„Ich zieh ja bald ins neue Rathaus ein, gebaut aus lauter rotem Stein.“ Mit diesem Vers ließ Bürgermeister Manfred Härle beim diesjährigen Rathaussturm gelassen die Narren das alte Rathaus in Neufrach entern und hat dabei wohl kaum ins Kalkül gezogen, dass er damit seinem neuen Domizil gleichzeitig auch einen Spitznamen verpasst hat: Seither sprechen die Salemer vom „roten Rathaus“.
Berliner rühmen sich bereits eines roten Rathauses
Allerdings bedienen sie sich dabei eines Plagiats. Denn die Berliner rühmen sich bereits seit 1871 mit dem Begriff „Das Rote Rathaus“ als eines der Wahrzeichen ihrer Stadt. Diese Bezeichnung geht, wie das neue Salemer Rathaus, auf die rote Ziegelfassade zurück.

Das Rote Rathaus in Berlin ist der Sitz des Regierenden Bürgermeisters des Bundeslands Berlin, der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats. Erbaut wurde es von 1861 bis 1871 nach den Plänen von Hermann Friedrich Waesemann. Die Bauzeit des Salemer roten Rathauses dauerte dagegen nur rund zweieinviertel Jahre. Erbaut wurde es nach den Plänen des spanischen Büros „Estudio Gonzales arquitechtos“. Es hatte den europaweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerb gewonnen.
Die Kosten für das Berliner Rote Rathaus beliefen sich auf Basis der damals neu eingeführten Währung auf rund zehn Millionen Mark. Geplant waren drei Millionen. Das Salemer Rathaus kostete einschließlich Gemeindebücherei und Tourist-Info 12,1 Millionen Euro. Die Kostenschätzung wurde nur geringfügig überschritten.
Auch das rote Rathaus in Salem hat einen Turm
Wie das Berliner Rote Rathaus hat auch das Salemer rote Rathaus so etwas wie einen Turm. Der eineinhalbstöckige Ratssaal ragt über das vierstöckige Gebäude hinaus. Und wie am Turm des Berliner Rathauses zeigt dort auch in Salem eine Uhr an, was die Stunde schlägt.