

Ava Hösl
Ava Hösl | Bild: Lorna Komm

Ava Hösl zeigt das Bild, welches sie in Acrylfarben für die Probeprüfung gemalt hat. Mit ihrer Zwillingsschwester Susan, die ebenfalls das Vorstudium Gestaltung absolvierte, wird sie nach Stuttgart gehen, um Kommunikationsdesign zu studieren. „Dort kann man auch Kurse in Illustration belegen“, erklärt sie ihre Wahl. Ihr eigentliches Ziel sei Hamburg, dort gebe es den bundesweit einmaligen Studiengang Illustration. Aber der Andrang sei sehr groß. Ava Hösl ist die erste Stipendiatin der Soku, der Stiftung für Soziales und Kultur im Bodenseekreis von Landrat Lothar Wölfle. Coronabedingt sei der Kontakt eingeschränkt gewesen, aber bei der Gestaltung der Wand im Ritz, dem regionalen Innovations- und Technologietransfer-Zentrum in Friedrichshafen, habe sie den Landrat getroffen. „Es ist toll, dass es die Unterstützung gibt. Das hat mich sehr motiviert.“ Aber auch ihr habe der Druck und Ansporn in den langen Zeiten zu Hause gefehlt.

Laura Weisbrodt: Sie will als freischaffende Künstlerin arbeiten

Laura Weisbrodt
Laura Weisbrodt | Bild: Lorna Komm

Laura Weisbrodt steht vor ihren großflächigen Aktstudien. Sie geht zum Semesterbeginn nach Saarbrücken, um an der Hochschule Freie Kunst zu studieren. „Es ist mein Ziel, als freischaffende Künstlerin zu arbeiten“, sagt sie selbstbewusst. „Ich weiß, worauf ich mich da einlasse, und ich sehe es als realistisch an, mich eventuell mit mehreren Standbeinen über Wasser zu halten.“ Wenn man etwas wirklich wolle, dann könne man das auch schaffen, meint die 20-Jährige. “Ich will Kunst machen, das ist die authentische Seite von mir.“ In der Corona-Zeit sei es für sie schwierig gewesen, Inspirationsquellen zu finden. Sie habe viel gelesen und wurde durch die Literatur inspiriert. In einigen ihrer Kunstwerke habe sie deswegen auch Buchstaben und Schriftelemente verarbeitet. „Ich könnte mir vorstellen, später auch Illustrationen für Bücher zu machen“, sagt sie.