Manfred Härle nahm den Rausschmiss beachtlich gelassen. „Dieses Mal fällt mir die Kapitulation ziemlich leicht“, sagte er lachend und fügte hinzu: „Gönnt doch den Mimmenhausenern das neue Rathaus in rotem Stein, denn Neufrach ist ein gesegnetes Dorf, das darf man wohl sagen, deshalb habt ihr keinen Grund zum Jammern und Klagen. Mimmenhausen hat eine Kirche und Neufrach drei, und der Bahnhof steht auch auf Neufracher Grund. Und da fällt mir noch ein, ganz Salem muss nach Neufrach laufen, wenn man fürs Wochenende bei Aldi und Penny will einkaufen.“

Und wenn‘s nach den Plänen der Hardtwieble geht, dann wird Neufrach den Mimmenhausenern bald noch etwas voraushaben. „Im alten Rathaus ein neues Vereinsheim, das wär‘ toll, denn bei Versammlungen ist es bei uns immer so voll“, schmiedete Vanessa Otterburg ihre Nachnutzungsideen, und der Bürgermeister nahm diesen Ball auf: „Ja, so könnte man das Gebäude sinnvoll nutzen, die Narrenräte kämen dann samstags zum Putzen.“

Der Konter von Vanessa Otterburg: „In Bethlehem, das wirst du seh‘n, wird dir das Lachen noch vergehen.“ Das verging dem Bürgermeister schneller als gedacht. Als das Räumkommando der Hardtwieblezunft ein meterhohes Modell des neuen, roten Rathauses aus dem Umzugswagen hievte, strahlte Manfred Härle noch über beide Ohren. Als sich ihm aber ein undichtes Flachdach auf seinem neuen Amtssitz präsentierte, versteinerte seine Miene schlagartig. Zumal er die Ärmel hochkrempeln und das brüchige Dach mühsam mit den von den Hardtwieble mitgebrachten Reetbündeln abdichten musste.
Die zahlreichen Narren am Straßenrand begleiteten sein Werkeln mit schadenfrohem Applaus. „So ist es halt, wenn man aus vergangenen Fehlern nicht lernen will und weiterhin Flachdächer baut“, spöttelte die Zunftmeisterin dazu. Nach getaner Arbeit war dem Rathaussturm aber doch noch ein gutes Ende beschieden. Der entmachtete Bürgermeister lud alle in den Ratssaal ein. „Genügend Speis und Trank für umsonst könnt ihr haben und euch an Brezeln und vergorenem Traubensaft laben.“