Die älteste Sparkasse Deutschlands, die Sparkasse Salem-Heiligenberg, feiert ihren 275. Geburtstag. Zum Festakt kehrt sie am Freitag, 26. April 2024, an den Ort ihrer Gründung zurück, ins Kloster und Schloss Salem. Über das ganze Jubiläumsjahr 2024 ehrt sie jenen Mann, dem sie ihr Entstehung verdankt: Abt Anselm II. Schwab war der bedeutendste unter den 40 Männern, die durch die Jahrhunderte eine der mächtigsten Reichsabteien Süddeutschlands leiteten, das 1134 gegründete Zisterzienserkloster Salem.

Im Salemer Münster findet der Festakt zum Jubiläum statt. Dem Vorstandsvorsitzenden Hubertus Endres war es wichtig, mit der Feier an den ...
Im Salemer Münster findet der Festakt zum Jubiläum statt. Dem Vorstandsvorsitzenden Hubertus Endres war es wichtig, mit der Feier an den Gründungsort der Sparkasse Salem-Heiligenberg zurück zu kehren. Ins ehemalige Kloster Salem, das seit 1802 als Schloss Salem dem Haus Baden gehört. | Bild: Miriam Altmann

Anselm II., 1713 in Füssen geboren, schrieb sich durch bedeutende Leistungen in die Geschichtsbücher ein. Weithin sichtbares Zeichen seines Wirkens ist die am Bodensee gelegene Wallfahrtskirche Birnau, in den direkt unterhalb der barocken Basilika am Ufer gelegenen Wirtschaftsgebäuden des Konvents in Maurach starb der weitsichtige Reichsprälat im Jahr 1778. Einerseits standesbewusster, auf Repräsentation bedachter Landesherr, war er andererseits von tiefer Frömmigkeit erfüllt und gründete aus sozialer Verantwortung heraus 1749 eine Waisenkasse – aus ihr entstand die Sparkasse Salem-Heiligenberg.

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Die Liste der Äbte der Reichsabtei Salem ist im Münster zu finden. Sie sollte die Klostervorsteher daran erinnern, dass sie nur einer in einer langen Liste sind. Sie endet mit dem 40. Namen, Abt Anselm II. steht an 38. Stelle. | Bild: Martin Baur

Die Waisenkasse von Abt Anselm II.

Abt Anselm II. Schwab auf einem Gemälde, das Besucher des Schlosses heute im Kreuzgang bei einer Führung besichtigen können.
Abt Anselm II. Schwab auf einem Gemälde, das Besucher des Schlosses heute im Kreuzgang bei einer Führung besichtigen können. | Bild: Martin Baur

Verantwortung durch die lange Geschichte

Für Hubertus Endres, den aktuellen Vorstandsvorsitzenden der ersten deutschen Sparkasse, ist diese Geschichte Verpflichtung. „Zum einen versuchen wir schon, diese Tradition zu leben, weil uns die Philosophie gefällt, zum anderen wächst uns aus der langen Historie eine gewisse Verantwortung zu“, beschreibt der Bankchef. Am Anfang habe die Verwaltung der Waisengelder im Vordergrund gestanden, erinnert Endres, in der damaligen allgemeinen Not seien dann Vorsorge und Zukunftssicherung recht schnell notwendig geworden, sodass sich die Kasse für Spareinlagen öffnete. In dieser Tradition sehen wir uns noch immer“, sagt Endres. Soziale Nachhaltigkeit, Vorsorge und Zukunftssicherung seien nach wie vor aktuelle Themen. Und es gehe darum, regionale Wirtschaftskreisläufe zu sichern und zur Fortentwicklung der Region beizutragen. „Ja, das machen wir jetzt seit 275 Jahren.“

Die Zentrale der Sparkasse in der Schlossseeallee.
Die Zentrale der Sparkasse in der Schlossseeallee. | Bild: Sparkasse Salem-Heiligenberg

