Die Spuren des Starkregens am 26. Juni sind längst beseitigt – und auf den ersten Blick scheint in Oberteuringen alles wieder seinen gewohnten Gang zu gehen. Den Betroffenen sitzt der Schreck in Verbindung mit den teils großen Schäden aber immer noch in den Knochen. Die Rotach-Apotheke, die von den Wassermassen zerstört wurde, hat noch nicht wieder geöffnet und die Hausarztpraxis von Andreas Kirsner hat ihre Praxisräume vorübergehend in die Mühle verlagert.
Apotheke öffnet voraussichtlich zum Monatsende
„Die Apotheke hier vor Ort fehlt schon sehr“, sagt Bürgermeister Ralf Meßmer. Eigentlich hat Apothekerin Susanna Koch damit gerechnet, dass sie Anfang September wieder öffnen kann. „Aber es geht nur sehr stockend vorwärts“, berichtet sie. Konkret verzögere die Verlegung des Parkettbodens die Wiedereröffnung der Rotach-Apotheke. „Ansonsten sind wir in der Vorbereitung und hoffen, dass wir Ende September wieder für unsere Kunden da sind“, sagt Koch.

Hausarztpraxis in der Mühle
Für die Hausarztpraxis von Andreas Kirsner wurden in der Mühle in Absprache mit der Gruppe „Senioren aktiv“, der Narrenzunft Teuringer Johle und dem Kulturverein ein Provisorium geschaffen, bis die Räume in der Eugen-Bolz-Straße renoviert und wieder bezugsfertig sind. Seit dem Starkregen hat Kirsner seine Patienten in seiner Friedrichshafener Praxis mitversorgt und für weniger mobile Patienten die Hausbesuche erweitert. „Mit Blick auf die nahende Grippe- und Impfsaison würden die Räume in Friedrichshafen nicht mehr ausreichen“, berichtet Kirsner.
Seit dem 9. September befinden sich Empfangs- und Wartebereich der Praxis in der Galerie der Mühle. „Nach dem Einziehen von Trennwänden stehen uns zudem vier statt der bisher sieben Behandlungsräume zur Verfügung“, so der Hausarzt. Auch die EDV funktioniere. Aktuell gehe er davon aus, dass er Anfang Januar zurück in seine renovierte Praxis kann. Dass er am Wochenende die Galerie für eine Ausstellungseröffnung räumen muss, nimmt Kirsner gelassen. „Ab Montag sind wir wieder bereit und es ist toll, dass wir dann Medizin und Kunst in einem Raum haben.“ Der Gemeinde ist Kirsner maximal dankbar für die Ausweichräume und für das gute Miteinander.

Bürger können Rechnung für Müllentsorgung einreichen
Die Gemeindeverwaltung ist im Zuge des Starkregenereignis nach wie vor mit dem Thema Müll beschäftigt. Bis 30. September können Betroffene ihre Rechnungen von der Mülldeponie und privaten Entsorgungsfirmen einreichen und einen Zuschuss beantragen, sofern keine Versicherung die Kosten übernimmt. „Dann besprechen wir mit Landratsamt und Gemeinderat, wie und in welchem Umfang wir unterstützen können“, kündigt Bürgermeister Ralf Meßmer an. Man wolle nichts versprechen, aber Ziel sei auf jeden Fall, alle gleich zu behandeln.

Bürgerstiftung unterstützt auf Antrag
Ebenfalls zum 30. September soll das extra eingerichtete Spendenkonto der Oberteuringer Bürgerstiftung für die Betroffenen des Starkregens geschlossen werden. „Bis jetzt haben sich 25.000 Euro angesammelt und wir möchten das Geld gern verteilen“, sagt Meßmer. Betroffene seien deshalb dazu aufgefordert, bei Bedarf bis zum Ende des Monats einen Antrag auf Förderung durch die Bürgerstiftung bei der Gemeinde zu stellen. Ebenso wie beim Thema Müll findet sich der Antrag auf der Internetseite der Gemeinde. „Mir ist wichtig, dass Bürger, die akut Hilfe benötigten, bereits Geld von der Bürgerstiftung bekommen haben.“
Gräben wurden teilweise freigeschnitten
Mit Blick auf die Gefahr eines künftigen Starkregenereignisses oder Hochwassers höre Ralf Meßmer häufig, dass die Gemeinde schnell handeln müsse. „Aber schnell ist hier relativ“, stellt er fest. Am 26. Juni habe es sich um eine Katastrophe deutlich über einem sogenannten 100-jährigen Ereignis gehandelt. „Davor kann nicht umfassend geschützt werden.“
Aber die Gemeinde sei natürlich nicht tatenlos. So seien die Gräben zwischen Bitzenhofen und Oberteuringen inzwischen begutachtet und in Absprache mit dem Landratsamt teilweise freigeschnitten worden. In Abstimmung sei man auch mit der Stadt Markdorf, befänden sich doch maßgebliche Gräben nicht auf der Gemarkung von Oberteuringen. „Aber auch privat sollte sich jeder einzelne Bürger Gedanken machen, was er bei sich vor Ort tun kann“, sagt Meßmer und nennt wasserdichte Lichtschächte als Beispiel.

Hochwasserkarten werden fortgeschrieben
Im Rahmen des Starkregenrisikomanagements wurden im Jahr 2022 Hochwasserkarten für Bitzenhofen angefertigt, welche aufzeigen, welche Häuser im Ernstfall betroffen sind. Das Ingenieurbüro Wasser-Müller sei bereits mit der Fortschreibung für den Bereich Oberteuringen beauftragt. „Erst wenn der neue Plan vorliegt, kann man auch überlegen, welche Maßnahmen sich daraus ableiten lassen“, betont Meßmer, der befürchtet, dass das Thema Oberteuringen noch länger begleiten wird.