So riecht britische Lebensart: Handgenähte Oxfords oder Chelsea-Boots verströmen den Duft englischen Leders. Ebenso Gürtel, exklusiv für die Schuhhandlung Christian Boehne angefertigt: solide Steigbügelriemen in Bauchumfangslänge. Für diesen Laden könnte es wohl keinen besseren Platz auf dem weitläufigen Gelände des Schlosses Salem geben, als den barocken Marstall aus dem 18. Jahrhundert.

„Ja, das passt schon zusammen“, sagt der 62-jährige Christian Boehne. Schon als siebenjähriger Junge brachte er die reparierten Schuhe des Markgrafen vom väterlichen Laden in Stefansfeld die 800 Meter ins Schloss und gab sie an der Wohnungstür des Kammerdieners ab, bevor er bei der Frühmesse im Münster ministrierte.

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1898 hatte sein Urgroßvater Peter Böhne in Stefansfeld eine Schuhmacherei gegründet, die sich über drei Generationen zum Familienschuhhaus entwickelte. „Wir waren immer auf der Suche nach bester Ware.“ Doch die sei in den 1990er-Jahren immer schlechter zu bekommen gewesen, erinnert sich Boehne. Schließlich kam der Zeitpunkt, Vater Peter war 64, dass sich ein Schuhhaus in so einem kleinen Ort einfach nicht mehr lohnte. Christian Boehne hatte die Idee, beim Haus Baden anzuklopfen. „Eine Viertelstunde später hatte ich einen Termin und nach fünf Monaten war das ausgebaut.“ Das war 1997, vor 27 Jahren.

Englische Manufaktur fertigt die Schuhe

Das Konzept: die beste Qualität anzubieten, die es im Konfektionsbereich gibt. Damit kam für Boehne nur britisches Manufakturschuhwerk infrage. Die meisten Schuhe, die er heute im Sortiment hat, stammen von Crockett & Jones aus Northampton. Zweimal im Jahr kommt der Firmenrepräsentant in den Salemer Laden und Boehne bespricht, was später exklusiv für ihn in den East Midlands auf uralten Maschinen und mit viel Handarbeit hergestellt wird.

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Exklusive Schuhe muss man sich leisten können – und wollen

Schusters Kinder gehen barfuß? Falsch! „Seit ich 21 bin, trage ich nur rahmengenähte Schuhe“, sagt Boehne. Was der Unterschied zu Massenware ist, erklärt er Besuchern gerne an einem Schnittmodell und nimmt sich dafür auch mal zwei Stunden Zeit. Wer bei ihm kauft? Die Kundschaft, die sich solch‘ feines Schuhwerk leisten kann und auch will, ist sehr begrenzt. „Da muss man sich drauf einlassen“, sagt der gelernte Schuhmacher. Liebhaber, die bereit sind, 500 oder 600 Euro für ein Paar Schuhe auszugeben, haben ihn oft im Internet gefunden und reisen aus halb Süddeutschland und der Schweiz an.

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Boehne: „Frauenschuhe sind ein kompliziertes Thema“

Bisweilen suchen aber auch Schlossbesucher bei ihm englisches Leder oder schottische Strickwaren. An der Wand erinnert ein Foto an eine Visite von Max Markgraf von Baden zusammen mit Königin Sophia von Spanien. Sein Schwerpunkt läge zwar auf Herrenschuhen, sagt Boehne, indes lasse er immer wieder mal Damenmodelle anfertigen. „Das ist aber eher die Ausnahme, da bräuchte ich die dreifache Auswahl – Frauenschuhe sind ein kompliziertes Thema.“