Seit dem letzten Bühnenspektakel der Hexen ist viel passiert oder auch nicht passiert – je nachdem, wohin die Akteure beim diesjährigen Kessel Buntes Kultur|O ihren Blick richteten. Auf die grüne Mitte der Gemeinde oder den seit vielen Jahren angekündigten Campingplatz, den es bis heute noch nicht gibt, waren jedenfalls die Blicke der Owinger Narren gerichtet. Generationenübergreifend waren die Auftritte überdies und bezogen die tanzenden Kinderhexen ebenso ein wie den Oldiechor. Ja, mit Jakob Fischer und seinem Enkel Elias Schmieder waren Jung und Alt sogar gleichzeitig auf der Bühne.

Am Nachwuchs fehlt es nicht. Die Kinderhexen bei ihrem Tanz.
Am Nachwuchs fehlt es nicht. Die Kinderhexen bei ihrem Tanz. | Bild: Hanspeter Walter

Flugbegleiterinnen im Aufwind

Die bekannte Klammer der abwechslungsreichen Komposition hat sich bestens bewährt. Die erfahrensten Hexen feuerten zu Beginn den Kessel an und rührten die Suppe so lebendig, dass den Gästen richtig warm ums Herz wurde. Dabei förderten sie den einen oder anderen Kabelsalat zutage, der sich am Ende als Glasfasernudeln entpuppte. Ein Höhepunkt fürs Auge war am Ende das große Shakalaka-Finale, bei dem 20 uniformierte Flugbegleiterinnen das Feld von hinten aufrollten und ihr Reiseköfferchen durch den Saal in Richtung Bühne zogen. Hier gesellten sich vier gut gekleidete Piloten mit einem Golfschläger im Gepäck zu ihnen.

Tolle Choreografie zum Shakalaka-Finale beim Kessel Buntes der Owinger Hexen: 20 Flugbegleiterinnen und vier Piloten mit ihrer ...
Tolle Choreografie zum Shakalaka-Finale beim Kessel Buntes der Owinger Hexen: 20 Flugbegleiterinnen und vier Piloten mit ihrer Inszenierung auf der Kultur|O-Bühne. | Bild: Hanspeter Walter

Den Boden für die getanzte Flugshow auf der Bühne hatte das Moderatorentrio mit ihrem Bericht über das neue schmale Rollfeld auf der Hauptstraße geschaffen. Hier können die künftigen Feriengäste anreisen. „Urlaubsreif“ – wie das ganze Programm überschrieben war – sind schließlich nicht nur die Owinger, die den Besuchern jetzt einen „staatlich anerkannten Erholungsort“ bieten können. Diese neue Errungenschaft war ein Stichwort, das sich den ganzen Abend durchzog. Konterkariert wurde der gute Erholungswert lediglich von den fehlenden Gaststätten in Hohenbodman und Taisersdorf oder von dem „meistens geschlossenen Aachtobel“, wie es auf der Bühne hieß.

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Tröstlich war es vor diesem Hintergrund, dass das „Kultur|O TV“ mit einem „Beauty Luna“ vom neuesten Wellnessangebot bei Vollmond berichten konnte, das bereits für lange Autostaus sorgte. Mit Rosen, Prosecco und einer kurzen Massage empfangen, durften sich die Damen draußen am Sielmannweiher von einer neuen Piranha-Rasse die Hornhaut von den Füßen knabbern lassen. Einen ganz anderen Whirlpool genossen Babett (Ulrike Seyfried) und Resle (Christine Hensler) im Waschzuber zwischen Schnäppchen- und Wochenmarkt, auf dem sie mit ihrem Tratsch das örtliche Geschehen sezierten, denn „ebbes isch halt immer“.

Selfie mit Schnäppchenmarkt: Ulrike Seyfried (links) und Christine Hensler als Babett und Resle.
Selfie mit Schnäppchenmarkt: Ulrike Seyfried (links) und Christine Hensler als Babett und Resle. | Bild: Hanspeter Walter

Ein trinkfestes Völkchen scheinen die Owingerinnen und Owinger überdies zu sein. Dies bewies nicht nur das Hexentandem Hildegard Strauss und Michaela Borrs, die erstmals ihre Mutter-Tochter-Rolle auch auf die Bühne brachten. „Mein leichter Landwein ist der Cognac“, analysierten sie ihre Gewohnheiten. Selbst im Owinger Café trainierte die jüngere Generation zu ihrem Schlachtruf „Sport ist Mord – Sprit macht fit“, um sich zwischendurch an einigen Beispielen von kultureller Aneignung abzuarbeiten.

Oldiechor mit Schuhplattler: Ina Lemke und Willi Hahn in Aktion.
Oldiechor mit Schuhplattler: Ina Lemke und Willi Hahn in Aktion. | Bild: Hanspeter Walter

Wobei Owingen mittlerweile kulinarisch so unterwandert sei, dass man ein Schorle inzwischen nur noch als „Vino bianco con acqua con gas“ bezeichne. Doch zeigten sich auch die alten Eingeborenen interkulturell durchaus offen, wie nicht nur Willi Hahn vom Oldiechor bewies, der von Ina Lemke auf der Ziehharmonika begleitet, einen Schuhplattler in Lederhosen aufs Parkett legte.