Vergangenheit ist in der Bank präsent

Dabei ist diese Identität vielfach präsent. Das beginnt bei der Durchwahl zum Kundenservice, die das Gründungsjahr 1749 beinhaltet, die Nummer lautet 82¦1749. Die Historie ist aber auch greifbar. Im Gang zum Büro des Vorstandsvorsitzenden hängt ein Gemälde von Abt Anselm II. und darunter steht die erhaltene prachtvolle Geldkassette aus den Anfängen der Waisenkasse. Im Jubiläumsjahr sollen die Mitarbeiter dann die Möglichkeit zum Schlossbesuch bekommen und die spezielle Führung zu Abt Anselm und der Waisenkasse miterleben, die Schlossverwalterin Birgit Rückert auf Wunsch von Endres und der Bank konzipiert hat. Innerhalb des Festaktes am Freitag, 26. April, hat sie Premiere. Übers Jahr werde die Sparkasse dann fortlaufend zu Führungen einladen, verspricht Endres, „Mitarbeiter, Kunden, Vereine, Vertreter des öffentlichen Lebens“.

1802 endete die Geschichte des Zisterzienserklosters. Die stiftsalemische Waisenkasse wurde ab 1804 als „Großherzoglich Markgräflich ...
1802 endete die Geschichte des Zisterzienserklosters. Die stiftsalemische Waisenkasse wurde ab 1804 als „Großherzoglich Markgräflich Badische Waisen Casse“ weitergeführt. Bei der Übergabe wurden alle Unterlagen und Rechnungsbücher aufgelistet, als einziges Inventarstück wird ein „Geldkasten“ genannt. Die prächtige Kassette gibt es heute noch, sie steht in der Sparkassenzentrale in der Schlossseeallee neben der Türe zum Büro des Vorstandsvorsitzenden Hubertus Endres. | Bild: Martin Baur

Auf diese Geschichte besinne man sich auch zurück, wenn es darum gehe, die Eigenständigkeit hochzuhalten. Endres ist davon überzeugt, dass die Sparkasse Salem-Heiligenberg als vergleichsweise kleine Einheit dauerhaft überlebensfähig ist. Eine Fusion mit einer der großen Sparkassen in der Region ist für ihn kein Thema: „Zum einen befinden wir uns in einer gut funktionierenden und wirtschaftlich gesunden Region und zweitens, das ist eine Kernphilosophie: Wir machen Geschäfte, die wir verstehen, mit Kunden, die wir kennen! Am Ende sind wir bei der plakativen Aussage, geht es der Region gut, geht es der Sparkasse gut.“

Auf der anderen Seite gebe es gestiegene Kundenbedürfnisse und es seien immense Investitionen in Digitalisierung nötig. „Das kannst du als kleine Sparkasse alleine gar nicht stemmen – aber dadurch, dass wir in einem leistungsfähigen Sparkassenverbund drin sind, die uns sekundieren, sehe ich gar kein Problem.“ Ziel sei, eine digitale Bank zu sein. „Aber eine mit Filialen und eine mit einer persönlichen Beratung und der Kernpunkt bleibt, wir machen keine Experimente, keine Ausflüge, bleiben solide.“

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Kunden in der neunten Generation

Was lernt Hubertus Endres als Banker des 21. Jahrhunderts aus der Geschichte? „Wir können lernen, dass ein gesunder Wertekanon die Basis sowohl für wirtschaftliches Handeln als auch für eine Gesellschaft ist.“ Die Öffnung der Waisenkasse für Anlage und Kredite habe für einen lebendigen Wirtschaftskreislauf in der Region gesorgt. Und so steht Regionalität für Endres als Begriff über allem: „Bleibe in deinem Beritt und kümmere dich um die Dinge, die du beeinflussen kannst.“ Faszinierend ist für Endres, dass beim Blick in die ältesten Unterlagen der Kasse Namen auftauchen, die noch heute, nach 250 und mehr Jahren Kunden sind. „Also in der achten, neunten Generation finden sich da tatsächlich Familien.“