von Peter Schober

Salem – Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Auf Chiara (16), Mika (11) und Kimi (8), die drei Kinder von Markus Baur, einst Kapitän der Handball-Nationalmannschaft, die 2007 den Weltmeistertitel holte, ist diese Redensart wie zugeschnitten. Denn alle Drei haben das Zeug, ebenfalls eine Sportskanone zu werden. Handballerisch wandelt aber nur Chiara auf Papas Spuren, Mika hat sich dem Fußball verschrieben, Kimi schwankt noch zwischen Fußball oder Handball. Alle Drei haben aber auch schon im Tennis beachtliche Erfolge eingefahren.

In der Garage von Markus Baur ist kein Platz für Autos. Sie quillt über mit Sportgeräten: Mini-Tore, Basketball-Ständer, Tennisschläger, Skateboards, Wave-Boards, Skier, Snowboards. Kurz: So gut wie alles, was die Sportartikelwelt so hergibt, ist da zu finden. "Bewegung ist alles für unsere Kinder", sagt Marion Baur, die Mutter der Drei. "Von morgens bis abends." Abgesehen freilich von den Zeiten, in denen sie die Schulbank drücken. Chiara besucht das Gymnasium Überlingen, Mika das Gymnasium Pfullendorf, weil diese Schule ein besonderes Sportprofil hat, und Kimi geht auf die Fritz-Baur-Grundschule in Mimmenhausen, die nach seinem Urgroßvater benannt ist, der als Bürgermeister auch schon ein großer Sportförderer war.

Früh übt sich, was ein Meister werden will. "Ich habe schon mit drei Jahren mit Fußball begonnen", sagt Mika. Das weiß er aus dem Familien-Fotoalbum so genau. Als kleiner Knirps war er auch schon mit seinem Vater auf dem Tennisplatz in Salem zu sehen. Und jetzt vor einigen Tagen ist er von den Jugend-Bezirksmeisterschaften Schwarzwald-Bodensee als Sieger nach Hause gekommen und darf nun, wie vergangenes Jahr schon an den baden-württembergischen Jugend-Meisterschaften teilnehmen. Der Elfjährige ist im Tennis dick drin. Einmal in der Woche nimmt er am Verbandstraining teil. Dennoch schlägt Mikas Herz stärker für Fußball. Dem Handball hat er nach der Grundschule ade gesagt.

Manfred Baurs Manipulations-Trick

Das war in Markus Baurs Jugend anders. Sein Vater, Manfred Baur, ein Handballer, hat da ein bisschen manipulativ gelenkt. "Wenn das Wetter richtig schlecht war", so plauderte Markus Baur bei der Geburtstagsgala des FC Rot-Weiß Salem aus dem Nähkästchen, "hat mich mein Vater immer auf den Fußballplatz geschickt." Und weil es in der Halle wesentlich angenehmer gewesen sei, sei er letztlich ganz im väterlichen Sinne beim Handball geblieben.

Chiara, Markus Baurs Tochter, hat sich aus anderen Gründen für Handball entschieden. Mit Tennis hat sie begonnen. Für Handball hat sie sich erst interessiert, als ihr Papa um den Weltmeistertitel kämpfte. Da war sie acht. Jedes Spiel der Deutschen hat sie sich damals angeschaut und hat sich dann bei der Handball-Spielvereinigung Mimmenhausen-Mühlhofen angemeldet und machte schnell und große Fortschritte. Bei der Jugendspielgemeinschaft Steißlingen spielt sie heute in der höchsten Jugendliga, ist Mannschaftsführerin und spielt auf derselben Position wie ihr Vater: Rückraum Mitte.

Kimi, der Jüngste im Bunde, hat seine Entscheidung, bei welcher Sportart er einmal bleiben wird, noch nicht gefällt. Er ist noch am Austesten: Tennis, Handball oder Fußball. Eine gewisse Richtung hat sich bei ihm aber schon festigt. "Ich glaube, ich werde mich mal für Fußball entscheiden", wiegelt er ab.

Bleibt noch die Rolle von Mutter Marion, die gelernte Sportlehrerin ist. "Mamas Job ist es", klärt Mika die Frage wie aus der Pistole geschossen, "uns an die vielen Trainingsorte zu fahren." Bei drei sportbesessenen Kindern ist das ein Fulltime-Job.

Eine sportliche Familie

Markus Baurs Handballlaufbahn begann beim TSV Mimmenhausen. Von hier wechselte er beim VfL Pfullingen ins Profi-Lager. In über 200 Länderspielen erzielte er um die 700 Tore. Seine Titel und Platzierungen: 1998 EM-Dritter, 2000 Olympia-Vierter, 2002 Vize-Europameister, 2003 Deutscher Meister und Vize-Weltmeister, 2004 Europameister und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen, 2006 Europapokalsieger, 2007 Weltmeister, 2000 und 2002 Handballer des Jahres. Seit 2012 trainiert er die U20-Nationalmannschaft.

Chiara Baur, die 16-jährige Tochter, hat, als ihr Vater noch beim Handball-Bundesligisten Lemgo war, dort mit Tennis begonnen. Als ihr Vater Handball-Weltmeister wurde, wechselte sie die Sportart, wurde Handballerin. Von 2009 bis 2013 spielte sie bei der HSG Mimmenhausen-Mühlhofen. Seit 2013 ist sie bei der JSG (Jugendspielgemeinschaft Steißlingen-Singen). Dort spielt sie in der Oberliga. Sie wurde auch schon in der Jugend-Nationalmannschaft eingesetzt.

Sohn Mika (11) spielt Tennis und Fußball. Erst dieser Tage holte er sich bei den Tennis-Bezirksmeisterschaften den Meistertitel und darf nun an den baden-württembergischen Tennis-Meisterschaften teilnehmen. Fußballspielen hat er beim FC Rot-Weiß Salem gelernt. Jetzt spielt er in der D-Jugend FC 03 Radolfzell, der eine Kooperation mit dem Bundesligaverein SC Freiburg unterhält. So ist Mika in den Förderkader des SC Freiburg gelangt. Dort wird er als Gastspieler eingesetzt.

Sohn Kimi (8) tanzt noch auf drei Hochzeiten, spielt Handball, Fußball und Tennis. Bei den Tennis-Jugendbezirksmeisterschaften wurde er kürzlich Vize-Meister der U9. Er hätte allerdings auch noch in der Klasse U8 spielen können. Aber das war ihm zu wenig. Beim FC Rot-Weiß Salem spielt er in der F-Jugend. Handball spielt er in der E-Jugend bei der HSG Mimmenhausen-Mühlhofen. (er)