Nein, es ist kein Waldkindergarten, sondern eine Naturgruppe des Owinger Kinderhauses Guggenbühl, was jetzt unmittelbar am Waldrand in der Rebhalde mit Blick auf das Sportgelände offiziell eröffnet wurde. Er sei irritiert gewesen, erklärte Bürgermeister Henrik Wengert, dass bei einem echten Waldkindergarten sämtliche Bäume im Umkreis von 30 Metern aus Sicherheitsgründen hätten gefällt werden müssen. „Ich bin fast vom Glauben abgefallen, als ich das hörte.“
Soweit wollte Owingen doch nicht gehen, sondern ließ den angrenzenden waldartigen Bewuchs von Fachmann Rolf Geiger lediglich auf Standsicherheit und andere mögliche Risiken untersuchen und eventuelles Gefährdungspotenzial im Vorfeld beseitigen. So bleibt für die Jungen und Mädchen, die den Ableger dennoch in Besitz genommen haben, genügend Natur, um der eigenen Neugier freien Lauf zu lassen.
Puffer, wenn es in der Kita mal eng wird
„Jeden Tag draußen herumtoben, die Geheimnisse der Natur und des Waldes zu entdecken – das ist für alle Kinder ein tolles Abenteuer“, sagte Bürgermeister Wengert. Umso mehr freue er sich, diese neue Naturgruppe als Außenstelle des Kinderhauses Guggenbühl offiziell eröffnen zu können. Damit könne die Gemeinde nicht nur ein attraktives neues Angebot machen, sondern verfüge zudem über einen Puffer, wenn es bei den Kita-Plätzen einmal eng werde. Für 20 Kinder ist die Gruppe ausgelegt, acht Plätze sind inzwischen vergeben.
Nach wie vor tobten Kinder am liebsten draußen herum, sagte Wengert. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung – wenn jemand dieses beliebte Bonmot ernst nehme, dann seien es die Kinder, für die der Wald ein einziger großer Spielplatz sei. Klettern und Balancieren förderten Gleichgewichtssinn und Koordination. Zwischen körperlicher und geistiger Entwicklung gebe es verblüffende Zusammenhänge, habe der Bürgermeister bei seiner Recherche gelernt: Kinder, die gut rückwärts gehen können, können auch gut rückwärts zählen.
Scheune mit Strom, Wasser und Glasfaser
Eine Besonderheit ist das Konstrukt dieser Naturgruppe. Denn die Gemeinschaft der Grundstückseigentümer aus der Familie Endres hat die Investitionen zum Umbau ihrer ehemaligen Scheune getätigt und verpachtet das Gelände mit der Nutzungsmöglichkeit an die Gemeinde. Das Gebäude verfügt nicht nur über Strom-, Wasser- und Kanalanschluss, sondern ist mittlerweile sogar mit Glasfaser erschlossen.

„Das Gebäude war eigentlich vor dem Wald da“, erklärte Markus Endres, dessen Frau Jasmin die Baumaßnahmen als Architektin plante und begleitete. Endres erinnerte an die wechselhafte Geschichte des Ortes. Bis zum Auftauchen der Reblaus, eines Schädlings, im 19. Jahrhundert sei an dieser Stelle ein Weinberg gewesen, erläuterte er die Herkunft des Namens „Rebhalde“. Später sei der Ort für eine Weidewirtschaft genutzt worden.
Der Großvater habe nach dem Erwerb nach und nach eine Hähnchen-, Gänse- und Hasenzucht betrieben, Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren seien hier gereift – „und jetzt kommen die Kinder“. Das Grundstück habe zuletzt „eher brach gelegen“, sagte Endres. „Die Natur hat es sich dann unter den Nagel gerissen – bis hin zur Entstehung eines Waldes.“

Auch psychisches Wohlbefinden profitiert
Künftig könnten Kinder hier ihre Neugier entfalten und die Natur entdecken, sagte Angela Gorber, Leiterin des Kinderhauses Guggenbühl, an das die Naturgruppe angedockt ist. Die Jugend und Mädchen könnten Bewegungserfahrungen sammeln und nach Herzenslust klettern. Dies sei nicht nur ein physischer Gewinn, sondern wirke sich auch auf das psychische Wohlbefinden aus.
Sie sei froh, sagte Gorber, dass sie angesichts der aktuellen Lage mit Gabriela Kendzierski und Miriam Kurek zwei engagierte Erzieherinnen gewinnen konnte. Ja, Kendzierski habe die Facharbeit ihrer Ausbildung vor einigen Jahren über das Thema Waldpädagogik verfasst. Unterdessen waren die Kinder schon dabei, die Natur zu entdecken und was dort zu finden ist. Oder sie spielten im Sandkasten, den es hier ebenfalls gibt.