Weinwettbewerbe gibt es mittlerweile zuhauf. Oft sind es kommerzielle Veranstaltungen, die von Fachzeitschriften als sogenannte Trophy bisweilen eher sporadisch und nach Bedarf ausgerufen werden. Der Müller-Thurgau-Preis des Vereins Bodenseewein hingegen ist als Wettbewerb „Von Winzern für Winzer“, wie es Organisator Jürgen Dietrich formulierte, in dieser Art einmalig.
Wer die Rebsorte und deren Potenzial im Weinglas noch nicht richtig kennt, bei dem steht die Kreuzung des Herrn Müller aus Thurgau noch immer nicht sehr hoch im Kurs. Welche Qualitäten sie allerdings hat, beweisen die Winzer bei dem Wettbewerb inzwischen seit 17 Jahren mit ihren fruchtig-frischen Gewächsen. Insbesondere Weine aus Franken und vom Bodensee schneiden daher regelmäßig überdurchschnittlich erfolgreich ab – so auch in diesem Jahr.

Im Jahr 2005 hatte der Verein Bodenseewein seinen Müller-Thurgau-Preis aus der Taufe gehoben, um dem Image der Rebsorte mehr Glanz angedeihen zu lassen. „Die Winzer vom Bodensee sind der Meinung, dass der Müller-Thurgau ein besseres Image verdient hat“, betont Dietrich einmal mehr. Man wolle damit die Konsumenten darauf hinweisen, dass es „wunderschöne, feinduftige, fruchtige, modern gemachte Müller-Thurgau-Weine gibt, für die es sich lohnt, den einen oder anderen Euro mehr auszugeben“.
Gerade einmal 120 Weine in vier Kategorien
Dass der eine oder andere Winzer in der Republik allerdings seinen „Müller“ noch in Literflaschen abfüllt, ist dem Ruf eher abträglich. Deshalb sind diese Flaschen schon von vorneherein ausgeschlossen. Gleich bei der Premiere waren 280 Weine an den Start gegangen, selbst Italien und Österreich waren vertreten. Nach zunächst steigenden, dann schwankenden Teilnehmerzahlen, die in den besten Zeiten rund 300 Weine eingereicht hatten, scheint das Interesse zuletzt merklich geschwunden zu sein. In diesem Jahr waren es gerade mal 120 Weine in vier Kategorien zwischen trocken, feinherb und lieblich.

Ist die Luft raus aus dem Thema? Gibt es zu viele Wettbewerbe? „Das kann man so nicht sagen“, erklärt Jürgen Dietrich und führt gleich drei Hauptgründe für die Zurückhaltung an. Zum einen habe die Corona-Pandemie die Begeisterung etwas gedämpft, nachdem es zwei Jahre lang auch keine öffentliche Preisverleihung geben konnte. „Wobei im ersten Jahr 2020 die Siegerurkunden sogar von der damals amtierenden Bodenseeweinprinzessin Lea Saible auf den jeweiligen Weingütern persönlich übergeben worden waren“, blickt Dietrich zurück. „Das kam dort sehr gut an.“
Einen anderen Grund sieht der Schriftführer des Vereins und Chef des Staatsweinguts Meersburg darin, dass aufgrund von älteren Restbeständen der aktuelle Jahrgang 2021 bei manchen Erzeugern zum Einsendetermin noch nicht abgefüllt gewesen war. Zu guter Letzt scheine sich inzwischen eine „Müller-Thurgau-Elite“ herauskristalliert zu haben, die mit ihren Weinen mehrfach auf dem Treppchen stand. „Andere, denen dies bisher nicht gelang“, sagt Dietrich, „haben vielleicht resigniert und machen nicht mehr mit.“
Dieses Jahr war es Jessica Himmelsbacher aus Heitersheim, die frisch gebackene badische Weinkönigin, die die Urkunden im lichtdurchfluteten Spiegelsaal des Neuen Schlosses überreichte. Vorstellen durften die Kellermeister oder Winzer ihre Weine wie immer selbst. Bei trocken und leicht, das heißt Alkohol unter 12 Prozent, überzeugte Franken wieder mit einem Dreifach-Erfolg. Und nicht zum ersten Mal hatte das Weingut Max Markert von der Gemeinschaft „frank & frei“ die Nase vorn.
Konstanz, Reichenau und Meersburg erfolgreich
Bei den alkoholreicheren trockenen Gewächsen holte die Spitalkellerei Konstanz den dritten und der Winzerverein Reichenau den zweiten Platz und zeigten, was der Bodensee kann. Der erste Platz wurde hier doppelt vergeben und ging an die Weingüter Thomas Dollt und Hammel aus der Pfalz. Den Heimnimbus verteidigte Meersburgs Peter Krause mit dem dritten Platz in der Kategorie feinherb. Damit war der Winzer insofern zufrieden, da dies die dritte Medaille in seiner Sammlung war. Die beiden Spitzenplätze gingen hier in die Ortenau (Hex vom Dasenstein, Kappelrodeck) und an den Kaiserstuhl (Friedrich Kiefer, Eichstetten).

Zum Heimspiel geriet der Wettbewerb bei den restsüßen Weinen, denn alle drei Plätze kommen aus Meersburg. Wobei der Sieger zwar an der Haltnau reifte, aber in der Konstanzer Spitalkellerei ausgebaut wurde. Mit einer Spätlese holte sich der Winzerverein Meersburg Silber und das Staatsweingut schaffte es mit einem „Meersburger Bengel“ noch auf Rang 3.
Was der Müller-Thurgau allerdings noch immer nicht erreicht hat, ist ein Kultstatus. Eine Lanze für die Rebsorte brach daher gleich zu Beginn Kellermeister Thomas Heil vom fränkischen Weingut Meier Weinerlebnis. „Wenn alle Luganas die Qualität unserer Müller-Thurgaus hätten“, setzte Heil eine kleine Spitze gegen den Kultwein vom Gardasee, „dann wäre das nicht schlecht.“
Die Sieger
- Kategorie 1 (trocken/
1. Weingut Max Markert (Eibelstadt, Franken)
2. Weingut Clemens Fröhlich (Escherndorf, Franken)
3. Meier Weinerlebnis GmbH (Ulsenheim, Franken)
- Kategorie 2 (trocken/>zwölf Prozent Alkohol)
1. Weingut Thomas Doll (Flemlingen, Pfalz)
1. Weingut Hammel (Kirchheim a.d. Weinstraße, Pfalz)
2. Winzerverein Reichenau (Baden/Bodensee)
3. Spitalkellerei Konstanz (Baden/Bodensee)
- Kategorie 3 (feinherb)
1. Friedrich Kiefer (Eichstetten, Kaiserstuhl)
2. Winzerkeller Hex vom Dasenstein (Kappelrodeck, Ortenau)
3. Weingut Peter Krause (Meersburg, Baden)
- Kategorie 4 (lieblich)
1. Spitalkellerei Konstanz (Baden/Bodensee)
2. Winzerverein Meersburg (Baden/Bodensee)
3. Staatsweingut Meersburg (Baden/Bodensee)